Schöne Stauden trotz Hitze und Trockenheit So trotzen Hortensien dem Klimawandel
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28. Juli 2023, 10:34 Uhr
Hortensien sind Königinnen im Garten. Doch mit dem Klimawandel haben es Pflanzen, die es eher feucht mögen, schwer. Die Sommer werden in vielen Gegenden immer trocknerer. Wir haben Hortensien-Experte Marco Müller-John gefragt, wie die Gehölze trotz des Klimawandels eine Chance im Garten haben.
Gärtnermeister Marco Müller-John hat viele botanische Leidenschaften. Die Hortensie gehört zweifelsfrei dazu. Mehr als 350 Sorten finden sich in seiner Gärtnerei in Ellrich. Mit der richtigen Auswahl kann man auch dem Klimawandel zumindest ein kleines Schnippchen schlagen.
Wichtig ist für den Experten, dass Hortensien schon mal Frost oder Winter erlebt haben. Er bietet deshalb nur verholzte Ware an, testet viel und hat den Anspruch, dass seine Pflanzen robust gegen Wind und Wetter sind. Hortensien sieht er nicht als Klimaverlierer, wenn man diese vier Regeln beachtet:
- Ältere Sorten auswählen
- Einen Standort wählen, der dem Heimatstandort ähnelt
- Gute Partner finden
- Richtig schneiden
Ältere Sorten auswählen
Gerade die alten Sorten haben sich bewährt, sind unkomplizierter und halten Wetterextremen besser Stand.
Je älter und ursprünglicher die Sorte ist, desto besser kann sich die Pflanze anpassen. Bei Hortensien wird der Fokus beim Züchten oft auf die besonders schönen und großen Blüten gelegt. Aber diese Züchtungen sind empfindlich und brauchen mehr Pflege.
Im Test hat sich die Rispenhortensie (Hydrangea paniculata) bewährt, sagt Marco Müller-John. Ursprünglich kommt sie aus China und Japan, wächst dort natürlich in wärmeren Klimazonen und höheren Lagen. Als Unterwuchs in Wäldern können Rispenhortensien in ihrer Heimat gut sieben Meter hoch werden.
Standort wie zu Hause
Wenn Hortensien standortgerecht gepflanzt werden, kommen sie auch mit Trockenheit gut zurecht. Auch dort, wo sie ganz natürlich wachsen, gibt es Trockenheit. Wichtig ist also herauszufinden, wie es bei der Hortensie zu Hause aussieht, und ihr im Garten ähnliche Bedingungen zu schaffen. Manchmal hilft es schon, die Pflanze in der Nähe einer Hauswand zu pflanzen oder auch unter einen Baum.
Fakt ist, ich muss wissen, wo die Pflanze herkommt, damit ich weiß, wie, wo und unter welchen Bedingungen sich die Hortensie wohl fühlt.
Gute Partner finden
Eines der wichtigsten Kriterien für Hortensien überhaupt: Sie sind keine Einzelgänger und brauchen Gesellschaft. In der Nähe von anderen großen und kleinen Gehölzen fühlen sie sich wohl. Gute Pflanzenpartner machen sie stressresistenter - auch weil diese die gleichen Bodenpilze im Boden nutzen und sich die Pflanzen so gegenseitig unterstützen. Gärtnermeister Marco Müller-John empfiehlt deshalb zunächst herauszufinden, mit welchen Pflanzen Hortensien in der Heimat wachsen.
Hortensien müssen nicht einsam als Solitär in der Sonne stehen. Dort würde die Pflanze verkümmern. Hortensien brauchen gute Partner. Kommt sie aus amerikanischen Wäldern wie die Waldhortensie 'Hydrangea arborescens' muss ich schauen, was wächst da noch? Der amerikanischer Rotahorn zum Beispiel, Gräser wie der Indian Summer, der Bluthartriegel oder Purpurglöckchen.
Hortensien richtig schneiden
Was durch die warmen trockenen Sommer leidet, sind der Jahreszuwachs der Hortensien sowie die Ausbildung und Dauer der Blüten. Natürlich kann und sollte man die Pflanzen unterstützen, indem man sie gießt. Aber noch wichtiger ist der jährliche Rückschnitt, sagt der Hortensien-Experte.
Rispenhortensien werden im Frühjahr bis zum 1. März eine Handbreit über dem Boden zurückgeschnitten. Gerade Pflanzen, bei denen die Wurzel schon gut ausgebildet ist, passen sich an das Klima an und wachsen dann nicht so stark. Dadurch bleibt auch die Verdunstung geringer. Die Hortensien werden immer noch blühen, vielleicht nur nicht mehr ganz so schön.
Bauernhortensien und Strauchhortensien dürfen hingegen nicht so radikal zurückgeschnitten werden. Bis zum Johannistag am 24. Juni können die Pflanzen austreiben. Danach sollten mit einem Säuberungsschnitt abgestorbenes Holz und Verblühtes entfernt werden, die Hortensie treibt dann nicht mehr aus.
Ich plädiere zu mehr Gelassenheit. Auch in den Heimatländern der Hortensien gibt es Wetterextreme: starke Fröste, Trockenheit, Überschwemmungen. Die Hortensien sind Überlebenskünstler. Ich kenne keinen Strauch, der so austriebswillig ist wie die Hortensie. Wenn eine Hortensie in der Natur umbricht und auf der Erde liegt, wurzelt sie wieder ein, Hortensien sind Überlebenskünstler, ich hab da großes Vertrauen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 30. Juli 2023 | 08:30 Uhr