Knollenziest
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Wurzelgemüse Knollenziest: Die vergessene Delikatesse selbst anbauen

bot. Stachys affinis, auch: Chin. Artichocke, Japan. Kartoffel

05. Dezember 2024, 11:27 Uhr

Im November und Dezember ist die richtige Zeit, Knollenziest zu ernten. Der Anblick ist ein bisschen bizarr: Wie weiße Würmchen steckt der Knollenziest in der Erde. Doch nicht abschrecken lassen. Das Wintergemüse schmeckt fein und nussig.

Unter Feinschmeckern gilt Knollenziest als Delikatesse. Da die zarten Knollen sich nicht lange lagern lassen und am besten direkt nach der Ernte zu verarbeiten sind, findet man das Gemüse nicht im Supermarkt. Gut zu wissen, dass sich Knollenziest unkompliziert im Garten anbauen und ernten lässt.

Knollenziest 1 min
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Woher kommt Knollenziest? Ursprünglich kommt der Knollenziest aus Nord- und Zentralchina, wo er heute noch angebaut wird. Ende des 19. Jahrhunderts brachten französische Reisende die Pflanze nach Europa. In der Kleinstadt Crosne, heute ein Vorort von Paris, baute sie Auguste Pailleux 1887 erstmals an. Der Industrielle und leidenschaftliche Gärtner hatte es sich nach seiner Pensionierung zur Aufgabe gemacht, Gemüse aus der ganzen Welt auf seinen Versuchsfeldern in Crosne zu kultivieren. Als einziges seiner Experimente überlebte der Knollenziest - in Frankreich 'crosne' (sprich: 'kron') genannt.

Erntezeit von Knollenziest: Oktober bis Dezember

Wer Knollenziest im Garten hat, kann ab Oktober bis in den Dezember ernten. Wie bei Kartoffeln ist der Erntezeitpunkt dann, wenn Stängel und Blätter der Pflanze abgestorben sind. Dafür die Erde mit der Grabegabel vorsichtig ausheben und die Knollen aus der Erde lesen.

Knollenziest - die Blätter der Pflanze sind grau und verblüht. Nur noch ein paar wenige grüne Blätter sind zu sehen.
Im November beginnt die Erntezeit für den Knollenziest. Dann sieht er aus wie hier: Nur noch ein paar wenige grüne Blätter, die anderen sind alle verdorrt. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Knollenziest im Garten pflanzen

Wer Knollenziest neu im Garten ansiedeln möchte, legt im März die Knollen etwa zehn Zentimeter tief in den Boden oder setzt im April Jungpflanzen. Wer bereits Knollenziest hat, erntet im Spätherbst und legt einige Knollen direkt zurück in den Boden.

Jedes Jahr ernten Mehrjähriges Wurzelgemüse

Mehrjähriges Gemüse ernten
Klein und fein. So fiel die Ernte des mehrjährigen Wurzelgemüses im Garten von Jörg Heiß aus. Allerdings stammt die Ernte jeweils von einer einzige Pflanze. Im Uhrzeigersinn von links: Knollenziest, Topinambur, Meerrettich, Zuckerwurzel Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Mehrjähriges Gemüse ernten
Klein und fein. So fiel die Ernte des mehrjährigen Wurzelgemüses im Garten von Jörg Heiß aus. Allerdings stammt die Ernte jeweils von einer einzige Pflanze. Im Uhrzeigersinn von links: Knollenziest, Topinambur, Meerrettich, Zuckerwurzel Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Mehrjähriges Gemüse ernten
Der Meerrettich wuchs zu einer ordentlichen Wurzel heran. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Mehrjähriges Gemüse ernten
Der Haupttrieb kommt ins Körbchen. Die kleinen Triebe werden abgetrennt und leicht schräg wieder in die Erde gesteckt. Aus ihnen wächst im nächsten Jahr eine neue Meerrettich-Pflanze. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Knollenziest
Der Knollenziest war im Frühjahr sehr klein. Aber über den Sommer wurde er groß und ... Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Mehrjähriges Gemüse ernten
...hat viele kleine Knöllchen gebildet. Wäre das Wetter nicht so trocken gewesen, wären diese vermutlich größer gewesen. Aber auch so dürfen die großen Knollen in die Küche, die kleinen wieder in den Boden. Für neue Pflanzen im neuen Jahr. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Mehrjähriges Gemüse ernten
Die Zuckerwurzel hat bis zum Ende des Sommers Blüten und grüne Blätter. Der Effekt zeigt sich ... Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Mehrjähriges Gemüse ernten
... an der Wurzel. Viele fingerdicke Wurzelstücke dürfen ins Erntekörbchen. Der Rest kommt zurück in die Erde. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
Mehrjähriges Gemüse ernten
Topinambur wurde in diesem Jahr nicht neu gesetzt, es wächst schon ein paar Jahre am gleichen Ort und liefert große, dicke Knollen. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf
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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 06. November 2022 | 08:30 Uhr

Mehrjähriges Gemüse ernten
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Knollenziest pflegen

Knollenziest gehört zu den pflegeleichten Gemüsepflanzen. In nährstoffreicher Erde gedeiht er prächtig. Im Sommer braucht er regelmäßig Wasser.

Knollenziest
Knollenziest ist mehrjährig. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Knollenziest verwenden und zubereiten

Knollenziest sollte nach Bedarf frisch geerntet werden. Denn sobald die frisch gezogenen Knollen Sauerstoff ausgesetzt sind, beginnen sie zu schrumpeln. Eingeschlagen in ein feuchtes Tuch, halten sie sich aber im Kühlschrank ein paar Tage.

Knollenziest
Wie schmutzige Würmer sieht der Knollenziest aus, wenn er frisch aus der Erde kommt. Er muss ordentlich gewaschen werden. Bildrechte: MDR/Annett Zündorf

Wichtigster Zubereitungsschritt: Die Knollen müssen ordentlich gewaschen und gebürstet werden. Gerade bei lehmiger Erde bleiben in den Falten der Knollen sonst Reste, die niemand essen möchte. Schälen müssen Sie die Knollen dagegen nicht, dann bliebe nicht mehr viel übrig. Manchmal bleiben kleine Wurzelstücken an den Enden hängen. Sie können einfach abgeschnitten werden.

Knollenziest schmeckt roh, gebraten und gedünstet. Im Geschmack erinnern die Knollen an Artischocken und Schwarzwurzeln. Die einfachste Variante: Olivenöl erhitzen, Knollenziest darin schön knusprig anbraten und salzen. Guten Appetit.

Eine Pflanze 5 min
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Auf einen Blick: Knollenziest
Pflanzenfamilie Lippenblütler (Lamiaceae)
Herkunft China, Japan; Anbau in Europa ab Ende 19. Jahrhundert
Wuchs buschig (bis zu 40 cm hoch);
Boden locker, humus- und nährstoffreich, gleichmäßig feucht
Standort sonnig bis halbsonnig
Blüte rötliche Scheinähren (Juli-August)
Aussehen der Knollen weiße Knollenstränge, sehen aus wie Engerlinge
Geschmack nussig, erinnert an Schwarzwurzel und Artischocke
Verwendung roh in Salaten, gedünstet und in Öl/Butter angebraten, püriert in Suppen, sauer eingelegt
Besonderheiten winterhart; eiweißhaltige, kalorienarme Knollen; am besten erntefrisch verzehren

Quelle: MDR Garten (fra, anz)

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 18. Oktober 2024 | 17:00 Uhr