Und plötzlich GärtnerIN Vom Spießergarten zur gemütlichen Oase: Wie alles begann
Hauptinhalt
09. Februar 2021, 14:37 Uhr
Im April 2019 wurde Radiomoderatorin Nadine Witt stolze Pächterin eines Kleingartens. Das Gartenhaus war heruntergekommen, außer ein paar alten Rosenstöcken, ein paar Obstbäumen, Wiese und viel Beton und Stein gab es nicht viel.
Der Traum vom eigenen Garten - wie alles begann
Von einem Glückstag spricht Radiomoderatorin Nadine Witt, als ein Kollege ihr erzählte, dass neben seinem Kleingarten eine Parzelle frei werden würde. Obst und Gemüse ernten, bei Vogelgezwitscher die Ernte verarbeiten und in hübschen Gläsern haltbar machen. Zwischen Blumen und summenden Bienen im Liegestuhl liegen. Ach, könnte das herrlich sein! Der Besichtigungstermin war schnell ausgemacht. Zehn Minuten mit dem Fahrrad von der Wohnung bis zu Parzelle. Nadine Witt konnte es kaum erwarten.
Die Lage des Kleingartens war geradezu perfekt. Auch das Grundstück selbst. Es ist quadratisch und nicht so ein lang gezogener Schlauch. Einige alte Obstbäume stehen an der Hecke entlang zur Nachbargrenze, aber sonst? Eine alte Laube, ein baufälliger Schuppen, Wege aus großen Steinplatten, fast nur Rasen und kaum Blumen. Es gab nur ein paar alte Rosenstöcke, eingebettet in weiße Kieselsteine. Sie sollten sicher den Unkrautwuchs unterdrücken oder besonders dekorativ aussehen, vermutet Nadine.
Ich hab gedacht, Gott ist der hässlich. Keine Blumen, fast nur Rasen, überall Kies und viel Beton. Aber mir war gleich klar: das wird viel Arbeit, aber das wird schön.
Kleingärten in Erfurt zu bekommen ist wie in jeder anderen Stadt inzwischen schwierig. Wer zu lange überlegt, hat schon verloren. Trotz der Aussicht auf viel Arbeit - Nadine wird im April 2019 stolze Pächterin eines Kleingartens. Mit allem was dazu gehört. Eben auch mit den ganz normalen Kleingartenregeln, die im Kleingartengesetz vorgegeben werden: ein Drittel Erholungsfläche - also Wiese -, ein Drittel Obst und Gemüse, ein Drittel Blumen. Aber damit kann sie sich arrangieren.
In unserer Gartenanlage ist es zum Glück sehr entspannt, alle sind freundlich und helfen gern weiter. Gemeinschaftsarbeit gehört natürlich auch dazu. Wir sind für die Blätter von drei Walnussbäumen verantwortlich, riesige Dinger. Eine Wochenaufgabe. Aber das gehört eben dazu.
Projekt 1: Haus entkernen und sanieren
Projekt Nummer 1 war das Gartenhaus. Hier blieb nur die Total-Entkernung. Es gab praktisch nur eine improvisierte Küche hinter einem eingebauten Kleiderschrank, ein Holzbett und eine kleine Werkstatt direkt im Haus. Alles kam raus und nur die Außenwände blieben stehen. Jetzt gibt es einen großen Raum mit offener Küche und ein Minibad dort, wo mal die Werkstatt war.
In der Hütte wurde Laminat verlegt. Auch die gesamte Außenfassade war morsch und wurde mit neuen Brettern verkleidet und gestrichen. Auch eine Toilette gab es nicht, nur ein stinkendes Chemieklo und das wurde sofort aus dem Haus verbannt. Eine Lösung für das stille Örtchen zu finden, ist eine echte Herausforderung. Die Lösung heißt: Trockentoilette.
Jetzt fragt sich natürlich jeder, wo wir momentan auf Toilette gehen. Ich verrat's. Die Übergangslösung heißt Eimer-Klo mit biologischem Holzkatzenstreu. Das ist sogar kompostierbar. Aber bei uns kommt das trotzdem in den Hausmüll.
Inzwischen ist die Gartenlaube eingerichtet: Die Möbel sind ein bunter Mix aus neu, alt und dem, was übrig war. Das Küchenbüffet hat Nadine ersteigert, die alte Couch ist ein Geschenk von Freunden und passt perfekt in die Laube.
Projekt 2: Garten und Gemüsebeete
Der Garten hatte anfangs nicht viel zu bieten. Es gab kein einziges Gemüsebeet und kaum Blumen. Dafür jede Menge Kieselsteine, die überall auf den Beeten verteilt waren. Das war eine Katastrophe, sagt Nadine. Eine halbes Jahr hat sie gebraucht, die ganzen Steine abzusammeln, die der Vorgänger überall verteilt hatte. Die Steine hat Nadine wiederverwendet. Jetzt liegen sie als Drainage um den Schuppen und beim Nachbarn um den Pool.
Kein Garten ohne Gemüse. Aus Holzbrettern sind erhöhte Beete entstanden, die am Boden mit feinmaschigem Draht abgepannt wurden, als Wühlmausschutz, da die kleinen Biester im Garten überall anzutreffen sind. Tomaten, Radieschen und Möhren baute Nadine an und konnte am Ende der Saison schon reichlich ernten.
Es waren zig Baustellen gleichzeitig. Manchmal bin ich schier verzweifelt. Da war nichts mit gemütlich mal hinsetzen.
Nadine hat Beete angelegt und wünscht sich Hochbeete, um all das, was sie jetzt im Februar schon vorzieht, auszupflanzen. Ein Gewächshaus muss nicht sein. Dafür wurde der alte Schuppen hergerichtet. Alle Bretter abgeschraubt, abgeschliffen, mit Lieblingsfarbe gestrichen und wieder drangeschraubt. Hoffentlich sind die selbstgebauten Fenster groß genug, damit es hell ist und das vorgezogene Gemüse gut gedeiht.
Projekt 3: Die neue Terrase wird aus Holz gebaut
Vor dem Haus entsteht eine neue Terrasse. Eigentlich sollten die Holzbohlen einfach auf die alten DDR-Betonplatten montiert werden. Doch beim Saubermachen der Fugen ist alles auseinandergeflogen und wurde instabil. Das hieß, einen Container bestellen und die alte Steinterrasse bis auf das Fundament abreißen. Die neue Unterkonstruktion für die Holzterrasse wurde bis über das Staudenbeet gezogen und so die Sitzfläche vergrößert. Nichts ist eckig, die Terrasse passt sich in Bögen an das Staudenbeet im Garten an.
Projekt 4: Blumenbeete für Insekten
Soweit zu den praktischen Projekten. Aber schön soll so ein Garten ja auch sein. Blumen sollen wachsen, am liebsten überall, wo noch Platz dafür ist.
Vor der großen Holzterrasse entstand ein Staudenbeet, eingefasst von einer Natursteinmauer aus Sandstein. Auf dem Beet wachsen jetzt nur insektenfreundliche Pflanzen. Das war teuer, hat sich aber gelohnt.
Ich wollte Blumen und Stauden in unserem Garten, die Insekten helfen und reichlich Nektar und Pollen spenden. Auf dem Beet soll immer etwas blühen, damit Biene, Hummel, Schmetterling und Co. das ganze Jahr Nahrung finden.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 30. Januar 2021 | 09:00 Uhr