Herbstkönigin Die Esskastanie pflanzen und pflegen
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Bot.: Castanea sativa; andere Bezeichnungen: Edel-Kastanie, Marone, Maroni, Keschde
14. November 2023, 12:32 Uhr
Als Faustregel gilt: Wo Wein wächst, wächst auch die Esskastanie. Im Südwesten Deutschlands, besonders im Weinanbaugebiet der Pfalz, prägen bis zu 30 Meter hohe Kastanien das Landschaftsbild. Auch zur Forstverjüngung wird der stattliche Laubbaum mittlerweile häufiger eingesetzt, denn seine tiefen Wurzeln trotzen den immer höheren Temperaturen im Sommer.
Ursprünglich stammt die Esskastanie aus Westasien. Sie war - vor der Ausbreitung der Kartoffel - ein Hauptnahrungsmittel in den Bergregionen Südeuropas. Kein Wunder, die kleinen Früchte sind sehr sättigend und reich an Vitaminen. Auch heute noch gehört sie beispielsweise im Tessin, im südlichen Griechenland oder in Deutschland in der Pfalz, zur einheimischen Küche und Kultur. Die Erntezeit wird traditionell mit Festen und Märkten gefeiert. Hauptproduzent außerhalb Europas ist China, wo eine mit der europäischen Edelkastanie verwandte Art (Castanea mollissima) angebaut wird.
Heimat | Kleinasien, Mittelmeerraum; in Deutschland Hauptvorkommen in der Pfalz |
Pflanzenfamilie | Fagaceae (Buchengewächse) |
Wuchs | wird bis zu 30 Meter hoch; mit breit ausladender Krone und drehwüchsigem Stamm |
Früchte | Botanisch gesehen Nüsse, zählen zum Schalenobst; stärkehaltig und vitaminreich; Reifezeit von Mitte September bis Anfang November |
Standort | Trocken, sonnig, warm; jedoch nicht zu viel direkte Sonneneinstrahlung |
Boden | Leicht saure, durchlässige Böden |
winterhart | bedingt |
Lebensdauer | Können bis zu 600 Jahre alt werden; als ältestes lebendes Expemplar gilt der "Baum der Hundert Pferde" auf Sizilien, das geschätzte Alter beträgt 2.000 bis 4.000 Jahre |
Verwechslungsgefahr | Gleicher Name, ähnliche Frucht, aber nicht verwandt: Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) ist ein Seifenbaumgewächs. Unterschiede lassen sich besonders in der Baumform und bei den Blätter erkennen. |
Verwendung von Esskastanien
Gekocht und geschält werden Esskastanien zu vielerlei Speisen verarbeitet. Besonders in der gehobenen Küche wird die Frucht im Spätherbst und Winter gerne verwendet. Auch auf Weihnachtsmärkten gehört der Duft von frisch gerösteten Maronen einfach dazu. Aus den geschälten Nüssen kann zudem Mehl gewonnen werden. Es schmeckt kräftig-nussig und da Esskastanien von Natur aus glutenfrei sind, bietet es für Menschen mit Zöliakie eine gesunde Alternative. Imker schätzen die Pollen der Esskastanie als besondere Nahrung für ihre Bienenvölker. Der Honig, der daraus gewonnen wird, besticht durch einen besonders kräftigen Geschmack und gilt als Delikatesse.
Eine Esskastanie pflanzen und pflegen
Wer eine Esskastanie im Garten pflanzen will, braucht neben dem richtigen Standort vor allem eines: viel Platz und Geduld. Zudem ist sie selbststeril, die Befruchtung einer Blüte mit Pollen desselben Baumes ist nicht möglich, es bilden sich keine Früchte. Daher müssen entweder zwei Bäume mit unterschiedlichen, sich ergänzenden Sorten gepflanzt werden, oder ein Baum mit einer sogenannten Doppelveredelung. Fachkundigen Rat zu geeigneten Sorten und zur Veredelung gibt es in Baumschulen.
Zudem muss der Boden leicht sauer und sandig-lehmig sein. Gepflanzt werden kann im Frühjahr oder Herbst. Eine veredelte Jungpflanze trägt wesentlich früher als rein aus Samen gezogene Bäumchen. Bis zu sechs Jahre dauert es auch bei den veredelten Sorten bis zur ersten eigenen Ernte.
Wie winterhart ist die Esskastanie?
Zwar gilt die Esskastanie als ausreichend winterhart, aber sie bevorzugt ein sonnig-trockenes und wintermildes Klima. In zu kalten Regionen oder Gebieten, in denen häufig Spätfröste auftreten, hat sie es schwer und trägt wenig Früchte. Jungbäume sind frostempflindlicher als ausgewachsene Exemplare und müssen in harschen Wintern geschützt werden.
Sorte | Eigenschaften |
---|---|
'Bouche de Betizac' | Wegen ihres hervorragenden Geschmacks geschätzte, französische Sorte; rotbraune Früchte; Reifezeit ab Mitte Oktober |
'Belle Epine' | Französische Sorte mit hohem Ertrag; große, dunkelbraune, gut schälbare Früchte; Reifezeit ab Ende Oktober |
'Ecker 1' | Sorte aus der Steiermark; mittelgroßer Baum, auch für kleinere Gärten geeignet; Reifezeit ab September |
'Brunella' | Schweizer Sorte, aus dem Tessin; schnellwüchsig; mittelgroße Früchte; Reifezeit ab Oktober |
Esskastanien ernten
Die Früchte werden von stacheligen Hüllen, botanisch 'Cupula' (Fruchtbecher), geschützt. Sind sie reif, platzen diese auf und die Esskastanien fallen zu Boden. Im professionellen Anbau werden unter den Bäumen Netze ausgelegt und jeden Tag geleert. Nach wie vor ist die Kastanienernte überwiegend Handarbeit. Von Vorteil sind dabei Handschuhe, um die kleinen Widerhaken der Stacheln abzuwehren.
Die Esskastanie im Klimawandel
Wegen ihrer guten Trockenheitsverträglichkeit wird die Kastanie auch für nördlichere Regionen immer interessanter. Besonders wintermilde Standorte mit sauren beziehungsweise nicht zu kalkreichen Böden, könnten zu einem neuen Zuhause für die wärmeliebende Edelkastanie werden. Ihr schneller Wuchs macht sie darüber hinaus auch für die Verjüngung von Nutzwald attraktiv.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 10. Dezember 2023 | 08:30 Uhr