Ernten in der Wohnung Gärtnern ohne Garten: So klappt der Einstieg ins Indoor-Gardening
Hauptinhalt
16. Dezember 2021, 11:38 Uhr
Gärtnern ohne Garten? Ja, das geht auch, sagt die Bloggerin und Autorin Carolin Engwert. Sie baut frische Kräuter, Salat, Gemüse, Sprossen und Microgreens in ihrer Wohnung an. Über das Gärtnern ohne Garten oder Balkon hat sie ein Buch verfasst. Im MDR Garten gibt die Bloggerin Tipps, damit auch Einsteigern das Indoor-Gärtnern gelingt.
Für das Gärtnern in Wohnräumen sprechen mehrere Gründe: Viele haben keinen eigenen Garten oder verlagern einen Teil ihres Gemüse- und Kräuteranbaus ins Haus. Manche Pflanzen dürfen keinen Frost abbekommen, sondern mögen es gleichmäßig warm. Gerade im Winter ist die Auswahl an frischem Grünzeug aus der Region oft gering. Sprossen, Salate und Kräuter aus eigener Ernte bereichern in diesen Monaten die Küche. Gesunde Zimmerpflanzen sorgen außerdem für gute Laune. Und das Gärtnern hilft zahlreichen Menschen beim Entspannen. Selbst wer einen Garten oder Balkon hat, zieht Pflanzen vielleicht gerne drinnen vor, wenn es draußen noch zu kalt zum Aussäen ist. Carolin Engwert hat einen Schrebergarten in Berlin, über den sie auch einen Blog schreibt. So kam sie zum Thema Indoor-Gärtnern.
Kurz und knapp: Das brauchen Sie zum Gärtnern ohne Garten
- Saatgut oder Jungpflanzen, gerne aus selbst vermehrten Pflanzen
- Gefäße für die Aussaat
- ausreichend große Töpfe und Schalen für die Pflanzen
- Aussaat- oder Kräutererde, geeignetes Substrat (zum Beispiel mit beigemischtem Blähton oder -gestein für einen besseren Feuchtigkeitshaushalt)
- Ballbrause oder selbst gebastelte Mini-Gießkanne für die Anzucht
- Sprühflasche zum Benetzen von Keimlingen, Sprossen und Pflanzen, die eine hohe Luftfeuchtigkeit mögen
- Platz auf der Fensterbank, im Regal oder auf dem Tisch - aber auf keinen Fall direkt auf oder über der Heizung
- je nach Standort der Pflanzen: Geeignete Pflanzenleuchte, eventuell auch mehrere
- etwas Geduld und Zeit
- Wissen über die Bedürfnisse der angebauten Pflanzen
Für Ungeduldige: Keimlinge, Sprossen und Microgreens
Anders als im Garten neigen viele Menschen in der Wohnung dazu, die Pflanzen genau zu beobachten. Wer schnell Ergebnisse sehen möchte, kann sich zuerst an Keimlingen, Sprossen und essbarem Grünkraut, den Microgreens, versuchen.
In drei bis fünf Tagen kommen beispielsweise die ersten Keimlinge aufs Butterbrot, in die Suppe oder den Salat. Keimsprossen, also Mini-Pflänzchen mit Keimblättern, sind die nächste Stufe. Kresse ist der Klassiker, aber auch viele andere Jungpflanzen liefern knackig-frisches Grünzeug. Der nächste Schritt sind die Microgreens: Erbsengrün zum Beispiel gehört zu Carolin Engwerts Lieblingen. Geerntet wird nach etwa zehn bis zwölf Tagen; Triebe und Blätter können einfach mit der Schere abgeschnitten und verzehrt werden. Auch junges Möhrengrün, zarte Radieschen- und Rettich-Blätter und Weizengras sind essbar.
Keimlinge = gekeimte Samen mit kleiner Wurzel; sie werden komplett verzehrt (Getreide, Hülsenfrüchte)
Keimsprossen = gekeimte Samen mit Wurzel und Keimblättern, nur oberer Teil ohne Wurzel und Samenhülle wird verzehrt (Kresse, Alfalfa, Mungobohne)
Grünkraut, Microgreens = junge Gemüsepflanzen (Erbse, Möhre, Rettich, Radieschen)
Wichtig ist, Keimlinge und Sprossen sollten aus eigens dafür geeignetem Saatgut gezogen werden. Dies gibt es auch in Bio-Qualität. Beim Anziehen sollte außerdem auf Hygiene geachtet und Schimmelbildung vermieden werden - Achtung bei zu viel Feuchtigkeit und einem zu warmen Standort.
Welche Pflanzen lassen sich im Haus anbauen?
