Steckling im Blumentopf wird angegossen.
Im Spätsommer ist eine gute Zeit, Lieblingspflanzen zu vermehren. Das funktioniert mit Stecklingen, abgeschnittenen Triebspitzen, die neue Wurzeln gebildet haben. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Stauden und Gehölze vermehren Pflanzen über Stecklinge vermehren: Stecklingsrolle aus Moos herstellen

17. August 2023, 10:40 Uhr

Der Spätsommer ist eine gute Zeit, um sogenannte Weichholz- und Grünholzstecklinge von holzigen Pflanzen zu schneiden und diese so zu vermehren. Gärtnerin Brigitte Goss stellt eine Methode vor, bei der die Stecklinge in eine Rolle aus Vlies und Moos gewickelt werden. Das ist platzsparend, pflegeleicht und die Pflanzen entwickeln zuverlässig Wurzeln.

Eine Frau steht in einem Garten. In der Hand hält sie einen kleinen Strauß aus Kräutern.
Bildrechte: MDR/Lisa-Marie Kaspar

Gärtnerin Brigitte Goss ist von der Methode, Stecklinge in einer Moosrolle zu bewurzeln, begeistert. Schon im Spätsommer hat sie Triebe von Hortensien und Lavendel geschnitten und in der "Stecklingsroulade" erfolgreich zum Wurzeln gebracht. Ganz platzsparend können mit dieser Methode mehrere Stecklinge auf einmal gewonnen werden. Der Pflegebedarf ist gering und die Erfolgschancen sind hoch, dass sich kleine, kräftige Pflanzen entwickeln.

Roulade mit Stecklingen steht in einem Glas mit Wasser
In dieser Moosrolle stecken sieben neue Pflänzchen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Auswahl und Vorbereitung der Stecklinge

Für die Vermehrung von Pflanzen in einer Moosrolle eignen sich sehr viele Gehölze - wie Hortensien, Spindelsträucher, Sommerflieder, aber auch Geranien und Fuchsien, sowie Kräuter, deren diesjährige Triebe schon leicht verholzt sind. Diese haben die besten Voraussetzungen, gute Wurzeln zu bilden. Je nach Pflanzenart sollte der Steckling eine Länge von fünf bis acht Zentimeter haben, sagt Brigitte Goss. Kräuterstecklinge wie Rosmarin und Salbei können auch länger sein.

Verschiedene Stecklinge liegen auf einem Blech auf einem Tisch.
Die Triebe nach dem Schnitt: sie sollten zwei bis drei Blattpaare besitzen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss
Gärtnerin Brigitte Goss steht in ihrem Garten
In ihrem eigenen Garten probiert Brigitte Goss gern Neues aus. Bildrechte: MDR / Daniela Dufft

Schauen Sie sich vor dem Schneiden der Stecklinge die Pflanze genau an. Sie sollte unbedingt frei von Schädlingen oder Pilzerkrankungen sein. Achten Sie auch darauf, dass sie gut ernährt und mit Wasser versorgt ist, die Blätter also nicht hängen. Der Steckling wird direkt unter einem Nodium, das ist die Verdickung an den Blattachseln, mit einer scharfen Schere oder einem Messer abgeschnitten.

Gärtnerin Brigitte Goss

Der abgeschnittene Trieb sollte mindestens zwei bis drei Blattpaare besitzen, die im unteren Bereich später vom Stiel entfernt werden. Nur an der Triebspitze des Stecklings sollten zwei bis vier Blätter stehen bleiben. Große Blätter, zum Beispiel die von Hortensien, werden halbiert, damit nicht so viel Wasser verdunstet. Blüten und Blütenansätze sollten in jedem Fall entfernt werden, besser ist es jedoch, gleich Triebe auszusuchen, die keine Blüten haben. Wichtig ist überdies, dass keine Blätter in die Moosrolle eingewickelt werden, da diese sonst faulen.

