Frosch, Kröte, Lurch Wie Fangzäune und Eimer am Straßenrand Amphibien retten

27. März 2023, 17:09 Uhr

Frosch, Kröte und Lurch machen sich wieder auf den Weg zu ihren Laichgewässern – So auch in Sachsen-Anhalt. Der Naturschutzbund (Nabu) unterstützt sie dabei. Die Arbeit ist den Naturschützern zufolge sehr wichtig, weil die Population der Amphibien sinkt.

Eine junge Frau mit langen blonden Haaren und blauem Pulli steht vor einer Steinwand.
Bildrechte: MDR/André Plaul

An vielen Straßen im Land sind derzeit wieder grüne Fangzäune für Amphibien aufgestellt. Diese wandern derzeit zu ihren Laichgewässern – und sind dabei auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Amphibienretter helfen den Tieren über die Straßen, damit sie nicht überfahren werden. Denn die Zahl der Tiere sinkt immer weiter – und das könnte für die Umwelt zum großen Problem werden. Der Naturschutzbund (Nabu) stellt deshalb die Fangzäune auf und freiwillige Helfer bringen die Tiere zum Gewässer.

Für Amphibien ist der Weg zu ihren Laichgewässern mit den Jahren und Jahrzehnten immer beschwerlicher und gefährlicher geworden – denn es wird immer mehr gebaut. Die Gefahren haben sich damit vermehrt – die größte bleiben jedoch Fahrzeuge auf den Straßen. Dabei reicht es schon, wenn ein Auto an einer Kröte vorbeifährt oder das Tier unter dem Auto ist. Denn der Druck, der vom Auto auf die Fahrbahn wirkt, tötet die Tiere laut Nabu ebenfalls.

Fangzäune an viel befahrenen Straßen

Langsamer fahren hilft dagegen – schneller als Tempo 30 darf es nicht sein, damit Tiere überleben können. Die sicherste Variante ist und bleibt deshalb die Amphibienrettung per Hand. Ehrenamtliche Helfer stellen meiste Mitte Februar Fangzäune an viel befahrenen Straßen auf. Hinter den Folien befinden sich alle paar Meter Eimer. Amphibien, die am Fangzaun nicht weiterkommen, laufen am Zaun entlang und fallen schließlich in einen Eimer. Damit sie weich fallen und sich verstecken können, liegt Laub in den Eimern.

Ramstedt bei Zieglitz ist beispielsweise einer der Kröten-Hot Spots im Land. Grund dafür sind die beiden größeren Teiche und der Wald drum herum. Rund zwei Kilometer Fangzäune auf beiden Seiten der Straße sind hier vom Nabu Barleben aufgebaut worden. In Ramstedt wurden vergangenes Jahr 2.700 Tiere gesammelt – so viele wie an den anderen sieben Fangstellen in Barleben zusammen.

Zahl der Kröten sinkt

Trotzdem gehen die Zahlen der Tiere immer weiter zurück. Nicht nur deshalb ist es so wichtig, den Kröten zu helfen, sagt Tobias Langner vom Nabu Barleben. Dabei sind Amphibien enorm wichtig für unser Ökosystem.

Kröten sind beispielsweise eine sogenannte "Indikatorart" – sie erkennen Giftstoffe und Probleme in ihrem Ökosystem und zeigen das mit ihrer Population an. Sind also giftige oder bedenkliche Stoffe in der Luft oder im Wasser, merken die Kröten das und werden weniger - oder sie vermeiden das Gewässer ganz. 

21 Amphibienarten gibt es in Deutschland. Etwa die Hälfte davon sind bedroht. Würden Amphibien verschwinden, würde das ein empfindliches Loch in die natürliche Nahrungskette reißen. Dadurch hätten unter anderem Vögel wie Störche oder auch andere Säugetiere keine Nahrung mehr. Frösche, Kröten und Lurche fressen dagegen Käfer, Spinnen und Würmer, die sich dann unkontrolliert vermehren würden. Das Ökosystem würde aus dem Gleichgewicht geraten. Und das ziemlich schnell. "Prinzipiell ist das hier die letzte Schutzmaßnahme, die wir ergreifen könne, um die Population stabil zu halten. Wo es keinen Zaun gibt, sieht man häufig tote Tiere auf der Straße liegen", sagt Tobias Langner vom Nabu. Bei einer schon rückläufigen Anzahl an Tieren zähle jedes einzelne.

Vereine finden kaum Nachwuchs

Doch wie so viele Vereine, hat auch der Nabu Nachwuchssorgen. Kevin hilft seit drei Jahren. Die Idee kam ihm, als er im Harz viele Kröten gesehen hat, die es zum Teil nicht auf die andere Straßenseite geschafft hatten. Er würde sich freuen, wenn mehr Menschen sich bei der Amphibienrettung engagieren – aus allen Altersgruppen. "Einfach mal wie bei einem Praktikum morgens dazukommen und sich das angucken. Wenn man dann morgens mal 1.000 Tiere hat und sich überlegt, dass die ohne Zaun alle auf der Straße wären – das bringt schon zum Umdenken." Ohne Nachwuchs wird es immer schwieriger, alle Zäune zu betreuen.

In den Zäunen und Eimern begrüßen manchmal auch andere Tiere die Helfer – es gab schon einen Maulwurf, einen kleinen Hasen und sogar einen sehr aufgeregten Goldfasanen, der mühevoll wieder eingefangen werden musste. Neben Kröten gibt es außerdem verschiedene Molche, Frösche und mit etwas Glück sogar Salamander.

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MDR (Nadine Hampel, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. März 2023 | 18:40 Uhr

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