In der märchenhaften Zeichnungscollage von Kerstin Grimm steht rechts ein Mädchen mit einem Schlauch, sie begießt einen winzigen Menschen, der unter einer Glasglocke steht
Eine der märchenhaften Collagen von Kerstin Grimm, zu sehen in der Ausstellung "Der 7. Brunnen" in der Kunstsammlung Jena. Bildrechte: Eric Stephan, Kunstsammlung Jena/Kerstin Grimm

Kulturelle Ausflugsziele Wohin am Wochenende? Tipps für Jena, Plauen und Goseck

10. Oktober 2024, 15:30 Uhr

Endlich Wochenende! Und das wird märchenhaft. Mit einer "Theaterpredigt" auf Schloss Goseck beleuchtet das DNT Weimar den Realitätsgehalt von "Hänsel und Gretel". Im Theater Plauen gibt es "Jelisaweta Bam" von Daniil Charms, eine absurde Geschichte gegen politische Willkür. Und die Kunstsammlung Jena entführt Sie mit den märchenhaften Collagen und Skulpturen von Kerstin Grimm in eine andere Welt. Das sind unsere Tipps:

Vielleicht ist das ganze Wochenende ein Märchen? Sie stolpern verwunschen aus der Woche und müssen erlöst werden! Von der guten Sonntagsfee. Doch erst müssen Sie böse Mächte besiegen, zum Beispiel einen grimmigen Sturm, der am Wochenendhorizont aufzieht. Nur gemeinsam mit Freunden und Familie können Sie den besiegen: vielleicht im Museum oder im Theater. Denn Kunst und Kultur, das sind die Guten in dieser Geschichte! Und schließlich siegt das Happy End.

Goseck: Dem Märchen auf den Zahn fühlen

Dass es im Märchen aber ganz schön zur Sache gehen kann, sehen wir an "Hänsel und Gretel". Da werden Kinder im Wald ausgesetzt, gemästet, gefressen. Die Eltern leben mehr als prekär und die Hexe führt ein selbstbestimmtes Leben im Wald. Oder? Ja, was denken wir denn heute über diese Märchenwelt? Was war das für eine Familie in der Besenbinderhütte, und welche Traditionen sind noch zeitgemäß?

Die Burg, Schloss und Kloster Goseck umrahmt von Bäumen
Märchenhafte Kulisse: Auf Schloss Goseck in der dortigen Schlosskirche findet die "Theaterpredigt" zu "Hänsel und Gretel" statt. Bildrechte: picture alliance / ZB | Peter Endig

Das DNT Weimar veranstaltet dazu eine "Theaterpredigt" auf Schloss Goseck. Unter dem Titel "Kinder, schaut das Wunder an!" diskutieren ein Dramaturg, ein Pfarrer und eine Schülerin – "eine Auseinandersetzung zwischen jungem Denken, Kirche und Theater", heißt es, und Musik aus Humpderdincks Märchenoper gibt es obendrauf (im November bringt das DNT Weimar das Stück neu auf die Bühne). Lassen Sie sich also verzaubern.

Weitere Informationen zur Veranstaltung (zum Ausklappen)

Kinder, schaut das Wunder an!
Theaterpredigt zur Märchenoper "Hänsel und Gretel"


Mit Ensemblemitgliedern des DNT Weimar und Pauline Lätsch (Schülerin), Simon Berger (Dramaturg) sowie Daniel Schilling-Schön (Pfarrer)

Wo:
Schlosskirche Goseck auf Schloss Goseck
06667 Goseck

Wann:
Sonntag, 13. Oktober 2024
16:30 Uhr

Eintritt frei

Plauen: Theater mit Wortakrobatik und befreiendem Lachen

Ein Märchen ist das Stück "Jelisaweta Bam" von Daniil Charms wohl nicht, aber die Realität soll sich hier lieber hinter der Heizung verstecken. In der absurden Farce des im stalinistischen Russland verfolgten Charms klopfen zwei Männer an die Tür und wollen Jelisaweta verhaften. Im Kampf gegen den Tod beginnt eine Ablenkung mit artistischen Kunststücken, die Männer streiten mit Jelisawetas Mutter. Der politischen Willkür wird mit surrealer und sprachakrobatischer Schrillheit der Garaus gemacht.

