Hohe Gaspreise Wirtschaftsminister Schulze: Lösungen für SKW Piesteritz nötig

08. September 2023, 12:16 Uhr

Wegen hoher Gaspreise und einer Absatzflaute hat der Düngemittelhersteller SKW Piesteritz in der Lutherstadt Wittenberg gedroht, Teile seiner Produktion nach Österreich auszulagern. Dort sollen die Gaskosten 20 Prozent niedriger sein. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Schulze fordert den Bund auf, Lösungen zu finden. Ministerpräsident Haseloff äußert Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Wittenbergs Oberbürgermeister Zugehör spricht von einer katastrophalen Entwicklung.

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Nach der Abwanderungsdrohung des Düngemittelherstellers SKW Piesteritz hat Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze an die Bundesregierung appelliert, Lösungen zu finden. Der CDU-Politiker sagte dem MDR, die Situation sei sehr ernst. Piesteritz sei ein extrem wichtiges Unternehmen in Ostdeutschland, seine Geschäftsgrundlage dürfe nicht verloren gehen. Zwar sei russisches Gas mit Sanktionen belegt, nicht aber Harnstoff und Ammoniak, die daraus gewonnen würden. Diese Produkte kämen im Moment sehr günstig auf den deutschen Markt. Piesteritz habe da keine Chance, mitzuhalten.

SKW will Produktion nach Österreich verlagern

Der Wittenberger Düngemittelhersteller SKW Piesteritz hatte diese Woche damit gedroht, seine Produktion ins Ausland zu verlagern. Als Gründe nannte das 800-Mitarbeiter-Unternehmen die hohen Energiepreise sowie eine anhaltende Absatzflaute – unter anderem wegen der russischen Düngemittelimporte. Anders als Öl und Gas dürfen Düngemittel aus Russland weiter in die EU eingeführt werden. Sie sind von den Sanktionen ausgenommen. Sollte die Bundesregierung nicht die hohe staatliche Umlage senken, sehe man sich gezwungen, Teile der Produktion ins Ausland zu verlegen.

SKW hat ein weiteres Werk in Österreich, in Linz. Laut Firmensprecher Christopher Profitlich ist dort Erdgas um 20 Prozent günstiger. Am Standort Piesteritz seien dennoch keine Entlassungen geplant.

Haseloff kritisiert Dünger-Importe in Brief an Kanzler Scholz

Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt
Ministerpräsident Reiner Haseloff kritisiert die stark gestiegenen Importe von Düngemitteln wie Harnstoff und Ammoniak. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Peter Gercke

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat nach der Ankündigung von SKW in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz seine Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland geäußert. Darin kritisierte er vor allem die stark gestiegenen Importe von Düngemitteln wie Harnstoff und Ammoniak. Ein Regierungssprecher in Magdeburg sagte, allein die Importe von Harnstoff nach Deutschland seien im ersten Halbjahr um 670 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Problematisch sei vor allem, dass ein Großteil dieser Importe aus Russland komme.

In dem Brief von Haseloff heißt es unter anderem, die Einfuhren von russischem Harnstoff und Ammoniak hätten den deutschen Markt inzwischen zu 80 Prozent abgedeckt. Damit entstünden Wettbewerbsnachteile für deutsche Firmen, wie zum Beispiel den SKW Stickstoffwerken Piesteritz in Wittenberg. Haseloff bat Scholz nun, sich für einen fairen Wettbewerbsrahmen einzusetzen. Es sei höchste Zeit gegenzusteuern. Die Düngemittelbranche in Deutschland produziere unter hohen Verlusten.

OB Zugehör: Katastrophale Entwicklung für Wittenberg

Auch Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) nahm die Ankündigung von SKW nach eigener Aussage ernst. Es gebe keinen Grund, an der Ernsthaftigkeit zu zweifeln. Zugehör sagte MDR SACHSEN-ANHALT, eine Auslagerung oder Stilllegung der SKW-Produktion wäre für die Stadt Wittenberg eine Katastrophe. Im Umfeld von SKW würde das 10.000 Arbeitsplätze gefährden.

SKW Piesteritz gehört zu den zehn umsatzstärksten Unternehmen in Sachsen-Anhalt. 

MDR (André Damm, Cornelia Winkler) | Erstmals veröffentlicht am 06.09.2023.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. September 2023 | 13:00 Uhr

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