Rohstoffabbau in Mansfeld-Südharz Gips-Bohrungen gestoppt: Landkreis und Gewerkschaft verteidigen das Vorhaben
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19. Dezember 2024, 09:13 Uhr
Am Montag hat das Verwaltungsgericht in Halle verfügt, dass bei Questenberg in Mansfeld-Südharz vorerst nicht weiter probeweise nach Gips gebohrt werden darf. Dem vorangegangen war ein Eilantrag des BUND. Nun wehrt sich der Landkreis Mansfeld-Südharz gegen die aus seiner Perspektive "unwahren Darstellungen". Gewerkschafter weisen auf Gips als einen unverzichtbaren Rohstoff hin, der knapp zu werden droht.
- Im Landkreis Mansfeld-Südharz darf erstmal nicht weiter probeweise nach Gips gebohrt werden. Der Landkreis kritisiert dies.
- Der BUND geht davon aus, dass bei den Bohrungen auf jeden Fall Gips gefunden wird.
- Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie fordert die Landesregierung auf, die Jobs in der Gipsindustrie langfristig zu sichern.
Nach dem gerichtlichen Stopp von Probebohrungen im Südharzer Gipskarstgebiet wehrt sich der Landkreis gegen seiner Meinung nach unwahre Darstellungen. Wie die Verwaltung des Kreises Mansfeld-Südharz am Dienstag mitteilte, wird es durch die Bohrungen keine "großflächige Zerstörung unserer Heimat" geben. Außerdem sei die Entscheidung zu Erkundungsbohrungen ausdrücklich keine Entscheidung über die Rohstoffgewinnung selbst.
Die Bohrungen seien mit dem Schutzstatus vereinbar, die geringfügigen Eingriffe fänden ausschließlich auf Wegeflächen statt. Darüber hinaus verwies der Kreis auf "umfangreiche Auflagen", die das zuständige Unternehmen erhalten habe. Sie würden vom Landkreis auch kontrolliert.
Landkreis: Bohrungen ein Schritt, um Informationen zu gewinnen
Der Kreis kündigte an, die weiteren gerichtlichen Entscheidungen abzuwarten. Die Genehmigung der Probebohrungen stehe im Einklang mit der Haltung des Landesverwaltungsamtes, des Landesamtes für Geologie und Bergwesen sowie des Gewässerkundlichen Landesdienstes des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft.
Außerdem verwies das Landratsamt auf das Rohstoffsicherungskonzept des Landes Sachsen-Anhalt. Zur Abwägung aller gesellschaftlicher Interessen müssten umfangreiche Informationen vorliegen. Die beantragten Erkundungsbohrungen seien ein Schritt dazu.
Bereits am 13. und 14. Dezember war mit den Probebohrungen an zwei Stellen begonnen worden. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hatte am Montag angekündigt, dass die Bohrungen fortgesetzt werden sollen.
Grund für Entscheidung: Eingriff in Naturschutzgebiet
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hatte am Montag mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht Halle erwirkt, dass die Probebohrungen gestoppt werden. Laut Landesgeschäftsführer Christian Kunz hat das Verwaltungsgericht in Halle den Stopp der Bohrungen per Hängebeschluss verfügt. Das heißt, die Bohrungen müssen vorbehaltlich einer abschließenden Entscheidung unterlassen werden.
Kunz begründet den Eilantrag des BUND gegen die Bohrungen damit, dass man davon ausgehe, dass auf jeden Fall Gips gefunden wird. Dann würde der Landkreis Mansfeld-Südharz die Rohstoffsicherung vor die Naturschutzbelange stellen und der Firma "Knauf" weitreichende Abbaurechte einräumen. Dadurch würde massiv in das Naturschutzgebiet eingegriffen. Außerdem befindet sich das geplante Abbaugebiet im europäischen Schutzgebiet Flora-Fauna-Habitat. Eine EU-Verordnung sieht nach Kunz' Worten vor, dass solche Gebiete weiter auszubauen und zu fördern sind.
Wann eine abschließende Entscheidung des Verwaltungsgerichtes ergeht, vermochte der BUND-Geschäftsführer nicht abzusehen. Er rechnet damit allerdings nicht mehr in diesem Jahr.
Gewerkschaft spricht sich für Bohrungen aus
Gewerkschafter weisen indes auf die Aspekte von Arbeitsplätzen und Gips als unverzichtbarem Baustoff hin.
Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) forderte Sachsen-Anhalts Landesregierung am Mittwoch auf, die Beschäftigung in der Gipsindustrie langfristig zu sichern. Die Politik müsse sich dringend dafür einsetzen, einen Gipsabbau in Zukunft zu ermöglichen und so Planungssicherheit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu schaffen. Hunderte Arbeitsplätze hingen direkt oder indirekt von der Gipsindustrie ab.
Die IGBCE erklärte, Gips als unverzichtbarer Baustoff drohe knapp zu werden. Mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung entfalle er als Nebenprodukt aus der Rauchgasentschwefelung vollständig.
dpa, MDR (Attila Dabrowski, Christoph Dziedo, Maximilian Fürstenberg, Alisa Sonntag) | Erstmals veröffentlicht am 16.12.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT - Das Radio wie wir | 18. Dezember 2024 | 05:00 Uhr