Recycling im Garten Second-Hand-Hochbeete bauen
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12. Juli 2024, 09:14 Uhr
Im Garten von Oliver Richter ist einiges besonders: Das Klima im Erzgebirge ist rau, Pflanzen müssen einiges abkönnen und seine recycelten Hochbeete sind alles andere als klassisch. Recycling ist Oliver Richter wichtig. Aus alten Wasserrohren und Recycling-Plastik baut er Hochbeete.
Oliver Richter besitzt einen Garten, der sogar einen Wikipedia Eintrag hat und dessen Gartentor für Interessierte jeden Samstag offen steht. Immer von 9 bis 12 Uhr ist Gartenbesuch willkommen. Wir haben Oliver besucht und er hat sich für uns sogar unter der Woche Zeit genommen.
Das historische Grundstück
Sein Garten im Ortsteil Boden des erzgebirgischen Großrückerswalde ist vom sächsischen Staat zum kulturhistorischen Erbe erklärt worden. Auch die Villa, die von dem Garten umgeben wird, steht unter Denkmalschutz. Das bedeutet, das Ensemble ist etwas Besonderes und Schützenswertes.
Das bedeutet aber auch, dass Oliver hier nicht machen kann, was ihm gerade so einfällt. Das will er aber auch gar nicht. Er ist stolz auf den alten Baumbestand, der noch in die Zeit des Fabrikanten Julius Müller zurückreicht, der einst im 19. Jahrhundert Villa und Park errichten ließ.
Doch das ist lange her. Die Pappenfabrik des Fabrikanten Müller wurde abgerissen und der Schutt über das umliegende Gelände verteilt. Vom Garten ist nur noch ein kleiner Rest der ursprünglich vom Dresdner Gartenarchitekten Wilhelm Röhnick geplanten Anlage übrig.
Als Oliver Richter um 2000 die Villa und den Restgarten übernahm, war alles in einem bedauernswerten Zustand. Halbzerfallen das Gebäude und das Außengelände komplett überwuchert.
In den vergangenen 25 Jahren haben er und seine Frau jede freie Minute und jeden freien Euro in den Wiederaufbau des Gebäudes und die Neueinrichtung des Gartens gesteckt. Hier herrscht wahre Leidenschaft.
"Dass so wenig vom ursprünglichen Garten noch besteht, ist zwar auf der einen Seite traurig, auf der anderen Seite hat es aber auch wieder etwas Gutes. Denn so konnte ich selbst hier relativ frei um den historischen Baumbestand herumplanen und meine Vorstellungen einbringen", erzählt Oliver Richter.
So gibt es nun einen allgemeinen Bereich für die Bewohner des Gebäudes, einen Teil für die Mitarbeiter seiner Firma und einen Teil für ihn und seine Familie.
Entspannung im Garten
Oliver Richter genießt es, dass der Garten direkt an seinem Haus liegt: „Wenn ich mal weg von Schreibtisch und Computer will und eine Pause machen, dann gehe ich hier her und vertrete mir die Beine, zupfe ein bisschen hier und da und dann geht es schon wieder besser mit der nächsten Aufgabe im Büro weiter.“
Auch abends ist er am liebsten in seinem Garten. "Ich weiß inzwischen, dass Oliver meist nicht vor Einbruch der Dunkelheit ins Haus kommt, aber ich freue mich, dass er so glücklich ist in seinem Garten.", erzählt Olivers Frau Jana.
Ich weiß inzwischen, dass Oliver meist nicht vor Einbruch der Dunkelheit ins Haus kommt, aber ich freue mich, dass er so glücklich ist in seinem Garten.
Sie kümmert sich um die Buchhaltung der Firma. "Ich schaue dann immer gerne, was er neues im Garten gemacht hat und bewundere ihn dafür. Auch ich genieße das Gelände und freue mich umso mehr, dass ich nichts zu tun brauche und mich hier einfach nur entspannen kann."
Oliver hat ständig neue Ideen und am liebsten macht er auch alles selbst. Ein DIY-Profi sozusagen. Seine neuesten Projekte hat er uns vorgestellt.
Hochbeet aus Wasserrohren
Als neues Zentrum in seinem Garten hat er ein Hochbeet gebaut. Aber kein gewöhnliches, das es überall gibt. Er hat riesige alte Wasserrohre von seinem Nachbarn bekommen, die dort schon seit Jahrzehnten lagerten. Oliver hatte eine Vision. Wenn er diese Rohre zurechtflext und aufrecht stellt, kann er ein Hochbeet bauen, das von oben betrachtet an eine geöffnete Blüte erinnert. Und tatsächlich geht seine Blüten-Idee auf.
Er befüllt die stehenden Rohrabschnitte mit Erde, legt aber ganz unten noch ein Wühlmausschutzgitter aus, so wie bei normalen Hochbeeten auch. In den einzelnen "Blütenblättern" pflanzt er verschiedene Stauden und Gehölze.
In die Mitte aber hat er sich ein Spaltenbeet gesetzt. Ein Steingarten mit hochkant gestellten Steinen, in deren Lücken beziehungsweise Spalten Sukkulenten aus aller Welt wachsen.
Das massive Eisen der Rohre hat über die Jahre ähnlich wie beim Cortenstahl eine schützende Rostschicht gebildet. Das zurückhaltende rostbraun macht sich gut im Garten und zieht auch die Wärme an. Die Pflanzen mögen das und danken es Oliver mit kräftigem Aufwuchs.
Hochbeet aus Recycling-Kunststoff
Erzgebirgsgärtner Oliver hat aber auch noch ein anderes Hochbeet gebaut. Aus dicken Recycling-Kunststoff-Balken, auf die der Hersteller 30 Jahre Garantie gibt. "Normalerweise kommt mir kein Plastik in den Garten, aber in dem Falle hilft es ja der Umwelt, der Plastik- und Verpackungsabfall würde sonst auf einer Müllhalde landen. Hier bei mir am Hochbeet hat es noch einen richtig guten Zweck. Und dass Kunststoff quasi nicht verrottet, ist hier jetzt ein richtiger Vorteil", erklärt Oliver. Ein Hochbeet für die Ewigkeit sozusagen.
So kann Nachhaltigkeit also auch gehen. Sogar mit Plastik. Aber wie gesagt, eigentlich will Oliver kein Plastik im Garten haben. Und so achtet er zum Beispiel auch darauf, dass er alle Pflanzen nur mit Naturmaterialien, also Schnüren aus Baumwolle, Jute oder sogar Pappe anbindet. Das hat nämlich den großen Vorteil, dass beim Staudenrückschnitt im Frühjahr alles zusammen auf dem Kompost verrotten und wieder in den Kreislauf der Natur rückgeführt werden kann.
MDR (jh)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 07. Juli 2024 | 08:30 Uhr