Schleppende Nachfrage Für wen Grippe- und Covid-Impfungen sinnvoll sind
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15. Oktober 2024, 07:11 Uhr
Herbstzeit ist Erkältungszeit. Bei vielen Ärzten kann man sich nun wieder gegen die Grippe und Corona impfen lassen. Wie groß ist das Interesse daran noch? Wie sinnvoll ist eine Impfung?
- Hausärzte sehen Falschinformation und Impfmüdigkeit als Grund für wenige Covid-Impfungen.
- Bei Impfungen geht es nicht um absoluten Schutz – ein milder Verlauf spielt eine wesentliche Rolle.
- Covid-Impfstoff ist nicht in Einzeldosen verfügbar, mehrere Menschen müssen in kurzer Zeit geimpft werden.
Husten, Schnupfen, Fieber – Wer sich davor schützen will, kann sich impfen lassen. Derzeit sei das Interesse daran aber noch recht gering, sagt Ulf Zitterbart, Vorsitzender des Thüringer Hausärztinnen- und Hausärzteverbands. "An der Grippe-Impfung ist Interesse da, aber auch etwas weniger als in der Vor-Corona-Zeit. An der Corona-Impfung ist ein ganz verhaltenes Interesse nur da."
Er sieht vor allem zwei Gründe dafür, warum sich nur so wenige Patienten erneut gegen Covid impfen lassen wollen. "Das eine ist diese Mundpropaganda, dass die Impfung uns auch geschadet haben kann – was wissenschaftlich nicht bewiesen werden konnte", meint Zitterbart. Außerdem hätten die Menschen bis zu fünf Impfungen in relativ kurzer Zeit während der Pandemie erhalten und seien nun "impfmüde".
Impfstoff bedeutet nie absoluten Schutz vor Ausbruch einer Krankheit
Auch wer sich impfen lässt, kann an Corona oder Grippe erkranken. Denn kein Impfstoff biete absoluten Schutz, sagt Christoph Peter. Er ist Leiter des Referats "Infektionsschutz, Risiko- und Krisenmanagement" bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Grundsätzlich sollen die Impfungen vor dem Ausbruch der Krankheit schützen. Da weder die Wirksamkeit der Corona- noch die der Grippeimpfung bei 100 Prozent liegt, kann man sagen, dass auch der mildere Krankheitsverlauf eine wesentliche Rolle spielt bei der Impfung."
Corona-Impfstoff nicht in Einzeldosen verfügbar
Mittlerweile ist sogar nur noch ein Termin für beide Impfungen nötig. Da es sich um Totimpfstoffe handele, könne man die Covid-19-Impfung und die Grippe-Impfung gleichzeitig verabreichen, sagt Peter. Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis aber gibt es ein Problem: Den gängigen Corona-Impfstoff von Biontech gibt es nicht in Einzeldosen. Um keinen Impfstoff zu verschwenden, müssen also mehrere Patienten in kurzer Zeit den Pieks erhalten.
Das führe zu Wartezeiten, so Ulf Zitterbart vom Thüringer Hausärztinnen- und Hausärzteverband. "Bei uns ist es häufig so, dass die Bürger sich die Grippe-Impfung zwischen Tür und Angel holen. Und wenn die dann sagen, ich hätte aber auch gerne eine Corona-Impfung, dann machen wir eine Liste. Die sechs, zwölf oder 18 Menschen, die das wollen, werden später einbestellt und bekommen dann die Corona-Impfung." Derzeit wird die Impfung vor allem für bestimmte Gruppen empfohlen. Dazu gehören zum Beispiel über 60-Jährige oder Menschen mit Vorerkrankungen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Oktober 2024 | 06:52 Uhr