Faszination Oldtimer Wieder mehr Trabis auf Sachsen-Anhalts Straßen unterwegs

28. April 2023, 16:25 Uhr

Rennpappe oder Stinker: Der Trabant hat viele Spitznamen. Seit ein paar Jahren sind wieder mehr Zweitakter auf Sachsen-Anhalts Straßen unterwegs. Überhaupt entdecken die Menschen im Land ihre Liebe zu alten Autos, zeigt eine Recherche von MDR SACHSEN-ANHALT.

MDR SACHSEN-ANHALT-Autor Hannes Leonard steht im Profil vor einer Wand
Bildrechte: MDR/Hannes Leonard

In Sachsen-Anhalt gibt es immer mehr Autos, die 30 Jahre oder älter sind. Im Jahr 2018 waren im Land insgesamt 4.916 sogenannte Pkw-Oldtimer unterwegs. Fünf Jahre später sind es schon 8.478 Uralt-Pkw, teilt das Statistische Landesamt in Halle auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit.

Oldtimer und H-Kennzeichen Das Historien-Kennzeichen am Auto, kurz H-Kennzeichen, kann grundsätzlich für Autos genutzt werden, wenn es vor 30 Jahren erstmals neu zugelassen wurde. Zudem muss es nach Angaben von Prüforganisationen weitgehend im Originalzustand oder mit Originalteilen restauriert worden sein.

Versicherungen bieten für Autos mit solchen Kennzeichen günstigere Tarife an. Außerdem ist unabhängig von Hubraum und Verbrauch nur eine pauschale Kfz-Steuer fällig.

Insgesamt haben im Zeitraum von 2018 bis 2022 in Sachsen-Anhalt 4.551 Kraftfahrzeuge zusätzlich das automobile Rentenalter erreicht (2018: 6.858, 2022: 11.409), so die Zahlen des Statistischen Landesamtes in Halle. Auffällig dabei: Anfang 2022 sind 5.567 Zweitakter in Sachsen-Anhalt unterwegs, belegen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Vier Jahre zuvor sind dagegen nur 4.986 Trabis registriert. "Das hat vielleicht auch mit der Mentalität der Ostdeutschen zu tun", vermutet Frank Schuster.

Oldtimer als Zeitzeugen

Schuster ist für die CDU im Stadtrat in Magdeburg und dazu noch Chef des Oldtimer Vereins "IFA-Freunde Sachsen-Anhalt" (IFA: "Industrieverband Fahrzeugbau" in der DDR). "Wir haben uns schlecht von Dingen trennen können oder wenig weggeworfen und diese Dinge kommen nun wieder ans Tageslicht", meint Schuster zu dem Trabi-Comeback. Dazu käme auch die Faszination der Jugend, die nun sehen könne, was es für Spaß macht, an solchen Autos rumzuschrauben.

Die Begeisterung für Uralt-Autos spürt auch Schuster in seinem Verein. "Wir sind vor Jahren mit ungefähr 18 Leuten gestartet, inzwischen sind wir über 50 Mitglieder." Jährlich wachse das im Sommer stattfindende Ost Mobil Meeting Magdeburg (OMMMA). "Oldtimer sind eindrucksvolle Zeugnisse der historischen Entwicklung der Mobilität und dienen der Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes", sagt eine VDA-Sprecherin vom Verband der Automobilindustrie e. V. im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Steuerprivilegien auf dem Prüfstand

Dabei hat in Schusters Verein noch nicht mal jedes Mitglied einen Oldtimer in der Garage stehen, erzählt er. "Wir haben auch ein Mitglied, dessen Spezialität es ist, alte Motoren zu regenerieren." Die Faszination am Automobil ist nicht nur ein Phänomen in Sachsen-Anhalt. Nach Zahlen des VDE gibt es inzwischen schon mehr als eine Million Oldtimer in Deutschland, Tendenz weiter steigend.

Diese Entwicklung gefällt nicht jedem: Zuletzt hatte etwa Bundesrechnungshof die Steuerermäßigungen für Oldtimer beanstandet. Der Grund: Die Autos würden zunehmend als Alltagsfahrzeuge genutzt. Die Rechnungsprüfer forderten in einer Mitte April veröffentlichten Stellungnahme das Bundesfinanzministerium auf, Alltagsfahrzeuge aus der günstigen Oldtimer-Besteuerung auszuschließen.

Altersgrenzen anheben?

Auch Vereinschef Schuster kann sich vorstellen, dass Oldtimer häufig auch im Alltag genutzt werden. "Die Autos, die heute ein H-Kennzeichen bekommen können, sind spätestens Anfang der 1990er Jahre auf den Markt gekommen. Die sind noch gut in Schuss und lassen sich auch im Alltag noch gut bewegen." Er wünscht sich eine breite Diskussion, wie auf diese Entwicklung reagiert werden soll. Eine Möglichkeit wäre, die Altersgrenze für das H-Kennzeichen anzuheben.

Steuer-Ermäßigungen gibt es den Prüfern zufolge für fast 400.000 Fahrzeuge, die ein H-Kennzeichen in Deutschland tragen. Das sei das Dreifache der ursprünglich angenommenen Zahl. Jährlich rund 170 Millionen Euro würden damit an Steuereinnahmen verloren gehen.

MDR (Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 26. April 2023 | 07:10 Uhr

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