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Es muss nicht immer Erde sein: Pflanzen gedeihen auch in anderen Substraten. Welche Pflanzen sich dafür eignen, wie sie gepflegt werden und welche Vorteile die Hydrokultur hat, erklärt Hydrospezialist Markus Gregg.

MDR Garten So 06.03.2022 08:30Uhr 06:53 min

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So geht's Hydrokultur: Tolle Zimmerpflanzen, keine Schädlinge

09. Januar 2025, 09:46 Uhr

Zimmerpflanzen in Hydrokultur zu ziehen, hat viele Vorteile gegenüber der konventionellen Erdkultur. Für die Hydrokultur eignen sich vor allem die aus den Tropen stammenden Grünpflanzen. Hydrospezialist und Raumbegrüner Markus Gregg erklärt, was bei der Pflege von Hydropflanzen beachtet werden sollte.

Welche Vorteile hat die Hydrokultur?

Wer Pflanzen in Hydrokultur ziehen möchte, kann sich nicht einfach einen Topf und etwas Erde schnappen und die Pflanze einsetzen. Stattdessen braucht man einen speziellen Topf, spezielles Substrat und einen speziellen Dünger. Das macht die Anschaffung erstmal etwas teurer. Doch davon sollten sich Zimmerpflanzen-Besitzer nicht abschrecken lassen. Denn die Hydrokultur hat im Vergleich zur Erdkultur viele Vorteile.

  • Pflegeleicht: Pflanzen in Hydrokultur, sogenannte Hydropflanzen, müssen viel seltener als klassische Zimmerpflanzen in Erde gegossen werden. Sie überstehen auch eine längere Abwesenheit in der Regel problemlos. Zudem müssen sie nicht so häufig umgetopft werden wie Erdpflanzen.
  • Bodenschädlinge wie Schimmelpilze oder Trauermücken können sich nicht im Substrat festsetzen.
  • Nachhaltig: Das Substrat verbraucht sich nicht und hält quasi "ewig". Klimaschädliche Substrate wie Torf werden vermieden.
  • Langlebig: Grünpflanzen in Hydrokultur wachsen und gedeihen mit der richtigen Pflege viele Jahre lang.

Hydrokultur
In Hydrokultur wachsende Pflanzen haben meist weniger Probleme mit Bodenschädlingen und sind langlebig. Bildrechte: MDR/Jens Haentzschel

Was brauche ich alles für Hydrokultur?

Für Hydropflanzen benötigt man zunächst einen Hydrotopf - das ist ein Kunststofftopf, der mit großen, schlitzartigen Öffnungen ausgestattet ist und außerdem über eine Aussparung für den Wasserstandsanzeiger verfügt. Dieser wird in einen Übertopf gestellt, der das Wasser aufnimmt.

Dann kommt der Wasserstandsanzeiger hinzu, an dem man ablesen kann, ob gegossen werden muss oder nicht. In den Topf kommt das Substrat, in dem die Pflanze wurzelt. Und schließlich ein spezieller Dünger für Hydropflanzen, denn aus dem Substrat gewinnt die Pflanze keine Nahrung und die Nährstoffe aus dem Gießwasser reichen nicht aus.

Ein Philodendron (Baumfreund) mit weißer Blüte wächst in Hydrokultur.
Dieser Philodendron (Baumfreund) wächst in Hydrokultur. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Hydroponik oder Hydrokultur?

Die Idee, Pflanzen in Wasser statt in Erde zu ziehen, ist nicht neu. Bereits aus vorchristlicher Zeit sind Ansätze dazu bekannt. "Hydro" stammt aus dem Griechischen und bedeutet schlicht und einfach "Wasser".

Bei der Hydroponik stehen die Wurzeln der Pflanze direkt im Wasser. Dadurch wird neben einem Gefäß nur Wasser und Dünger benötigt. Allerdings ist diese Art der Kultivierung nur für Pflanzen geeignet, die eher unempfindliche Wurzeln haben und nicht zu Fäulnis neigen. Im professionellen Gemüseanbau ist diese Methode weit verbreitet.

Bei der Hydrokultur hingegen steht die Pflanze in einem Substrat aus Granulat. Das können verschiedene Materialien sein. Am weitesten verbreitet ist Blähton. Das Wasser wird über ein Bewässerungssystem in das Granulat geleitet. Dieses nimmt die Flüssigkeit und die Nährstoffe auf und gibt sie langsam an die Pflanze ab.

Hydrokultur
Blähton ist ein weit verbreitetes Granulat für die Hydrokultur. Bildrechte: MDR/Jens Haentzschel

Sonderfall Semihydro Bei Semihydro stehen Erdpflanzen auf einem Wasserspeicher, der meist aus Blähton besteht. So kommen sie in den Genuss einer Langzeitbewässerung ohne Staunässe und Wurzelfäule. Dieses System wird oft in der professionellen Raumbegrünung angewendet.

Welche Pflanzen eignen sich für Hydrokultur?

Hydropflanzen wachsen am besten in relativ warmen Räumen mit Temperaturen um die 20 Grad Celsius. Am besten eignen sich daher wärmeliebende Blattpflanzen wie Gummibaum, Monstera, Philodendron, Efeutute, Ficus oder Zyperngras.

"Die meisten unserer Zimmerpflanzen stammen aus den Tropen und lassen sich in der Regel sehr gut auf Hydro kultivieren", sagt Hydrogärtner Markus Gregg aus Nordkirchen. Aber auch Zimmerhibisken, Orchideen und sogar Sukkulenten und Kakteen gedeihen in Hydrokultur.

