Pflanzen, pflegen und vermehren Hortensien erfolgreich zum Blühen bringen
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Bot. Name: Hydrangea; Hydrangea paniculata (Rispenhortensien) und Hydrangea macrophylla (Garten- oder Bauernhortensien)
28. Juli 2023, 15:08 Uhr
Hortensien sind im Garten oder im Topf auf dem Balkon äußerst robuste Blütenwunder. Wer Freude an ihnen haben möchte, muss schon beim Kauf darauf achten, keine extrem empfindlichen Pflanzen zu kaufen. Diese überleben meist den Winter nicht. Gärtnermeister Marco Müller-John vermehrt Hortensien in seiner Gärtnerei selbst und weiß, worauf es bei der Pflege ankommt.
Inhalt des Artikels:
- Bauernhortensien für eine schöne Blüte im Herbst mit Laub abdecken
- Viele Hortensienblüten sind insektenfreundlich
- Hortensien für Staudenbeet und Terrasse
- Hortensien pflanzen und pflegen
- Hortensien für jeden Standort
- Hortensien gießen
- Hortensien düngen
- Hortensien zurückschneiden
- Hortensien im Winter
- Warum überleben viele Hortensien den Winter nicht?
- Schädlinge und Krankheiten
- Hortensien über Stecklinge vermehren
Viele Gärtner machen sich zu viel Stress mit Hortensien, sagt Gärtnermeister Marco Müller-John aus Ellrich. Dabei sind die Pflanzen nicht schwer im eigenen Garten zu kultivieren. Ganz wichtig sei, Pflanzen zu kaufen, die schon eine Frostperiode erlebt haben. Nur dann sind sie auch winterhart. Zu erkennen ist das an braunen, schon ausgereiften Trieben.
Bauernhortensien für eine schöne Blüte im Herbst mit Laub abdecken
Hortensien blühen, wenn sie sich an ihrem Standort zu Hause fühlen. Wer die Pflanze verstehen will, muss also wissen, woher sie kommt und was sie mag.
Die Bauernhortensien sind komplizierter als Rispenhortensien. Sie wachsen ursprünglich an Flussläufen, an Felsen, Gewässern und oft unter Bäumen. Im Sommer brauchen sie eine Trockenphase, um die Blüten zu bilden, die schon im Vorjahr angelegt wurden. Im Herbst nehmen sie die Nährstoffe herabgefallener Blätter auf, die gleichzeitig vor Frost schützen und für etwas Dunkelheit sorgen.
Ähnlich wie der Weihnachtsstern brauchen Bauernhortensien diese Dunkelphase. Deswegen müssen Gärtner hierzulande den Bauernhortensien helfen, Blüten zu bilden: Decken Sie die Pflanzen im Herbst einfach mit Laub und Holzschnitt ab. Spätestens Mitte März muss aber wieder Licht an die Pflanze, damit sich die Knospe gut entwickeln kann. Dann können auch erfrorene Spitzen entfernt werden.
Sie müssen nicht unbedingt wissen, was die Pflanze braucht, sondern woher sie kommt. Daraus erschließen sich ihre Bedürfnisse.
Viele Hortensienblüten sind insektenfreundlich
Viele Hortensiensorten aller Arten sind insektenfreundlich. Vor allem die alten Sorten werden von Schmetterlingen, Hummeln, Fliegen und Faltern gern angenommen und spenden ihnen reichlich Nektar. Das was man an der Hortensie als Blüte ausmacht, sind übrigens farbige Hochblätter wie beim Weihnachtsstern. Die Blüte selbst sitzt oft versteckt unter den Hochblättern.
Hortensien für Staudenbeet und Terrasse
Hortensien können als blühende Hecken, in Staudenbeeten oder als Gehölzrabatten eingesetzt werden. Sowohl solitär als auch in Gruppen geben Hortensien ein schönes Bild im Garten. Sie eignen sich auch als klassische Topfpflanze.
