
Aufsitzerpflanzen Tillandsien pflegen, gießen und aufbinden
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bot. Tillandsia
10. April 2025, 13:09 Uhr
Tillandsien sind faszinierende Pflanzen, denn viele Arten gedeihen als Aufsitzerpflanzen ganz ohne Erde. Die zu den Bromelien gehörenden Gewächse bestechen durch ihre bizarren Formen. So kann man das Louisianamoos quasi als lebenden Pflanzenvorhang verwenden. Andere Arten hingegen wie die Blaue Tillandsie bringen intensiv farbige Blüten hervor.
Überlebenskünstler Tillandsien
Diese Pflanzen sind wahre Überlebenskünstler, die sehr unterschiedliche Lebensräume vom Dschungel bis zu Wüsten besiedeln. Viele der insgesamt rund 550 Tillandsienarten ernähren sich ausschließlich über ihre feinen Schuppenhaare, auch Saugschuppen genannt (Trichome), mit denen sie Feuchtigkeit und Nährstoffe aus der Luft filtern. Wurzeln spielen bei vielen Arten nur eine untergeordnete Rolle, denn sie wachsen epiphytisch.
Als Epiphyten oder Aufsitzerpflanzen werden solche Gewächse bezeichnet, die auf anderen Pflanzen ohne direkten Kontakt zum Erdboden wachsen. Der Vorteil dieser Lebensweise ist die bessere Verfügbarkeit von Licht und Wasser. Epiphyten sind keine Parasiten wie beispielsweise die Mistel, das heißt, sie ernähren sich nicht von ihrer Wirtspflanze. Verbreitet sind sie überwiegend in den Tropen und Subtropen. Viele epiphytisch wachsende Arten gibt es in den Familien der Orchideen-, Bromelien-, Aronstab- und Kakteengewächse.
Diese Tillandsien werden auf Holzstückchen aufgebunden - in der Gärtnersprache bezeichnet man das auch als Blockkultur. Es gibt jedoch auch Tillandsien, die in Erde wachsen. Aufgrund der Vielfalt dieser Pflanzengattung sollten Sie sich stets über die jeweiligen Bedürfnissen ihrer spezifischen Tillandsienart informieren.
Unterschied zwischen grauen und grünen Tillandsien Landläufig wird zwischen grauen (mitunter auch weißen) und grünen Tillandsien unterschieden. Die grauen Tillandsienarten kommen überwiegend in höheren Regionen - zum Beispiel subtropischen Nebelwäldern - vor als die grünen. Auch sind sie stärker geschuppt. Farbe und Schuppen sind ein Schutzmechanismus gegen das starke Sonnenlicht der Tropen. Als Faustregel vertragen graue Tillandsie also mehr Sonnenlicht und Kälte als ihre grünen Verwandten. Trotzdem sollte man bei jeder Art sich nach ihren spezifischen Bedürfnissen richten.
Der passende Standort für Tillandsien
Wie viele andere Tropenpflanzen auch mögen die meisten Tillandsienarten einen hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Außerdem brauchen viele eine recht hohe Luftfeuchtigkeit. Ein helles Badezimmer ist daher ideal. Auch die Wohlfühltemperatur hängt von der jeweiligen Art ab, auch wenn die Kältetoleranz unterschiedlich ist, Frost jedoch vertragen Tillandsien in der Regel nicht. Im Sommer dürfen sie auch gern auf den Balkon oder die Terrasse umziehen, sofern ihr Standort direkte Mittagssonne vermeidet.
Substrat oder erdlose Kultur für Tillandsien?
Auch diese Frage hängt von der jeweiligen Tillandsienart ab. Die hübsche Blaue Tillandsie (Tillandsia cyanea) beispielsweise wird als Erdkultur verkauft. Hierfür eignet sich ein strukturstabiles, wasser- und luftdurchlässiges Substrat wie Orchideenerde, denn Tillandsien vertragen keine Staunässe. Verwenden Sie nach Möglichkeit keine normale Blumenerde für Tillandsien.
Tillandsien aufbinden
Das besondere an der Tillandsienkultur ist, dass man viele Arten auch ohne Erde kultivieren kann. Dafür werden sie meist an einem Holzbrettchen oder Holzstück am Wurzelansatz aufgebunden. Idealerweise verwendet man dafür ein flexibles, elastisches Band. Strumpfband eignet sich zum Beispiel sehr gut, das ist auch eine schöne Recyclingmethode für Ihre alten Nylonstrümpfe. Eine sehr weiche und flexible Angelsehne würde auch gehen. Wichtig ist, dass sie die Pflanze nicht zu stark einschnüren. Das Brettchen oder Holzstück wird dann mit einem Haken oder einer anderen Aufhängmöglichkeit versehen.
Tillandsien gießen, besprühen und düngen
Tillandsien in Erdkultur werden ganz normal aufs Substrat gegossen, solche in Blockkultur müssen regelmäßig besprüht werden - wie oft hängt von den Bedürfnissen der jeweiligen Art ab. Sie können Sie auch ab und zu abbrausen. Wichtig ist in jedem Fall, nach Möglichkeit kalkarmes Wasser zu verwenden. Etwa alle zwei Wochen in der Wachstumsperiode kann das Gieß- oder Sprühwasser mit Orchideendünger versetzt werden, denn die Pflegebedürfnisse beider Pflanzenfamilien sind ähnlich.
Tillandsien vermehren
Tillandsien bilden mit der Zeit Kindel aus, die dann einfach abgeschnitten und entweder eingetopft oder aufgebunden werden.
Bei Louisianamoos (Tillandsia usneoides) kann man einfach lose Stränge aus der Mutterpflanze vorsichtig herausziehen, zusammenbinden und hat eine neue Pflanze.
Wo kann man Tillandsien kaufen?
Tillandsien sind im Bereich Zimmerpflanzen schon eher special interest. Im Gartencenter oder Baumarkt begegnet man ihnen nicht so häufig und wenn, ist die Auswahl meist klein. Es gibt aber spezielle Tillandsien-Gärtnereien, von denen viele auch einen Onlineshop und natürlich fachgerechte Beratung anbieten. Auch auf Gärtnermärkten, wie sie manchmal von botanischen Gärten veranstaltet werden, kann man fündig werden.
Heimat | Tropen und Subtropen Leteinamerikas und des Südens der USA |
Pflanzenfamilie | Bromeliengewächse (Bromeliaceae) |
Wuchs | sehr unterschiedlich - je nach Art |
Blüte | je nach Art vorhanden oder nicht |
Früchte | je nach Art |
Standort | hell, aber keine direkte Sonne |
Boden | je nach Art: durchlässiges Substrat, Orchideensubstrat oder gar kein Substrat |
Winterhart | nein |
Mehrjährig | ja |
Besonderheiten | Viele Arten wachsen als Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) und brauchen keine Erde. |
Quellen: Janet Klingner, Botanischer Garten Leipzig, MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 10. April 2025 | 19:50 Uhr