Blüte vom Zyperngras (Cyperus), die Pflanze wächst in Hydrokultur.
Das feuchtigkeitsliebende Zyperngras ist ideal für Hydrokultur. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Vorsicht: Pflanzen, die es gern etwas kühler haben, wie zum Beispiel Zimmerazaleen, Usambara- oder Alpenveilchen, eignen sich nicht so gut für Hydrokultur.

Hydrokultur 4 min
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Pflanzen in Hydrokultur richtig gießen

Der Wasserstandsanzeiger zeigt an, wann es Zeit ist, die Pflanze zu gießen. Dabei sollte man auf keinen Fall mehr als bis zur "Optimumanzeige" gießen. "Wenn das Wasser faulig riecht, hat man es meist zu gut mit dem Gießen gemeint", erklärt Markus Gregg.

Auch brauchen die Pflanzen den Wechsel zwischen hohem und niedrigem Wasserstand: "Auf diese Weise können die Wurzeln atmen."

Ein Wasserstandsanzeiger in einem Hydrotopf.
Wasserstandsanzeiger in Hydrotopf: Bitte nicht mehr als bis zur Optimumsmarke gießen! Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Der häufigste Fehler ist, dass die Hydros zu viel gegossen werden, dann droht Wurzelfäulnis.

Markus Gregg, Hydrogärtner

Ist der Zeiger auf dem Minimumstand angekommen, sollte man mit dem Gießen noch drei Tage warten. Die Pflanzen überstehen einen niedrigen Wasserstand einige Tage ohne Probleme. Eine regelmäßige Durchspülung der Hydropflanze, wie sie früher praktiziert wurde, wird heute von den Hydroprofis nicht mehr empfohlen.

Pflanzen in Hydrokultur brauchen speziellen Dünger

Da die Pflanzen keine Nährstoffe über das Substrat aufnehmen, brauchen sie regelmäßig Dünger. Wie viel und in welchem Rhythmus hängt von der jeweiligen Pflanze ab. Verwenden Sie unbedingt speziellen Hydrodünger, der auf die Bedürfnisse von Hydropflanzen abgestimmt ist. Es gibt Flüssigdünger, den man in geringer Menge bei jedem Gießen zugibt und Langzeitdünger, der direkt in das Pflanzgefäß kommt und mehrere Monate lang hält.

Durch das Düngen lagern sich irgendwann Salze an der oberen Blähtonschicht ab. Diese Ausfällungen erinnern an Schimmel. Sie sind allerding nur ein optischer Makel. Wer sich daran stört, kann entweder das Substrat waschen und anschließend wieder einfüllen oder es ganz erneuern.

Salzablagerungen auf dem Tonsubstrat einer Hydropflanze.
Nur optisch ein Makel: Salzablagerungen auf dem Tonsubstrat einer Hydropflanze. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Der richtige Standort für Pflanzen in Hydrokultur

Zimmerpflanzen brauchen genügend Licht, sollten also nicht zu weit vom Fenster entfernt stehen. Doch alle Pflanzen, egal ob in Erde oder Hydrokultur, stehen ungern direkt über einer Heizung, weil ihnen warme, trockene Luft in der Regel nicht bekommt. Bei Fußbodenheizungen sollte man etwas Abstand zwischen Pflanze und Boden bringen. Ein halber Zentimeter, in dem die Luft zirkulieren kann, reicht schon: Stellen Sie die Pflanze also auf eine Rollplatte oder Filzfüße.

Unbeheizte Wintergärten sind generell ungünstig für Hydrokulturen, da keine Erdschicht die empfindlichen Wurzeln vor den kühlen Temperaturen schützt.

Umtopfen von Hydropflanzen

Hydropflanzen müssen seltener umgesetzt werden als Erdpflanzen und ihre Gefäße können etwas kleiner sein als bei einer vergleichbaren Erdkultur. Aber ab und zu müssen auch Hydropflanzen in einen größeren Topf umziehen. Das funktioniert genauso wie bei Erde: Man gibt unten in den neuen Behälter Substrat und setzt die Pflanze etwa so hoch ein wie sie im alten Topf stand. Anschließend füllt man mit Substrat auf, bis sich ein ebener Anschluss mit dem Topf ergibt.

Können Erdpflanzen auf Hydrokultur umgestellt werden - und umgekehrt?

Es ist schwierig, eine in Erde gewachsene Pflanze auf Hydrokultur umzustellen: "Das gelingt allenfalls bei sehr jungen Pflanzen", so Gärtner Gregg. Grund ist, dass Wurzeln in Erde und Granulat unterschiedlich wachsen und sich dann nur sehr schwer an das neue Substrat gewöhnen können.

Umgekehrt - also von Hydro auf Erde - funktioniert es besser, aber das ist laut Markus Gregg ein eher unübliches Vorgehen.

Drei Hydropflanzen stehen auf einer Fensterbank.
Diese Pflanzen sind nie in Erde gewachsen. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Kann man Hydropflanzen selbst heranziehen?

Das geht ganz einfach: Stecklingen von Pflanzen werden im Wasser bewurzelt und dann in Hydrokultur gesetzt. Dort wachsen sie gut an.

Über unseren Experten Markus Gregg beschäftigt sich schon seit den 1980er Jahren mit Hydropflanzen. Das Interesse daran wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater Günter Gregg gehörte zu den Begründern der Hydrokultur in Deutschland und adaptierte den Blähton für die Bedürfnisse der Hydropflanzen. Früher zählte die Gärtnerei Gregg zu den größten Produzenten von Hydropflanzen in Deutschland, mittlerweile hat sich die Firma aus der Pflanzenproduktion zurück gezogen und hat sich zum Dienstleister für professionelle Innenraumbegrünung entwickelt.

Quelle: Markus Gregg, Experte für Hydrokultur und Raumbegrünung; dg

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 09. Januar 2025 | 19:50 Uhr