Fachkräftemangel IHK Magdeburg: Bürgergeld könnte zu Rückzug aus Arbeitswelt führen
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31. Juli 2023, 11:02 Uhr
Aus Sicht der IHK Magdeburg gibt es zu wenige Anreize für erwerbsfähige Menschen, eine Stelle anzunehmen. IHK-Vizepräsident Luther fordert auch mit Blick auf den Mindestlohn: Leistung muss sich wieder lohnen.
- Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg kritisiert, dass es für arbeitsfähige Menschen ohne Job zu unattraktiv sei, in die Arbeitswelt zu wechseln.
- Laut IHK gibt es etwa 20.000 offene Stellen im Land. Etwa 23.000 Sachsen-Anhalter im Alter zwischen 18 und unter 30 sind erwerbsfähig, erhalten aber Sozialleistungen.
- Größte Hürde auf dem Weg in die Arbeit ist laut Jobcenter in Magdeburg eine fehlende Ausbildung.
Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg ist es für Erwerbsfähige zu unattraktiv, aus der Arbeitslosigkeit in die Arbeitswelt zu wechseln. Vizepräsident Ralf Luther sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Differenz zwischen staatlichen Leistungen und den Aussichten im Niedriglohn-Bereich biete zu wenig Anreiz. "Es ist in meinen Augen eine Missachtung der Arbeitenden", so Luther.
Er plädierte dafür, Wege zu finden, diese Erwerbsfähigen zur Arbeit zu überzeugen. Ausgenommen davon seien Einzelfälle, in denen Menschen nicht arbeiten könnten.
Wir belohnen die Nicht-Arbeit.
"Da läuft schief, dass wir die Grundthese 'Leistung lohnt sich' nicht konsequent umsetzen", erklärte Luther im MDR-Gespräch. Stattdessen werde Nicht-Arbeit belohnt. "Die Wirtschaft hat immer wieder darauf hingewiesen, dass das Bürgergeld eventuell dazu führt, sich noch mehr von der Arbeit zurückzuziehen." Das zeige, dass man auf dem falschen Weg sei.
Beispiel Magdeburg: Nur ein Bruchteil kann eingegliedert werden
Nach Recherchen von MDR SACHSEN-ANHALT gab es unter den 18- bis Unter-30-Jährigen im Jahr 2022 landesweit knapp 23.000 Menschen, die zwar erwerbsfähig waren, aber nur Sozialleistungen erhielten. Dem stehen laut IHK rund 20.000 unbesetzte Stellen gegenüber.
Nach Daten des Jobcenters in Magdeburg gab es in der Landeshauptstadt 2022 bei den 18- bis Unter-30-Jährigen 3.700 erwerbsfähige Personen, die Sozialleistungen bekommen haben. Davon haben 555 an Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung teilgenommen. Letztlich sind von ihnen 129 in einem sozialversicherungspflichtigen Job gelandet.
Keine Ausbildung größtes Hindernis bei Job-Einstieg
Größtes Hemmnis bei der Vermittlung in einen Job war laut Jobcenter die Ausbildung. Nur jeder zweite der Erwerbsfähigen hatte einen Berufs-Abschluss. Häufig fehlten auch passende, eher einfache Jobs.
Ebenso standen nach Aussage des Jobcenters Arbeitszeit-Regelungen und Gehaltsvorstellungen dem Wechsel in die Arbeitswelt entgegen. Nicht zuletzt äußerten Erwerbslose der Agentur gegenüber auch finanzielle Sorgen, wenn staatliche Unterstützung und weitere Vergünstigungen wegfallen.
MDR (Ronald Neuschulz, André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 28.07.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 27. Juli 2023 | 12:00 Uhr
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