Heimat | Asien |
---|---|
Pflanzenfamilie | Hydrangeaceae |
Hortensienarten | Rispenhortensie, Bauernhortensie, Tellerhortensie, Kletterhortensie, Berghortensie, Waldhortensie |
Wuchs | Je nach Art unterschiedlich. Rispenhortensien wachsen schlank und aufrecht; sie werden bis zu vier Meter hoch. Bauernhortensien wachsen rund und bleiben kompakt. |
Blüte | Die eigentliche Blüte liegt unter den Blättern der Scheinblüten versteckt. |
Standort | Für jeden Standort gibt es geeignete Hortensien. |
Boden | nahrhaft, tiefgründig, reich an Humus, durchlässig, leicht sauer bis neutral; pH-Wert zwischen vier und sechs ist ideal |
Winterhart | Ja, wenn die Triebe verholzt sind. |
Mehrjährig | ja |
Lebensdauer | 40 Jahre oder älter |
Hortensien pflanzen und pflegen
Das Substrat für Hortensien sollte nahrhaft, tiefgründig, reich an Humus, wasserdurchlässig sowie leicht sauer bis neutral sein. Ein Lehmboden ist nicht geeignet, er sollte vor der Pflanzung mit Humus und Sand aufgebessert werden. Pflanzen Sie die Gehölze je nach Sorte im Halbschatten oder an einem sonnigen Standort so tief ein, wie sie in der Baumschule gewachsen sind. Ganz wichtig: Hortensien sind keine Einzelgänger und brauchen Gesellschaft. Deswegen sollten Sie für ihr Wohlbefinden immer mindestens zwei Hortensien pflanzen. Als Begleitpflanzen eignen sich fast alle Pflanzen, außer Kakteen und Sukkulenten.
Standort | Hortensienart |
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Sonne | Rispenhortensie, Bauernhortensie |
Halbschatten | Amerikanische Waldhortensie (Annabell-Sorten), Berghortensien, Bauernhortensien |
Schatten | Samtblatthortensie, Eichenblatthortensie |
Hortensien gießen
"Es ist alles eine Frage der Erziehung", sagt Gärtnermeister Marco Müller-John und rät, Hortensien mäßig und nicht zu viel zu gießen. So wird das Wurzelwachstum angeregt, denn die Pflanze sucht nach Wasser im tieferen Erdreich. Wer zu viel gießt, nimmt der Pflanze die Arbeit ab und sie wird faul. Austrocknen sollten die Gehölze natürlich nicht.
Hortensien mögen weder Trockenheit noch Staunässe. Je nach Standort brauchen Hortensien in der vollen Sonne mehr Wasser als die an Schattenplätzen. Gießen Sie Hortensien unbedingt am Fuß der Pflanze. Wenn vorhanden, verwenden Sie am besten Regenwasser. Kalkhaltiges Wasser kann zu einem Anstieg des pH-Werts im Boden führen. Hortensien bevorzugen einen pH-Wert zwischen vier und sechs, die Erde sollte also leicht sauer sein. Wenn Sie nur sehr hartes Gießwasser haben, häufeln Sie die Hortensien im Herbst mit Humus an. Das reguliert den pH-Wert.
Hortensien düngen
Für die Düngung von Hortensien empfiehlt Marco Müller-John gekörnten Rinderdung, das sind Pellets, die es in jedem Gartencenter gibt. Im Herbst kann Kompost um die Pflanze herum angehäufelt werden. Von stickstoffhaltigen Volldüngern mit wenig Phosphor, Hornspänen oder Hornmehl rät der Experte ab.
Wird mit Volldüngern gedüngt kann es passieren, dass die Pflanze zu lange wächst und dadurch nicht ausreichend winterhart wird. In unserer Gärtnerei düngen wir ausgepflanzte Hortensien gar nicht und sie blühen trotzdem schön.
Bei Kübelpflanzen kann auf Flüssig- oder Langzeitdünger zurückgegriffen werden. Empfehlenswert für die Düngung ist der Zeitraum im Frühjahr vom Mai bis Mitte Juni. Danach sollte nicht mehr gedüngt werden, um die Winterhärte nicht zu gefährden.
Der Zauber der blauen Hortensien-Blüten
Hortensien, die blaue Blüten hervorbringen können, zeigen diese intensive Färbung nur bei den richtigen Bodenbedinungen. Die Erde muss eher sauer sein - und die Pflanze das Aluminiumsalz Alaun aufnehmen können.
Liegt der pH-Wert bei unter 5 und damit im sauren Bereich, bilden sich eher blaue bis lilafarbene Blüten. Ist der Boden neutral bis alkalisch, dann blühen Bauern- und Tellerhortensien rosa und rot.
Sie können versuchen, einen Farbwechsel bei Ihrer Hortensie herbeizuführen, indem Sie dem Boden das Aluminiumsalz Alaun zufügen. Es gibt im Fachhandel auch spezielle Hortensiendünger ("Hortensienblau"), die Alaun enthalten.
Die Berghortensie 'Blue Deckle‘ und die Hortensie 'Blue Bird‘ blühen in einem kräftigen Blau. Die Sorte 'Mount Dandenong' blüht weiß und hat eine blaue Blütenmitte. Die Hortensie 'Seiken‘ blüht hellblau.
