Meerrettich liebt ausgegraben auf dem Boden, die Wurzel ist durchgeschnitten.
Eine dicke Hauptwurzel mit kleinen Nebenwurzeln - so sieht Meerrettich idealerweise unter der Erde aus. Bildrechte: IMAGO

Scharfe Wurzel Meerrettich anbauen und verarbeiten

Armoracia rusticana, in Österreich und Süddeutschland Kren

14. April 2023, 09:14 Uhr

Was wären Tafelspitz, Karpfen oder Roastbeef ohne Meerrettich? Die scharfe Wurzel gibt es meist in verarbeiteter Form zu kaufen. Doch Meerrettich können Sie ganz leicht selbst anbauen. Gepflanzt wird das Gemüse ab März.

Meerrettich anbauen

Wer sich bei Meerrettich auf die Suche nach Saatgut macht, wird enttäuscht. Statt über Samen wird Meerrettich über Seitenwurzeln der geernteten Wurzeln - sogenannte Fechser - vermehrt.

Diese Seitenwurzeln sollten wenigstens so dick wie ein kleiner Finger und etwa 30 Zentimeter lang sein. Sie werden im März oder April in die Erde gebracht. Dafür sollten am Fechser am oberen Enden sowie am unteren Ende jeweils drei Zentimeter mit Knospen erhalten bleiben. Aus ihnen wachsen Wurzeln und Blätter. Alle Knospen dazwischen werden mit der Hand einfach abgestreift. Zum Pflanzen wird die Seitenwurzel schräg in die Erde gesteckt und mit Erde bedeckt. Das untere Ende liegt dann knapp 20 Zentimeter unter der Erde, das obere etwa drei Zentimeter.

Meerrettich
Meerrettich-Blüten sind hübsch und zart. Sie macht sich auch in Vasen sehr gut. Bildrechte: IMAGO

Der Meerrettich-Fechser wird schräg in eine Furche gelegt und dann zugedeckt. Das kann ruhig ein kleiner Damm sein.

Martin Krumbein, Gartenbauingenieur vom Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau in Erfurt

Wer mehrere Fechser pflanzt, sollte zwischen den einzelnen Pflanzen 60 Zentimeter Abstand lassen. Meerrettich wird groß und braucht Platz. Während im ersten Jahr nur die Blätter wachsen, blühen im zweiten Jahr viele kleine, weiße Blüten an einem hohen, traubigen Blütenstand. Samen produziert die Pflanzen damit allerdings kaum.

Meerrettich
Aus den kleinen Fechsern werden Büsche, die ordentlich Platz brauchen. Bildrechte: imago images / agefotostock

Standort und Boden für Meerrettich

Meerrettich ist nicht besonders anspruchsvoll. Das mehrjährige Gemüse wächst an vielen Stellen und kommt auch mit Schatten zurecht. Am besten gedeiht er auf mittelschweren Böden wie lehmigem Sand oder Lössböden. In einem leichten Sandboden gedeiht er auch, allerdings leidet das Aroma. Die Wurzel wird nicht besonders scharf. Ebenso heikel ist der Anbau in schweren Böden. "Dann wird die Wurzel unangenehm scharf", erklärt Martin Krumbein. Außerdem ist in schweren Böden die lange Wurzel sehr schwer aus dem Boden zu bekommen.

In sehr schweren Böden wird die Wurzel unangenehm scharf. In Sandböden entwickelt sie kaum Aroma.

Martin Krumbein, Gartenbauingenieur vom Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau in Erfurt

Pflege von Meerrettich

Anfang Juni, Ende Juni und im August wird der Damm leicht geöffnet und am oberen Ende der Pflanze nur ein Austrieb stehen gelassen. Dadurch konzentriert die Pflanze ihre Kraft in eine große, gerade, gut zu verarbeitende Wurzel, statt in viele kleine, verzweigte Wurzeln. Zum Düngen können Hornspäne in den Boden eingearbeitet werden, günstig ist auch Stallmist, der im Herbst in den Boden eingegraben wird.

Die Meerrettich-Wurzel wird erst im Spätsommer dicker. Dann braucht sie ausreichend Wasser. In trockenen Sommern sollte die Pflanze regelmäßig gegossen werden. Wenn die Pflanze im Herbst ihre Blätter einzieht, ist sie erntereif.

Meerrettich
Die dicke Wurzel wird zu einem leckeren Dipp mit Preiselbeeren verarbeitet. Die Seitenwurzeln können im Frühjahr neu gesteckt werden. Bildrechte: IMAGO

Wilder Meerrettich

Wilder Meerrettich ist nicht wirklich wild. Es wäre besser, von verwildertem Meerrettich zu sprechen. Die ursprünglich aus Südosteuropa stammende Pflanze wächst vor allem dort, wo früher einmal Gärten waren und sie vor langer Zeit einmal angebaut wurde. Sie bevorzugt feuchte Standorte an Flussufern oder feuchten Wiesen.

