Ein Fachwerkhaus mit Anbau, der noch im Bau ist. 4 min
Am Freitag wurde in Molmerswende (Mansfeld) das Gottfried-August Bürger-Museum nach Sanierung mit einer neuen Dauerausstellung eröffnet. Sandra Meyer hat sie besucht. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
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Am Freitag wird in Molmerswende (Mansfeld) das Gottfried-August Bürger-Museum nach Sanierung mit einer neuen Dauerausstellung eröffnet. Sandra Meyer hat sie besucht.

MDR KULTUR - Das Radio Do 01.08.2024 16:42Uhr 04:16 min

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Molmerswende Gottfried-August-Bürger-Museum öffnet – vorübergehend

03. August 2024, 03:00 Uhr

Im Mansfelder Molmerswende wurde 1747 der Autor der Abenteuer des Lügenbarons Münchhausen geboren. Eine neugestaltete Ausstellung stellt Gottfried August Bürger vor. Geöffnet hat sie vorerst nur für dieses Wochenende, der Grund sind nötige Brandschutzmaßnahmen.

Am Freitag ist nach fünfjähriger Sanierung das Gottfried-August-Bürger-Museum in Molmerswende (Mansfeld) wiedereröffnet worden. Ein weiteres Literaturmuseum in Sachsen-Anhalt, es widmet sich dem Autor der berühmten Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen. In Molmerswende wurde Bürger 1747 geboren.

Die modernisierte Dauerausstellung öffnet jedoch vorerst nur für dieses Wochenende, denn wegen einer dringenden brandschutztechnischen Nachrüstung wird das Haus am Montag wieder geschlossen. Ab September soll die Schau dauerhaft geöffnet sein.

Autor der Münchhausen-Abenteuer

Gottfried August Bürger (1747–1794) hat die Geschichten um den Lügenbaron Münchhausen bekannt gemacht, den adeligen Flunkerer auf der Kanonenkugel. Mit so einer Kanonenkugel nach Molmerswende zu reisen wäre heute sehr hilfreich, denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es schwierig, den 240-Seelen-Ort in den Mansfelder Bergen zu erreichen.

Ein Mann fliegt durch den Himmel und hält sich an einer Kanonenkugel fest.
Die Geschichten des Lügenbaron Münchhausen sind bis heute populär, hier ein Bild aus einer Verfilmung mit Jan Josef Liefers. Bildrechte: MDR/ARD/SWR/Stephanie Kulbach/Montage

Dabei kann man hier bemerkenswerter Literaturgeschichte mit dem Dichter und Übersetzer Gottfried August Bürger authentisch nachspüren. Wie Erwin Moras, Vorstand des Gottfried-August-Bürger-Fördervereins, erklärt, ist das Ensemble um die sanierte Kirche und das nebenstehende Pfarrhaus wieder so, wie es zu Bürgers Geburt um 1700 war.

Verein engagiert sich für Bürger-Erbe

Seit Jahren engagieren sich die knapp 20 Mitglieder des Vereins für das Gedenken an den berühmten Sohn der Gegend. Sie blicken auf eine lokale Tradition zurück. Moras sagt dazu: "Es gab ja schon in den 20er-Jahren sehr große Initiativen, das Erbe von Gottfried August Bürger zu würdigen. Und dann, in den 60er- und 70er-Jahren, gab es die jährlichen Dorffestspiele zu Ehren des Dichters. Es gab auch eine gewisse Verpflichtung, sich dieser Sache anzunehmen."

Nur durch dieses ehrenamtliche Engagement konnte das Museum gerettet werden. So wurde das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert in den vergangenen fünf Jahren saniert, der Nordanbau neu errichtet, Sanitäranlagen und eine Wärmepumpe eingebaut. Dafür hat man beachtliche 700.000 Euro Fördermittel eingeworben. Auch einen Aufzug für die Beförderung von mobilitätseingeschränkten Besuchern gebe es, erwähnt Moras.

Gottfried August Bürger auf einem Podest, historischer Stich.
Der Schriftsteller und Balladen-Dichter Gottfried August Bürger Bildrechte: imago/imagebroker

Goethe mochte ihn nicht

Vor allem hat das Museum nun eine zeitgemäße Dauerausstellung. Die bietet gleich zu Beginn einen durchaus ambivalenten Rundumschlag zu Bürgers Leben und seine Frauen – denn der Dichter führte ganz "anrüchig", wie es damals hieß, eine Ehe zu dritt.

Auch die literarischen Weggefährten Bürgers werden betrachtet, teils waren sie ihm nicht wohlgesonnen, so wie Goethe und Schiller. Von denen gibt es im Museum einige Gedichte als Rap. Moras sagt, das sei eine Methode, auch Jugendlichen die Literatur nahezubringen.

An weiteren Stationen erfährt man etwas über den aufmüpfigen, aber wissbegierigen kleinen Gottfried, der vom Gymnasium in Aschersleben flog, aber für den Lateinunterricht zu Fuß ins sechs Kilometer entfernte Nachbardorf lief.

zwei Männer stehen rechts und links von einer Statue.
Erwin Moras (rechts) neben der Büste von Gottfried August Bürger. Bildrechte: MDR/Theo M. Lies

All das sei Basis für Bürgers späteres Werk als Übersetzer und Dichter gewesen, erläutert Moras und ergänzt, dass Bürger mit der Darstellung der Lenore in einer schaurigen Ballade letztendlich die klassische deutsche Ballade begründet habe. Ob die Ballade heute noch in den Köpfen ist, darf bezweifelt werden.

Sehr wohl sind aber Bürgers Wortschöpfungen präsent. Denn was viele sicher nicht wissen: Von Bürger stammen Worte wie "querfeldein" oder "mucksmäuschenstill". Im neugestalteten Museum kann man an einer Magnettafel auch selbst Worte kreieren.

Alles andere als spießbürgerlich

Denn gerne möchte man hier die Person Bürgers ins Heute bringen, sagt Annerose Moras, ebenfalls Vereinsmitglied. Gar nicht mal als den großen Dichter, auf einer Säule, erläutert sie weiter, sondern als Person "mit einem bisschen Kuddelmuddel im Liebesleben und einem bisschen Kuddelmuddel beim Zurechtkommen mit Geld". Über diese ganzen Punkte sei er anschlussfähig – er sei nicht das Ideal, aber man könne sich ihm wirklich gut nähern.

"Alles andere als spießbürgerlich" wird er denn auch in der Ausstellung beschrieben. Und so erfährt man immer die zwei Seiten in Bürgers Leben: seine Lügengeschichten um Münchhausen gingen um die Welt mit Millionenauflage – allerdings verdiente er selbst kaum einen Cent. All das wird im Museum auf unterhaltsame Weise versinnbildlicht.

Quelle: MDR KULTUR (Sandra Meyer)
Redaktionelle Bearbeitung: op

Weitere Informationen

Gottfried-August-Bürger-Museum

Gottfried-August-Bürger-Straße 22
06343 Stadt Mansfeld, OT Molmerswende

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 02. August 2024 | 14:15 Uhr

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