Hortensien zurückschneiden
Hortensien müssen überhaupt nicht zurückgeschnitten werden, sagt Gärtner Marco Müller-John. Er empfiehlt eine reine Pflanzenhygiene nach den Eisheiligen: Trockenes, Verwelktes, Verblühtes und Angefressenes wird entfernt. Vor allem Bauernhortensien sollten einfach in Ruhe gelassen werden. Sie blühen am mehrjährigen Holz. Bei einem zu starken Rückschnitt würden Sie die neuen Blütenknospen entfernen.
Bei Strauchhortensien können Gärtner über den Schnitt Wuchsform und Blüte beeinflussen. Alle Strauchhortensien können in der Zeit vom 14. Februar bis zum 1. März eine Handbreit über dem Boden abgeschnitten werden. Dann erhalte ich starke Triebe mit großen Blüten. Wird nicht zurückgeschnitten, erhalte ich viele kleine Blüten an bestehenden Trieben. Wichtig ist, wegen der Blütezeit und der Färbung der Blüten, den genauen Zeitpunkt einzuhalten. Je später geschnitten wird, desto kleiner wird die Blüte und sie färbt sich später.
Hortensien im Winter
Rispenhortensien sind frosthart. Sie können selbst Temperaturen von minus 30 Grad Celsius überstehen. Im Winter brauchen sie daher keine besondere Aufmerksamkeit. Bauernhortensien hingegen haben einen relativ hohen Wasseranteil im Holz. Sie sind nur dann winterhart, wenn das Holz richtig braun ist.
Ist das Holz noch grün, sollten Bauernhortensien geschützt überwintert werden. Das funktioniert auch im Freiland an einer geschützen Ecke, die Regen, aber nicht zuviel Sonne abbekommt. So entwickelt sich das Holz ganz natürlich und beginnt auszuhärten. Erfrorenes wird nach dem Winter abgeschnitten.
Warum überleben viele Hortensien den Winter nicht?
Viele Pflanzen, die in Baumärkten oder auch Gartencentern angeboten werden sind schnell hochgezüchtet, blühen zum Zeitpunkt des Kaufs zwar schön, überstehen aber den nächsten Winter nicht. Weil das Holz noch nicht ausgereift ist, erfrieren sie. Die Pflanzen kennen keinen natürlichen Jahresrhythmus.
Ein gärtnerischer Grundsatz ist: Du verkaufst alles, was blüht oder alles, was Du essen kannst. Deswegen werden in Gartencentern oft schöne Pflanzen mit vielen Blüten oder schon Früchten angeboten. Das böse Erwachen kommt dann zu Hause, weil die Pflanzen den Winter nicht überleben.
Achten Sie also darauf Hortensien zu kaufen, die schon im Herbst mehr als zwei Drittel braunes Holz ausgebildet haben. Das gilt für alle Hortensienarten. Kaufen Sie am besten in einer Gärtnerei ihres Vertrauens. Sind Hortensien erst einmal angewachsen, sind es bezaubernde und auch unkomplizierte Pflanzen. Nicht nur Blüten zeichnen Hortensien aus – sie haben auch eine vielseitige, schöne Blattstruktur. Deshalb sehen selbst abgeblühte Hortensien als Strauch oder auch in einer bunten Hecke sehr dekorativ aus.
Schädlinge und Krankheiten
Hortensien gelten als sehr robust. Sie brauchen daher bei Hortensien keine Angst vor Schädlingen oder Krankheiten zu haben.
Hortensien über Stecklinge vermehren
Hortensien können durch Kopfstecklinge von grünen, krautigen Trieben ohne Blütenknospen vermehrt werden. Sie werden vom 24. Juni bis zum 15. Juli geschnitten. Achten Sie darauf, dass zwei Blattknoten vorhanden sind. Die Blätter am oberen Knoten werden eingekürzt, damit nicht so viel Wasser verdunstet. Die Blätter am unteren Knoten werden entfernt und der Trieb in Anzuchterde gesteckt.
Stecklinge wachsen am besten unter einer Haube oder einer transparenten Plastiktüte, damit sie wie in einem Treibhaus stehen. Auch im Februar, wenn die Pflanzen keine Blätter mehr haben, ist es noch einmal möglich, Stecklinge zu gewinnen und einzupflanzen.
Die Hortensie ist so eine entspannte Pflanze. Sie ist blühwillig, frohwüchsig und äußerst strukturstabil. Das heißt, dort wo sie einmal steht, kann sie viele Jahre lang wachsen und über einen Rückschnitt in der gewünschten Form gehalten werden. Hortensien blühen aber auch ohne Rückschnitt.
Quelle: Gärtnermeister Marco Müller-John von der Gärtnerei Sauer in Ellrich
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 30. Juli 2023 | 08:30 Uhr