Salat und Blattgemüse eignen sich neben Keimsprossen und Grünkraut, den Microgreens, am besten für den Anbau im Haus. Kopf- und Pflücksalate, aber auch Pak Choi oder Mangold lassen sich in Töpfen anbauen. Sogar das Laub von Süßkartoffeln kann in der Küche verwendet werden, wie Carolin Engwert berichtet. Bei Süßkartoffeln rät die Bloggerin jedoch dazu, die Pflanzen selbst aus Bio-Knollen zu ziehen. Denn Süßkartoffeln werden auch als Zierpflanzen angeboten, diese sollten aber nicht gegessen werden. Wer die Bataten aus einer Knolle heranwachsen lässt, braucht allerdings mitunter Geduld. Cherry- und Cocktailtomaten können ebenfalls in Wohnräumen angebaut werden.
Tipp: Salat mit Wurzelballen einpflanzen In Supermärkten wird manchmal Salat mit Wurzelballen angeboten. Diese Salate können in einen Topf eingepflanzt werden. Erntet man nur die äußeren Blätter nach und nach ab, kann die Pflanze noch etwas weiterwachsen. Der Salatgenuss hält so länger. Übrigens ist so ein frisch eingepflanzter Salat auch ein hübsches Mitbringsel als Alternative zur Weinflasche.
Ungeeignet sind sehr große und üppig rankende Gemüsepflanzen - Kürbis, Zucchini oder ausladende Tomatensorten zum Beispiel. Auch sehr anspruchsvolle, lichthungrige Kulturen führen im Haus eher zu Gartenfrust als Gartenlust. Und in Innenräumen fehlen natürlich die Insekten als Bestäuber, weshalb eventuell nachgeholfen werden muss. Sanftes Schütteln hilft beispielsweise bei der Bestäubung.
Wasserspinat und Co.: Essbare Exoten für den Zimmergarten
Zitruspflanzen sind ein Klassiker unter den Topfpflanzen fürs Haus. Eine reiche Ernte an süß-sauren Früchten braucht man zwar nicht zu erwarten. Carolin Engwert hat aber eine ganz besondere Pflanze für sich entdeckt: die Kaffir-Limette (Citrus hystrix). Deren Blätter dienen als Gewürz in der asiatischen Küche. Auch der Wasserspinat (Ipomoea aquatica) ist als Gemüse in Asien verbreitet. Carolin Engwert baut ihn im Topf an und schwört auf das grüne Blattgemüse. Er kann gewürzt und gedämpft, gedünstet oder angebraten werden. Vorteil: Die Pflanze ist pflegeleicht, braucht nur ausreichend Feuchtigkeit. Sie kann die gesamte Saison lang beerntet werden.
Grünen Kardamom (Elettaria cardamomum) hat die Bloggerin ebenfalls, weil die Blätter ein leichtes Zimtaroma haben und sich nach ihren Worten für Tee eignen. Ein weiterer Tipp der Indoor-Gärtnerin: Jamaika-Thymian (Plectranthus amboinicus). Die fleischigen Blätter der unkomplizierten Topfpflanze werden in der Küche verwendet. Doch Vorsicht, der Geschmack sollte erstmal getestet werden, manche mögen ihn nicht.
Ich beschäftige mich über den Schrebergarten sehr viel mit Aussaat in der Wohnung. Und da habe ich mich gefragt, was wäre denn, wenn ich das Auspflanzen einfach weglasse?
Die nötige Ausrüstung für die Indoor-Ernte
Zum Gedeihen brauchen Pflanzen genügend Licht, Wasser, Nährstoffe und die richtige Wohlfühltemperatur. Ein sehr helles, nach Süden ausgerichtetes Fenster kann ausreichen.
In den allermeisten Fällen ist aber eine Pflanzenleuchte ratsam. Sie spendet die nötigen roten und blauen Anteile des Lichtspektrums, ohne die Pflanzen verkümmern würden. Auf oder direkt über der Heizung sollten die Gewächse nicht stehen oder hängen. Mit einer Ballbrause, einer selbstgebastelten Mini-Gießkanne und einer Sprühflasche wird gewässert. Um Fäulnis und Schimmelbildung zu vermeiden, brauchen die Pflanztöpfe und Schalen kleine Löcher als Wasserabzug im Boden. Keimfreie, nährstoffarme und feinkrümelige Aussaat- oder Kräutererde hilft beim Keimen und Wachsen. Je nach Pflanzenart ist der passende Dünger wichtig.
Pflanzen feucht halten: Ein Pflanzendocht hilft beim Gießen Das Bewässern junger Pflanzen und Kräuter lässt sich durch einen "Pflanzendocht" erleichtern. Dazu wird einfach eine saugfähige Kordel durch ein Loch im Boden eines leeren Topfes gezogen. Nach dem Auffüllen und Bepflanzen des Töpfchens kann es über einem Wasserglas aufgestellt werden. Durch die Kordel wird das Wasser aus dem Glas nach oben in das Substrat im Pflanztopf gesaugt. Die Pflanze wird bequem mit Flüssigkeit versorgt – praktisch auch, wenn mal ein paar Tage keine Zeit zum Gießen ist. Dabei sollte das Wasser im Glas jedoch regelmäßig gewechselt und aufgefüllt werden.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 18. Dezember 2021 | 09:05 Uhr