Menschen neben einer Straßenbahn
Jedes Jahr werden die Tarife im ÖPNV erhöht. Die Grünen in Sachsen-Anhalt fordern daher schlankere Verwaltungskosten und nur noch einen Verkehrsverbund in ihrem Bundesland. Bildrechte: picture alliance/dpa/Hendrik Schmidt

Nahverkehr Können Verkehrsverbünde für niedrigere Fahrpreise sorgen?

05. August 2024, 07:07 Uhr

Gefühlt jedes Jahr im August steigen die Ticketpreise im Öffentlichen Nahverkehr. So auch diesmal: In und um Magdeburg etwa ist der Fahrpreis um durchschnittlich fast sieben Prozent teurer geworden, beim Mitteldeutschen Verkehrsverbund sind es zwischen fünf und acht Prozent. Manche machen die Verkehrsverbünde dafür verantwortlich. Doch es gibt auch Forderungen, diese Verbünde noch weiter zu vereinen.

In Verkehrsverbünden schließen sich Verkehrsunternehmen der Städte und Kreise zusammen – und bieten für das jeweilige Gebiet gemeinsame Tarife an. Daneben gibt es aber auch noch verschiedene Einzelunternehmen, die nicht in den Verbünden sind. Bei den Verbünden in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die Ticketpreise im August gestiegen.

Kleinere Verkehrsbetriebe, wie etwa die Harzer Verkehrsbetriebe oder die Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel verzichten dagegen auf Tarifanhebungen.

VMT weist Preistreiberei zurück

Für den Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Mittelthüringen (VMT), Christoph Heuing, haben Preissteigerungen aber nichts mit den Verbünden zu tun: "Verbund heißt ja erstmal nur, dass diejenigen, die dort organisiert sind, sich abstimmen und dann zum gleichen Zeitpunkt und in der gleichen Höhe diese Fahrpreisanhebungen vornehmen."

In einem Verbund seien die Fahrpreise "unterm Strich niedriger", sagt Heuing: "Wenn Menschen kombiniert mehrere Verkehrsmittel nutzen, also ein Stück mit der Eisenbahn und dann noch ein Stück mit dem Bus, müsste man ohne Verkehrsverbund zwei Fahrkarten kaufen, im Verbund nur eine, die dann unterm Strich günstiger ist."

Heuing weist den Vorwurf der Preistreiberei zurück: "Wichtig ist einfach immer für das Verständnis, dass im Öffentlichen Nahverkehr keine Gewinne gemacht werden, dass diese Fahrpreisanhebungen eben notwendig sind, weil wir eben nur diese zwei Finanzierungssäulen haben: Fahrgeldeinnahmen und öffentliche Zuschüsse. Und niemand gewinnt irgendwas daraus, dass wir diese Fahrpreise machen."

Grüne: Ein Verkehrsverbund für Sachsen-Anhalt

Heuing zufolge gibt es in Thüringen nur einen Verkehrsverbund und ansonsten zahlreiche kleinere Verkehrsbetriebe. Er wünscht sich, dass sich mehr Unternehmen zu Verbünden zusammenschließen.

Die Grünen in Sachsen-Anhalt gehen sogar noch einen Schritt weiter: Für das Land müsse es einen einzigen Verkehrsverbund geben, sagt die mobilitätspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Cornelia Lüddemann. Ansonsten sei das verwaltungstechnisch überhaupt nicht mehr zu händeln: "Wir könnten dann straffere Strukturen sichern und das Geld in den Ausbau investieren, statt in Verwaltung."

Kunden hätten dann einen Ansprechpartner und eine viel übersichtlichere Tarifstruktur, sagt Lüddemann: "Das ist nämlich das nächste Problem: jeder Anbieter hat seine eigenen Tarife. Das ist unübersichtlich und das ist unwirtschaftlich."

Lüddemann sieht den Vorstoß der Grünen auf einem guten Weg. Sie sagt, Verkehrsministerin Lydia Hüskens habe positiv reagiert. Die FDP-Politikerin sehe die ganz offensichtlich vorliegende Notwendigkeit, hier einfachere Strukturen zu haben und habe Gespräche in diese Richtung angekündigt.

Verbünde senken Verwaltungskosten

Und auch für Thüringen solle eine einheitliche Verbundstruktur geschaffen werden, sagt Christoph Heuing vom VMT. "Der ganze Raum Nordthüringen, da sind wir gerade dabei, entsprechende vorbereitende Untersuchungen zu machen, auf deren Grundlage dann entschieden werden kann, so dass wir uns auch schrittweise diesem Zustand annähern."

Bus - und Bahnfahrer müssen sich auch in den nächsten Jahren auf weiter steigende Preise im Öffentlichen Nahverkehr einstellen. In Verkehrsverbünden könnten aber zumindest Verwaltungskosten eingespart werden, was die Steigerungen moderat machen könnte.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. August 2024 | 06:51 Uhr

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