Vielleicht bleibt das Lachen erst im Halse stecken, doch es bricht sich Bahn, versprechen begeisterte Kritiker. Die Inszenierung zeige "wieviel Schmerz unter gutem Witz liegen kann", heißt es auf dem Theaterportal "Nachtkritik".

Drei Schauspieler auf der Bühne, einer steht Kopf, Szene aus "Jelisaweta Bam" von Daniil Charms im Theater Plauen
"Jelisaweta Bam" von Daniil Charms am Theater Plauen ist eine absurde Farce gegen politische Willkür. Bildrechte: André Leischner

Weitere Informationen zur Aufführung (zum Ausklappen)

"Jelisaweta Bam" von Daniil Charms

Wo:
Kleine Bühne im Vogtlandtheater Plauen
Theaterplatz
08523 Plauen

Dauer:
75 Minuten, keine Pause

Wann:
13. Oktober, 18 Uhr

Jena: Versponnene Kunst aus einer anderen Welt

Wenn Sie in die Welt der Künstlerin Kerstin Grimm eintreten, könnten Sie sich zuweilen fühlen wie Alice im Wunderland. Tatsächlich heißt ein Werk sogar "Kinderspiele: Alice remastered". Mit ihren Collagen und Skulpturen holt Grimm das Verborgene ans Licht: Eine Welt hinter den Spiegeln, wunderschön, versponnen und rätselhaft schwebend. Manchmal schleicht sich auch ein kleiner Grusel ein.

Wenn Sie sich noch gut daran erinnern können, was sich unter Ihrem Bett verborgen hat, als Sie ein Kind waren, sind Sie in der Ausstellung "Der 7. Brunnen" genau richtig. Lassen Sie sich also gern irritieren.

Weitere Informationen zur Ausstellung (zum Ausklappen)

"Der 7. Brunnen"
Werke von Kerstin Grimm
bis zum 17. November 2024

Wo:
Kunstsammlung Jena
Markt 7
07743 Jena

Wann:
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Montags geschlossen

Eintritt:
5 Euro, ermäßigt 3 Euro

Der persönliche Tipp: Schlosspark Machern

Carl Heinrich August Graf von Lindenau mochte es auch märchenhaft und stellte sich übermütige Bauwerke in den Park vor sein Schlösschen in Machern: sozusagen ein kleines Disneyland des 18. Jahrhunderts. Einmal um den Schwemmteich herumgelaufen, durch Birken- und Buchen-Alleen, entdeckt man Orte mit klangvollen Namen wie Wilhelmsruhe, Ritterburg, Pyramide, Agnes-Tempel, Käuzchenbad ... Da es sich um einen Freimaurerischen Garten handelt, gibt es auch Geheimnisse zu entdecken, am besten mittels einer Führung, im Winter gar mit mystischem Fackellicht.

Die eigentlichen Hauptrollen im Schlosspark spielen jedoch die Bäume. Alte knorrige Gestalten, im 90-Grad-Winkel gebeugt oder verdreht. Einem Stamm ist ein richtiger Baumhintern gewachsen (Obacht: unbekleidet). Das wird ein wunderbarer Ausflug, wenn in der Herbstluft bei leichtem Nebel überm Teich die Enten schnattern. Alles nur ca. 15 Minuten vom S-Bahnhof Machern entfernt.

Eine Statue der Vestalin steht gegenüber einer Pyramide im Schlosspark Machern. In der Pyramide wollte sich der Schlossherr einst begraben lassen.
Carl Heinrich August Graf von Lindenau ließ sich im 18. Jahrhundert unter anderem eine Pyramide in den Schlosspark Machern bauen. Ursprünglich als Grabanlage gedacht, gibt es dort freimaurerische Geheimnisse zu entdecken. Bildrechte: imago/Hanke

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