Kunde hält eine Packung Batterien der Marke VARTA in einem Geschäft
Vertreter von Wirtschaft und Wissenschaft fordern, die Batterieforschung weiter zu fördern. Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Geld Bundesregierung spart an Batterieforschung – Wirtschaftsverbände empört

12. Dezember 2024, 05:00 Uhr

Die Batterie ist eine sehr deutsche Erfindung. Vor fast 120 Jahren stellte Paul Schmidt die erste Trockenbatterie vor, um Taschenlampen zum Leuchten zu bringen. Die Firma Varta aus Ellwangen war einst einer der größten Batteriehersteller der Welt und lieferte sogar Batterien für die Raumfahrt. Doch die Deutschen haben ihren Ruf als Nation von Batterieherstellern eingebüßt. Nun spart die Bundesregierung auch an der Forschung. Gleich mehrere große Wirtschaftsverbände lehnen sich dagegen auf.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Jens Simmank gehört zu den wenigen, die in Deutschland noch Batteriezellen herstellen. Seine Firma Liacon baut im sächsischen Ottendorf-Okrilla Starter-Batterien für Lkw. Die Firma forscht auch, will sich an der Entwicklung von Natrium-Ionen-Batterien beteiligen – gebaut mit heimischen Rohstoffen. Doch das Projekt kann nicht beginnen, weil die Regierung die Forschungsförderung gekappt hat.

Simmank versteht das nicht: "Die Asiaten haben eh schon einen großen Vorsprung von fünf bis zehn Jahren in der Technologie. Jetzt waren wir eigentlich schon gut dabei, diesen Vorsprung wieder aufzuholen mit deutscher Technologie. Damit geraten wir jetzt wieder ins Hintertreffen."

Tatsächlich hatte die Bundesregierung die Batterieforschung bereits für dieses Jahr gekürzt. Alte Projekte konnten zwar fortgesetzt werden, für neue war aber kein Geld da. Im Haushaltsentwurf für nächstes Jahr ist ebenfalls kein frisches Geld vorgesehen. Auch wenn Neuwahlen das noch ändern könnten, ist Michael Krausa vom Kompetenznetzwerk Lithium-Ionen-Batterien beunruhigt. Stand jetzt: "Es wird 2025 keine Anschlussfinanzierung für irgendwelche Vorhaben geben. Es werden keine neuen Vorhaben gestartet. Die Dramatik ist groß, weil das ein klares Signal an die Forschungseinrichtungen ist, dass das Thema ausläuft. Man kann letzten Endes sagen: Die Batterieforschung in 2025 in Deutschland ist auf Null gesetzt."

Widerstand von Wirtschaftsverbänden

Um das zu ändern, hat Krausa Verbündete gewonnen. Die Verbände der Chemischen Industrie, des Maschinenbaus und der Elektroindustrie fordern, die Kürzungen zu überdenken. Genützt hat es bislang wenig. Betroffen ist auch Mareike Partsch. Sie leitet die Batterieforschung am Fraunhofer Institut für Keramische Technologien und Systeme in Dresden.

Ihr Team beschäftigt sich mit neuen Batterie-Technologien und Recycling. "Für uns ist die Kürzung der Forschungsförderung ein Riesenproblem. Ich würde eigentlich sagen: eine Katastrophe. Der eine Punkt ist natürlich, dass wir unsere Arbeit nicht fortsetzen können, wir können Verträge nicht verlängern und wir können Themen, die wir begonnen haben zu erforschen, nicht weiter fortsetzen."

Partsch sagt, die Kürzungen verunsicherten auch Industrie-Partner. Die Fraunhofer-Institute seien auf Kooperation mit Unternehmen ausgelegt. Wenn von ihrem Institut aber immer weniger Batterieforschung käme, zögen sich Firmen zurück.

Verpasste Chance in Sachen Energiewende?

Michael Deutmeyer würde gern weitermachen. Seine Firma EAS testet im thüringischen Nordhausen Neuentwicklungen. Deutmeyer fragt sich, warum ausgerechnet das Land der Energiewende an der Batterieforschung spare: "Vor dem Hintergrund, dass gerade Deutschland von dem Wirtschaftsbereich Automobil in großem Maße abhängig ist und die Zukunft des Automobils ja gewollt – und auch inhaltlich sinnvoll – demnächst elektrisch ist, ist es absolut verantwortungslos, sich aus dieser Technologie förderseitig zurückzuziehen. Man kann doch nicht die Kuh schlachten, die man melken möchte. Aber das tut man damit."

Ihre Hoffnung setzten die Batterieforscher zuletzt auf die CDU. Diese hatte im Bildungssauschuss des Bundestages dafür plädiert, die Einsparungen zu überdenken. Doch im aufziehenden Wahlkampf war keine Einigung mehr möglich. Und so bleibt ein Versprechen aus dem Ampel-Koalitionsvertag unerfüllt. Dort stand noch: Deutschland solle zu einem Zentrum für Forschung, Fertigung und Recycling von Batteriezellen werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Dezember 2024 | 06:09 Uhr

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