Podcast "Digital leben" Wie ein Sachsen-Anhalter die digitale Verwaltung voranbringen will
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von Marcel Roth, MDR SACHSEN-ANHALT
10. Dezember 2023, 12:36 Uhr
André Göbel ist Nerd – für Digitales und für Verwaltung. Er kommt aus Wernigerode und ist seit November Präsident der Föderalen IT-Kooperation (FITKO). Was sie macht und wie André Göbel die deutschen Verwaltungen digital fit machen will, erzählt er im MDR SACHSEN-ANHALT Podcast "Digital leben".
- André Göbel ist in Wernigerode geboren, hat an der Hochschule Harz studiert und ist seit November Präsident der FITKO.
- Bei der digitalen Verwaltung geht es ihm auch manchmal zu langsam. Er weiß aber auch, woran das liegt.
- Bund, Länder und Kommunen haben unterschiedliche Bedürfnisse.
André Göbel tritt freundlich und vor allem ruhig auf. Das muss er in seinem Job auch. Schließlich will er das Digitale und die Verwaltungen zusammenbringen und sollte dabei nicht die Nerven verlieren. Zumindest zum Augenrollen hätte André Göbel Grund genug.
2009 gibt er dem Focus ein Interview – damals noch als Wissenschaftler der Hochschule Harz. Der Bericht trägt die Überschrift "Per Mausklick ins Rathaus". Darin bremst André Göbel die Erwartungen an die Digitalisierung der Verwaltungen und sagt: "Bis 2014 wird viel Verständnis gefragt sein, für die Verwaltungen noch mehr als für den Bürger."
Vierzehn Jahre später, 2023 sagt Göbel im MDR SACHSEN-ANHALT Podcast "Digital leben": "Dass es tatsächlich so langsam geht, das habe ich unterschätzt. In diesem Geschäft gehört es auch dazu, manchmal Dinge hinnehmen zu müssen, über die man eigentlich nur noch den Kopf schütteln kann." Zwar würde die deutsche Idee des elektronischen Personalausweises international viel kopiert, aber in Deutschlands selbst gäbe es Probleme, ihn in die Breite zu bekommen. "Wir müssen scheitern lernen, aber auch daraus Konsequenzen ziehen", sagt Göbel.
Wernigerode, China, FITKO
Göbel beschäftigt sich seit 21 Jahren mit der digitalen Modernisierung der Verwaltung: Als Wehrdienstleistender schlägt er im Sanitätsdienst der Bundeswehr eine elektronische Datenbank vor. Später studiert er an der Hochschule Harz. Seine Doktorarbeit beschäftigt sich damit, dass Verwaltungen ein Standortfaktor für Unternehmen sind. In China arbeitet er an der IT-Strategie eines deutschen Konzerns mit und zuletzt war er Chef der Digitalagentur Brandenburg.
Ja, ich bin ein Nerd und stehe dazu.
Seit November ist Göbel nun Präsident der Föderalen IT-Kooperation (FITKO). Er hat damit eine entscheidende Position inne, wenn es um Deutschlands digitale Verwaltung geht. Die FITKO soll das umsetzen, was der IT-Planungsrat beschließt. Im IT-Planungsrat sind alle Verwaltungsdigitalisierer von Bund und Ländern vertreten. Er soll zum Beispiel Standards festlegen und so die IT-Zusammenarbeit von Kommunen, Landkreisen, Bundesländern und dem Bund verbessern.
"Der IT-Planungsrat beschließt, wie wir die Informationstechnik in Deutschland einsetzen, um das Leben der Menschen und die Arbeit der Unternehmen zu verbessern", sagt Göbel. Konkret umsetzen soll das dann die FITKO. Sie betreibt zum Beispiel die einheitliche Behördenrufnummer 115. Bürgerinnen und Bürger können dort Informationen abfragen oder Termine vereinbaren. Außerdem entwickelt die FITKO einen Dienst, der viele Softwareprodukte der deutschen Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen miteinander verknüpfen soll, sagt Göbel.
Eine Verwaltung ist dann gut, wenn die Menschen ein gutes Leben haben. Die Verwaltung ist das Betriebssystem des Landes.
Die FITKO hat ein Budget von 187 Millionen Euro und will im kommenden Jahr etwa 100 Mitarbeiter haben. André Göbels Vertrag als Präsident der FITKO läuft über fünf Jahre. Seine Rolle sieht er vor allem als Vermittler. "Ich bin nicht Mister Digitalisierung", sagt er. Er will ausgleichen und die unterschiedlichen Ansichten und Bedürfnisse von Bund, Ländern und Kommunen zusammenbringen. Weil Bund, Länder und Kommunen von unterschiedlichen Parteien regiert werden, sagt Göbel: "Ich bin neutral. Vermitteln ist allerdings natürlich politisch. Aber ich bin in keiner Partei."
Warum deutsche Verwaltungen digital nicht vorankommen
Wer den Eindruck hat, dass die digitale Modernisierung der deutschen Verwaltungen bislang nicht allzu weit vorangekommen ist, dem widerspricht Göbel nicht. Sondern er erklärt, warum das im Föderalismus so ist: weil Bund, Länder und Kommunen unterschiedliche Bedürfnisse hätten. Ein Beispiel: "Bestimmte Informationen können nur für eine bestimmte Region spezifisch sein, weil dort Besonderheiten im Umweltschutz eingehalten werden müssen." Deswegen sei Software von Region zu Region unterschiedlich aufgebaut. "Das sieht von außen aus wie ein Zoo. Aber dieser Zoo hat gute Gründe."
Aber Göbel sagt, diese Unterschiede müsse man nicht beibehalten. "Wir wollen den Kern der Verwaltung auf einheitliche Standards überführen." Dabei soll die FITKO helfen und alle föderalen Ebenen ins Gespräch bringen. In Zukunft sollen sich dabei auch zivilgesellschaftliche Organisationen einbringen. Im MDR SACHSEN-ANHALT Podcast "Digital leben" sagt Göbel, dass die FITKO Verwaltungen auch dabei helfen würde, weniger kompliziert zu denken. "Das ist unser Job."
Und das ist wohl nicht notwendigerweise eine Frage der IT. Deutsche Behörden haben zum Beispiel 17 verschiedene Regeln dafür, was sie als Einkommen eines Bürgers verstehen.
MDR (Marcel Roth)
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