Staatsschutz ermittelt Neue Stolpersteine für Zeitz: Tausende Euro Spenden nach Diebstahl
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11. Oktober 2024, 05:00 Uhr
Nachdem in Zeitz alle Stolpersteine gestohlen wurden, sammelt der Burgenlandkreis Spenden, um die zehn Gedenktafeln zu ersetzen. In wenigen Tagen sind fast 18.000 Euro zusammengekommen. Der Diebstahl, der am Morgen des 7. Oktobers bemerkt wurde, dem Jahrestag des Angriffs der Hamas auf Israel, löste in Sachsen-Anhalt Entsetzen aus. Weil der Diebstahl einen antisemitischen Hintergrund haben könnte, ermittelt der Staatsschutz.
- Bei der Spendenaktion für die gestohlenen Stolpersteine in Zeitz sind in wenigen Tagen fast 18.000 Euro zusammengekommen.
- Unbekannte hatten alle zehn Stolpersteine in der Stadt gestohlen. Für Hinweise wurde eine Belohnung von 1.000 Euro ausgesetzt.
- Mit den Spenden sollen neue Steine finanziert werden.
In Zeitz im Burgenlandkreis sind bei der Spendenaktion für die gestohlenen Stolpersteine innerhalb weniger Tage fast 18.000 Euro zusammengekommen. Das teilte die Kreisverwaltung MDR SACHSEN-ANHALT mit. Bis zum Donnerstagnachmittag sind demnach rund 17.700 Euro auf das Konto eingegangen.
Gedenktafeln für zur NS-Zeit deportierte Juden in Zeitz gestohlen
Unbekannte hatten die Stolpersteine lauf Polizei am vergangenen Wochenende gestohlen. Einem Stadtsprecher zufolge war am Montag, dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel, aufgefallen, dass alle zehn Stolpersteine in der Stadt fehlen. Laut Polizei hat der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen, da ein antisemitischer Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne.
Mit den Stolpersteinen wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die während der NS-Zeit verfolgt, vertrieben oder in Konzentrationslagern ermordet wurden. Die im Boden verlegten Messingplatten tragen die Namen der NS-Opfer und sind auf den Gehwegen vor ihren letzten Wohnhäusern eingelassen.
1.000 Euro Belohnung für Hinweise
Politiker und Organisationen hatten sich angesichts des Vorfalls erschüttert gezeigt. Laut dem Landtagsabgeordneten für Zeitz, Sebastian Striegel (Grüne), zeigt die Tat, dass in der Gesellschaft Antisemitismus grassiert. Striegel erklärte nach Bekanntwerden des Falls, er setze in Absprache mit dem Zeitzer Bündnis für Vielfalt und Demokratie sowie der Initiative Stolpersteine für Zeitz eine Belohnung von insgesamt 1.000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter sowie zur Rückgabe des Diebesguts führen.
Die Linken-Fraktionsvorsitzende Eva von Angern bezeichnete den Diebstahl als "abscheulich". Besonders perfide ist Angern zufolge, dass die Tat zeitlich mit dem Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel zusammenfiel.
Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), sprach von einer unverzeihlichen Tat, die niemals zu entschuldigen sei. Wer dies tue, wolle auch den Holocaust aus der Erinnerungskultur herausreißen. Ulrich forderte, dass die Steine sofort ersetzt werden müssten.
Burgenlandkreis startet Spendenaufruf für neue Stolpersteine
Für neue Steine würden finanzielle Mittel benötigt, erklärte Landrat Ulrich Anfang dieser Woche. Er rufe daher auf, für neue Steine zu spenden. Das Konto dafür hatte der Kreis bereits Anfang der Woche eingerichtet. Laut Kreisverwaltung wird der Spendenaufruf von mehreren Kreistagsabgeordneten verschiedener Parteien unterstützt, ebenso von der Bürgermeisterin der Stadt Zeitz, Kathrin Weber.
Einen Stolperstein neu verlegen zu lassen kostet laut dem hessischen Künstler und Initiator Gunter Demnig rund 120 Euro. Damit würden neben dem Material und der Herstellung unter anderem die Organisation der Verlegung, der Transport sowie Beratung und Recherche finanziert, heißt es auf der Internetseite des Projektes.
Stolperstein-Initiator: Gedenktafeln werden immer wieder gestohlen
Es ist nicht das erste Mal, dass Stolpersteine gestohlen wurden. In der Regel seien es Diebstähle von einzelnen Stolpersteinen, sagte Gunter Demnig. Weltweit seien in 32 Ländern bisher rund 112.000 Stolpersteine verlegt worden. Gestohlen wurden laut Demnig etwa 900.
Für Demnig ist im jetzigen Fall der zeitliche Zusammenhang zum Gedenken an das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober eindeutig. Die gestohlenen Stolpersteine sollen nun schnellstmöglich ersetzt und neu verlegt werden, so Demnig.
dpa, MDR (Dirk Jacobs, Cornelia Winkler, Attila Dabrowski, Norma Düsekow, Maren Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 08.10.2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 10. Oktober 2024 | 15:30 Uhr