Startschuss für Reallabor Energiepark Bad Lauchstädt wird zum Wasserstoff-Vorzeigeprojekt

21. Juni 2023, 10:50 Uhr

In Bad Lauchstädt ist der erste Spatenstich für ein Vorzeigeprojekt der Energiewende in Deutschland gesetzt worden. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach von einem Meilenstein. In dem Energiepark soll aus Wind und Wasser grüner Wasserstoff herstellt, gespeichert und verteilt werden. Das Reallabor kann der Beginn einer neuen Wasserstoffwirtschaft sein, jedoch stellt es nur einen Bruchteil des Bedarfes von Deutschland dar.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Bad Lauchstädt hat ein Goethe-Theater, einen Heilbrunnen und vor allem viel Wind. Am Rande der Kleinstadt drehen sich 42 Windräder. Nun kommen acht hinzu, um den neuen Energiepark zu versorgen. Dieser soll zeigen, wie man aus Windstrom und Wasser grünen Wasserstoff macht und wie man diesen Wasserstoff transportiert und nutzt.

Das Ganze nenne sich Reallabor, koste 210 Millionen Euro und liege direkt neben unterirdischen Salz-Kavernen, die als Wasserstoffspeicher dienen sollen, erzählt Projektleiterin Cornelia Müller-Pagel: "Wir haben in dem Projekt eine Kaverne fertig gesohlt, die ein Arbeitsgasvolumen von 50 Millionen Kubikmetern hat. Das sind umgerechnet etwa 5.000 Tonnen Wasserstoff." Und in diesen Hohlraum passe zweimal das Völkerschlachtdenkmal herein, sagt Müller-Pagel.

Haseloff: Reallabor bedeutend für Energiewende

Bislang speichert die Verbundnetz Gas AG in den Kavernen Erdgas. Mit dem Wechsel auf Wasserstoff soll ein neues Zeitalter eingeläutet werden, in dem die Wirtschaft statt Erdgas grün erzeugte Gase nutzt.

Der erste Spatenstich erfolgte am Mittwoch an der Stelle, wo künftig ein Elektrolyseur Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff spalten soll. Gleich zwei Ministerpräsidenten reisten an: Michael Kretschmer und Rainer Haseloff. Letzterer sprach von einem Meilenstein. Das Reallabor sei eines der wichtigsten Projekte in der Energiewende: "Es füllt praktisch eine Lücke, die wir bisher noch nicht geschlossen haben: Dass wir im Zusammenhang mit der Erzeugung von grünem Strom entsprechend über Elektrolyseure dann Wasserstoff herstellen, speichern und auch für die industrielle Nutzung zur Verfügung stellen." So ein geschlossenes System habe man in dieser Kombination bisher noch nicht realisiert.

Ein Labor im Kleinen

Zum System gehört auch ein Rohrnetz, das den grünen Wasserstoff in mitteldeutsche Chemieparks und Kraftwerke transportieren kann. Doch so groß das alles klingt, es bleibe ein Labor, der Versuch einer Wasserstoffwirtschaft im Kleinem, sagt der Leipziger Professor für Technische Chemie, Bernd Abel: "Wenn wir wirklich auf Wasserstofftechnologie und Wasserstoffwirtschaft umschwenken wollen in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten, dann ist es sicherlich so, dass das, was Deutschland benötigen würde in der Zukunft, so groß ist wie das, was weltweit jetzt produziert wird."

Abel finde es gut, mit der grünen Wasserstoffproduktion endlich anzufangen. Das sieht Bad Lauchstädts Bürgermeister Christian Runkel ähnlich. In seiner Stadt gab es durchaus Kritik am Projekt wegen der vielen Windräder. Doch die Kritiker sind leiser geworden, seitdem die Stadt an Windeinnahmen beteiligt wird.

Außerdem wolle Bad Lauchstädt auch vom Elektrolyseur profitieren, sagt Runkel: "Wir sind aktuell daran, ein neues großes Objekt zu planen. Das nennt sich Goethe-Arkaden. Das beinhaltet eine Therme, eine Mehrzweckhalle und einen Kindergarten. Unser Ziel ist es, diese mit der Abwärme dieses Elektrolyseurs zu beheizen und damit klimaneutral und vor allem kostengünstig zu beheizen."

Das gesamte Reallabor soll in zwei Jahren fertig sein: mit Windrädern, Leitungen, Elektrolyseur und Speicher. Spätestens dann wird es aus Mitteldeutschland grünen Wasserstoff in einer gewissen Größenordnung geben. Bislang gilt: Alle reden von grünem Wasserstoff, aber kaum einer macht welchen. Das soll sich mit Bad Lauchstädt ändern.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 21. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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