Nachhaltig gärtnern Wald als Vorbild: Garten nach Permakultur-Prinzip anlegen
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01. März 2024, 17:07 Uhr
Einen Waldgarten gibts nur im Wald? Nichts da: Der Waldgarten nach dem Permakulturprinzip orientiert sich an den Gegebenheiten, die ein Wald bietet. Im Mittelpunkt stehen Bäume, Sträucher und mehrjährige Stauden. Gartenfachberaterin und Permakulturistin Alexandra Maria Müller erklärt, wie das Prinzip funktioniert, welche Vorteile es hat und wie es im eigenen Garten umgesetzt werden kann.
Was ist ein Waldgarten nach dem Permakultur-Prinzip?
"Der Waldgarten ist eine Nische der Permakultur", sagt Gartenfachberaterin Alexandra Maria Müller. Der Begriff "Waldgarten" ist daher eher missverständlich, erklärt sie. Passender wäre es, sich den lichten Waldrand als Vorbild anzuschauen. "Man guckt sich das Ökosystem Waldrand an und bildet es nach, allerdings ersetzt man die typischen Waldpflanzen durch essbare oder nutzbare Pflanzen", also zum Beispiel durch Obstbäume oder Sträucher mit essbaren Früchten oder Blättern.
Aber auch Stauden und Gemüse finden im Waldgarten ihren Platz. Denn bei der Planung wird in Schichten gedacht:
- Große Bäume
- kleinere Bäume
- Sträucher
- Stauden- und Krautschicht
- Bodendecker und Mulch
- Wurzeln
- Rankpflanzen
Das Ziel ist es, dass die Pflanzen miteinander harmonieren. Die Bäume, Sträucher und andere Pflanzen werden so kombiniert, dass sie sich gegenseitig Schatten spenden, den Boden feucht halten oder gegenseitig vor Krankheiten schützen und sich nicht behindern. So entsteht mit der Zeit ein nachhaltiger Kreislauf.
Das Vorbild ist die Natur.
"Es ist permakulturelle Planung auf ein besonderes Ökosystem bezogen", sagt die Gartenfachberaterin. Sie plant gerne im Winter, welche Pflanzen sie wie kombinieren kann. Wichtig ist dabei immer, dass die Pflanzen genug Platz haben, sagt sie. Das kann man sich vom echten Waldrand abschauen, denn "das Vorbild ist die Natur".
Diese Vorteile bringt ein Waldgarten mit sich
- Stabiles Ökosystem
- Ertragreiche Ernte von Wildobst, Kräutern, Beeren und Nüssen
- Pflegeleicht durch mehrjährige Pflanzen
- Wind- und Sonnenschutz durch große Bäume und Hecken
- Bäume und Sträucher binden CO2, bilden Humus, schützen den Boden vor Erosion und Austrocknung
- Kleinklima wird deutlich verbessert
- Vielfältigen Strukturen bieten Lebensraum für viele Tiere
Einen Waldgarten im Kleingarten anlegen
Wer an einen Waldgarten denkt, hat oft große Ökosysteme im Kopf. Doch das ganze klappt auch im Kleingarten. Gartenfachberaterin und Permakulturistin Alexandra Maria Müller hat selbst einen Kleingarten bei Bremen, in dem sie nach dem Prinzip des Waldgartens gärtnert.
Man muss es sehr runterbrechen, um das Prinzip im Kleingarten anwenden zu können.
Ganz wichtig ist es, die Gartenordnung des Vereins zu beachten. Vor allem, wenn es um Bäume geht, gibt es dort klare Regeln, um den Nachbarsgarten nicht zu beeinflussen. Wichtig ist es, sich über die erlaubte Anzahl und die Größe der Bäume, sowie zugelassene Arten und Sorten zu erkundigen. Auch die Abstände zwischen Bäumen und zu den Nachbargrenzen, sind oft im Vereinsrecht vorgegeben. Damit keine Probleme entstehen, ist es immer ratsam, das Gespräch zu suchen.
Alexandra Maria Müller erzählt, dass es außerdem wichtig ist, mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen, denn ein Garten nach dem Waldgarten-Prinzip sieht nach außen hin gerne mal 'unordentlich' aus. "Ich erkläre dann einfach, warum da ein Laubhaufen liegt oder Mulch auf den Beeten ist", sagt die Gartenfachberaterin.
Ganz wichtig: klein anfangen. Denn nicht nur für einen selbst ist diese Art des Gärtnerns neu. Auch die Nachbarn des Kleingartens müssen sich daran gewöhnen. Alexandra Maria Müller empfiehlt zum Beispiel damit zu beginnen, eine Baumscheibe bei einem bestehenden Baum frei zu legen und zu bepflanzen, sodass der Baum nicht mehr in der Wiese steht. Als Bepflanzung eignen sich zum Beispiel Beerensträucher oder auch eine Kürbispflanze, die dann am Baum hoch ranken kann.
Wie fange ich an, wenn ich einen Permakultur-Waldgarten möchte?
- Bestandsaufnahme machen: Welche Bäume und Pflanzen gibt es schon? Welche möchte ich behalten, wo möchte ich neue pflanzen?
- Gelände beobachten: Wo scheint die Sonne, wo ist Schatten? Wie ist der Boden beschaffen?
- Ideen sammeln: Was passt zum Bestand dazu? Kann ich Erntelücken füllen, indem ich neue Sorten anpflanze?
Quelle: Gartenfachberaterin und Permakulturistin Alexandra Maria Müller aus Bremen (eta)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 10. Februar 2024 | 09:10 Uhr