Filmstart "Schneewittchen": Wie Uta von Naumburg Walt Disney inspirierte
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20. März 2025, 04:00 Uhr
Eine Disney-Neuverfilmung von "Schneewittchen" ist ab sofort im Kino zu sehen. Der Film greift dabei auf Elemente von Walt Disneys Trickfilm von 1937 zurück. Statt Zeichentrickfiguren erfüllen nun Schauspielerinnen und Schauspier die Rollen. Doch eines ist gleich geblieben: Die Darstellung der bösen Königin, die laut Experten an Uta von Naumburg angelehnt ist.
- Walt Disney nahm Uta von Naumburg als Vorbild für Schneewittchens böse Stiefmutter.
- Ihre Darstellung prägte das Bild dieser bösen Königin im Film.
- Auch die Neuverfilmung greift die Optik auf.
Sie waren auf der Suche nach inspirierenden Gesichtern: Anfang der 1930er-Jahre machte sich Trickfilmzeichner und Filmproduzent Walt Disney zusammen mit seinem Bruder Roy auf den Weg nach Europa. Ihre Reise war geprägt von einer intensiven Suche. Mehr als 300 Kunstbücher sollen sie in der Zeit beschafft und gewälzt haben. Und irgendwann stoßen sie auf einen besonderen Fotoband.
Walt Disney entdeckt Uta auf einer Europareise
"Ein Buch, da können wir ziemlich sicher von ausgehen, war von Walter Hege, über die Skulpturen und den Dom zu Naumburg – wo sie dann eben die wunderschöne Uta gesehen haben", erzählt Holger Kunde, Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz. Und die Fotografie sollte bald zum Vorbild für Disney werden.
Naumburger Fotograf hatte Stifterfigur in Szene gesetzt
Walter Hege, Naumburger Fotograf und Kameramann, hatte Uta in den 1920er-Jahren geradezu als Filmstar porträtiert. Ungewöhnlich für eine Stifterfigur, aber eben auch besonders beeindruckend. 1925 publizierte Hege gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Wilhelm Pinder über den Naumburger Dom und seine Bildwerke.
Und darin findet sich – natürlich – auch die berühmte Uta von Ballenstedt, heute besser bekannt als "Uta von Naumburg": Eine der zwölf Stifterfiguren einer früheren Kapelle, um die der Naumburger Dom im 13. Jahrhundert gebaut wurde. Uta und die anderen Figuren wurden vom sogenannten – weil namenlosen – Naumburger Meister geschaffen. Sie zählt zu den bedeutendsten gotischen Bildwerken Deutschlands.
Die Fotografie Utas jedenfalls hinterließ Eindruck bei Walt Disney. Sie wurde zum optischen Vorbild einer seiner wichtigsten ersten Trickfilmfiguren – die der bösen Königin oder Stiefmutter.
Utas Rolle als politisches Signal an Hitler-Deutschland
Dass es 1937 genau diese Rolle wird, ist nicht ohne historischen Kontext zu sehen. Denn Uta aus dem Naumburger Dom war in den 1920er-Jahren schon ein nationales Symbol geworden, sagt Holger Kunde: "Dass es dann nun gerade die böse Königin mit Uta erwischt hat, ist vielleicht auch ein bisschen politisch zu deuten. Dass Walt Disney da schon gesehen hat: Wir nehmen gerade diese von den Deutschen so Verehrte, um da ein bisschen gegenzusteuern."
Dass es dann nun gerade die böse Königin mit Uta erwischt hat, ist vielleicht auch ein bisschen politisch zu deuten.
Mit dunklem Kleid, Krone und dem auch für Uta so typischen Stehkragen entsteht sie jedenfalls, die Stiefmutter. Und sie kommt an beim Publikum: Einmal geschaffen, greifen die folgenden Schneewittchen-Verfilmungen diese Optik immer wieder auf.
Der Uta-Look kommt an
"Der Film von 1937 ist Kult", sagt MDR KULTUR-Filmexpertin Anna Wollner. "Und dieses ikonische Kostüm von ihr wird damals natürlich versucht zu kopieren." Auch im aktuellen Film ist ein Kostüm der bösen Königin angelehnt an das Original zu sehen, optisch verändert wurde die Stiefmutter über die etlichen Filme der bald 90 Jahre hinweg nur wenig. "Einfach weil viele, wenn sie sich an Schneewittchen in Filmversion erinnern, sich an den Animationsfilm erinnern, der ja über Generationen hinweg funktioniert hat. Und da hat das einfach einen riesengroßen Wiedererkennungseffekt", so die Filmexpertin.
Trotz des großen Erfolgs der Stiefmutter-Figur kam der Bezug zu Uta erst vor 20 Jahren ans Licht. Damals recherchierten Pariser Museumsleute im Zuge einer Ausstellung zu Walt Disneys Europareise – und stellten schließlich den Bezug zu Naumburg her. In natura sollen die Disney-Brüder Uta in Naumburg aber nicht gesehen haben – dafür mittlerweile unzählige Kinobesucher die ihr nachempfundene Königin.
Quelle: MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: Carolin Büscher
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. März 2025 | 16:50 Uhr