Stecklinge werden auf einen Streifen Filz mit Moos verteilt.
Nur an der Spitze des Stecklings bleiben die Blätter stehen. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

So bekommen Stecklinge Wurzeln Bei der Stecklingsvermehrung macht man sich zunutze, dass sich in den Nodien (Knoten an der Sprossachse) Zellen befinden, die noch nicht "programmiert" sind. Diese Zellen könnten sich also noch zu Stielen, Wurzeln, Blättern oder Blüten entwickeln. Dieses Nodium muss so gepflegt werden, dass dort Wurzeln wachsen. Das klappt, indem das Nodium in einer feuchten Umgebung steht - in Erde, einem Wasserglas oder eben in einer feuchten Moosrolle.

So wird die "Stecklingsroulade" gemacht

Schneiden Sie ein Stück Vlies zurecht, auch dicker Stoff der Wasser gut speichert ist geeignet. Es sollte je nach Größe der Stecklinge acht bis zehn Zentimeter hoch und 30 bis 40 Zentimeter lang sein. Auf das Vlies wird lockeres, feuchtes Moos ausgebreitet, auf das die vorbereiteten, entblätterten Stecklinge gelegt werden. Die Triebspitzen mit den Blättern sollten an der Oberkante herausschauen. Lassen Sie zwischen den Stecklingen etwa eine Handbreit Platz.

Nun wird das Vlies vorsichtig und nicht zu fest wie eine Roulade zusammengerollt und mit zwei Bindfäden zusammengebunden. Das Paket sollte nicht zu eng geschnürt werden, damit das Moos und die Stecklinge das Wasser gut aufsaugen können und noch ausreichend Luft an die Stecklinge kommt. Die Stecklingsrolle wird nun aufrecht in ein Glas mit wenig Wasser gestellt, gerade so viel, dass die Stecklinge nicht austrocknen. Steht die Stecklingsrolle in zu viel Wasser, könnten die Pflanzen faulen.

Stecklinge wurden in Filz und Moss wie eine Roulade zusammengerollt.
Damit die Pflänzchen gut versorgt werden, wird die Stecklingsroulade locker gewickelt. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

 Standort und Pflege während der Bewurzelungsphase

Die Stecklinge brauchen jetzt Temperaturen von 18°C bis 28° Celsius sowie einen hellen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung. Brigitte Goss stellt ihre Stecklingsrolle ans Küchenfenster und kontrolliert alles einmal pro Woche. Dafür öffnet sie die Rolle, um faulende oder schimmelnde Stecklinge sowie Pflanzenteile schnell entfernen zu können.

Steckling hat erste Wurzeln gebildet
Einmal pro Woche wird kontrolliert. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Dann ist Geduld gefordert: Die Stecklinge brauchen einige Wochen, bis sich die ersten Wurzeln zeigen. Wenn die Stecklinge oben aus der Rolle herauswachsen, haben sie in der Regel Wurzeln gebildet. Das dauert - je nach Pflanze - mindestens vier Wochen. Sind die Wurzeln dann einen bis drei Zentimeter lang und schön kräftig, können die Stecklinge in einen Topf mit Erde gepflanzt werden. Die Stecklinge sollten regelmäßig gegossen werden, sie dürfen jedoch nicht zu feucht stehen. Einmal in der Woche zu gießen, reicht oft aus.

Bewurzelter Steckling wird in einen Blumentopf gesetzt.
Haben sich kräftige Wurzeln gebildet, wird der Steckling eingetopft. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

Frisch gesetzte Stecklinge frostfrei überwintern

Noch ein Tipp: Auch wenn es sich um winterharte Pflanzen handelt, sollten die frisch vermehrten Pflanzen den ersten Winter vor Frost geschützt an einem hellen Standort überwintert werden.

Stecklinge in Filz-Roulade steht an einem Fenster
Die Stecklingsroulade von Brigitte Goss hat einen Fensterplatz in der Küche. Bildrechte: MDR/Brigitte Goss

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Eigentlich simpel: Was beim Auslichten von Johannisbeeren anfällt, kann – zu Steckhölzern zugeschnitten - der Vermehrung dienen. Wie das geht, zeigt Leipziger Garten-Workshopleiter Sebastian Homburg.

MDR FERNSEHEN So 24.03.2019 08:30Uhr 00:55 min

https://www.mdr.de/mdr-garten/pflegen/pflanzenschnitt/johannisbeere-vermehren-stecklinge100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 19. August 2023 | 09:05 Uhr