Tipp: Ausbreitungswütiger Meerrettich In der Erde gebliebene Wurzelreste des Meerrettich treiben wieder aus und können manchmal zur Plage werden. Am günstigsten ist deshalb ein Platz im Garten, an dem Meerrettich sich ausbreiten darf oder zum Beispiel durch Wege oder Mauern natürlich eingegrenzt wird. Einzelne Pflanzen können auch im Kübel angebaut werden.

Auf einen Blick
Heimat stammt aus Südosteuropa, Balkan, kommt verwildert überall in Mitteleuropa vor
Pflanzenfamilie Kreuzblütler
Wuchs große Blätter, bis zu einem Meter hoch
Blüte weiße Blüten an einzelnen, bis 1,20 hohen, traubigen Blütenständen, ab dem zweiten Jahr
Blütezeit Mai - Juli
Standort Meerrettich ist nicht sehr anspruchsvoll. Er gedeiht in Sonne und Halbschatten, extremen Schatten mag er nicht.
Boden Temperatur, Licht, aber auch Freiland, Kübel/Container, Zimmerpflanze
Winterhart die Pfahlwurzeln vertragen bis -50° Celsius
Mehrjährig Staude, die immer wieder kommt,
Besonderheiten Vermehrung über Seitenwurzeln

Ernte und Verwendung von Meerrettich

Zwischen Oktober und März kann die Meerrettich-Wurzel nach Bedarf geerntet werden. Das ist bereits im ersten Jahr möglich. Wer jedoch besonders dicke Wurzeln möchte, wartet bis zum zweiten Jahr. Die geerntete Wurzel wird gerieben und würzt so Soßen, Quark, Sahne und Frischkäse.

Meerrettich
Frisch geriebener Meerrettich schmeckt würzig scharf und verleiht Gerichten das gewisse Etwas. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Rezept-Idee: Brotaufstrich mit Quark, Möhren und Meerrettich

Eine Mischung aus Quark, geraspelten Möhren und geriebenem Meerrettich als Dip oder Brotaufstrich ist schnell gemacht.

Zubereitung: Zwei bis drei Möhren und ein kleines Stückchen Meerrettich raspeln. Einen Becher Speisequark mit dem Meerrettich und den Möhren vermischen. Reiben Sie danach etwas Zitronenschale hinein. Im Anschluss wird mit Kräutersalz und einem Spritzer Zitronensaft abgeschmeckt.

Brotscheibe mit Meerrettich-Quark-Aufstrich
Meerrettich eignet sich für die Küche, hat aber auch heilsame Wirkungen. Als Brotaufstrich schmeckt er in Kombination mit Quark, Möhren und Zitrone. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Rezept-Idee: Erkältungsmittel aus Meerrettich

Ilka Hoffmann von der Grünwerkstatt in Holzhausen stellt aus Meerrettich überdies ein natürliches Mittel gegen Erkältungsinfekte her. Dazu werden Meerrettichraspeln mit einer Mischung aus zwei Teilen Honig und einem Teil Apfelessig vermengt. Das Ganze sollte zwei bis drei Wochen ziehen, um die heilsamen Inhaltsstoffe zu entfalten. Meerrettich wirkt antibakteriell und stärkt dank der enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe die Abwehrkräfte.

Zutaten und Zubereitung:

1 Glas Honig
250 ml Apfelessig
Meerrettich

So geht’s: Zuerst wird für das sogenannte Oxymel, ein traditionelles Heilmittel, der Honig im Apfelessig aufgelöst. Das Mischverhältnis kann dabei von 1:1 bis 1:3 reichen, also ein Teil Apfelessig und drei Teile Honig -  je nach Belieben. Danach wird der Meerrettich geraspelt. Es empfiehlt sich, eine geschlossene Reibe zu verwenden, denn der Meerrettich reizt die Augen. Außerdem verflüchtigen sich die Inhaltsstoffe dann nicht so schnell in der Luft. Zum Abschluss wird ein Teil Meerrettich in ein sauberes, heiß ausgespültes Glas gegeben. Darauf wird die Honig-Apfelessig-Mischung gegossen.

Nach der zwei bis drei Wochen dauernden Ziehzeit kann das Meerrettich-Oxymel filtriert werden - oder der Meerrettich bleibt drin. Das Mittel hilft in der Hausapotheke, um das Immunsystem anzuregen und zu stärken. So kann es vorbeugend verwendet werden, wenn sich zum Beispiel die Erkältungssaison ankündigt. Wenn der Infekt bereits zugeschlagen hat, wirkt es heilend.

Die Kunst ist, schneller mit dem Reiben fertig zu sein, als die Augen voller Tränen sind und man nichts mehr sieht.

Ilka Hoffmann, Grünwerkstatt Holzhausen

Quellen: MDR Garten; Martin Krumbein, Gartenbauingenieur vom Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau in Erfurt; Ilka Hoffmann, Grünwerkstatt Holzhausen

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 15. Mai 2022 | 08:30 Uhr