Personen in beiger Kleidung sitzen auf einer Bühne mit mehreren Podesten.
Theater reist durch die Zeiten – in Dessau geht es an den Beginn des 20. Jahrhunderts. Bildrechte: Claudia Heysel

Empfehlungen Theater-Highlights im Januar 2025: Spannende Stücke in Magdeburg und Dessau

20. Dezember 2024, 10:14 Uhr

Auf den Bühnen Sachsen-Anhalts gibt es auch im neuen Jahr tolles Theater zu erleben: Am Theater Magdeburg wird das "Doppelte Lottchen" in einer Zukunftsvariation erzählt und die märchenhafte Oper "Turandot" in die Vorzeit versetzt. In Stendal kommt ein wildes Kinderbuch als ebenso wildes Musical auf die Bühne. In Dessau blickt das Theater in die Stadtgeschichte. Das sind unsere Tipps für den Januar mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Sie kein Highlight verpassen:

Schauspiel in Magdeburg: "Die Zukünftige" in der Kammer 2

Wie schnell es bergab gehen kann, muss diese Familie am eigenen Leib erfahren: Der Vater kann aufgrund psychischer Probleme nicht mehr arbeiten, die gemeinsame Praxis für Kieferchirurgie geht pleite und das Ehepaar trennt sich. Und so trennen sich auch die Leben und Wege der Zwillingsschwestern. Die Dramatikerin Svenja Viola Bungarten hat in "Die Zukünftige" eine Version des doppelten Lottchens für das 21. Jahrhundert geschrieben. Darin verbindet sie die Fragen von Schicksal und Lebensumständen mit hochpolitischen Debatten um den Klimawandel. Denn die Welt der Zwillinge wird immer heißer und macht das Überleben immer schwerer. Der Kritiker Martin Rieß erzählt in der "Magdeburger Volksstimme" begeistert von der Ausstattung der Magdeburger Inszenierung. Die Figuren wirken wie Geister mit einem gewissen futuristischen Etwas. Doch noch mehr scheint Martin Rieß davon begeistert, dass Regisseurin Alina Fluck dem Magdeburger Ensemble die Möglichkeit gibt, tief in die Figuren einzutauchen und ihren Entwicklungen Raum zu geben.

Weitere Informationen "Die Zukünftige" von Svenja Viola Bungarten

Adresse:
Schauspielhaus
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
26. Januar, 18 Uhr

Musical in Stendal: "Shockheaded Peter" am Theater der Altmark

Ganz zeitgemäß wirken die Schauermärchen wie der Struwwelpeter oder Hans-Guck-in-die-Luft nicht mehr. Nicht nur, weil sie etwas zu brutal sind. Doch für die Tiger Lillies boten die blutigen Geschichten Inspiration zur Junk-Oper "Shockheaded Peter". In Stendal werden die Songs und Geschichten mit viel Spielfreude auf die Bühne gebracht. Ausstatter Mark Späth hat ein weihnachtliches Wohnzimmer gebaut, in dem eine Familie die verrückten Geschichten nachspielt. Dieses Spiel geht laut Kritiker Donald Lyko in der "Volksstimme" auf: "Wer sich auf die 'Shockheaded Peter'-Inszenierung in Stendal einlässt, wird mit einem Theaterabend belohnt, der Unterhaltung mit Botschaft verknüpft." Denn die schlechten Eigenschaften der antiquierten Figuren finden sich immer noch. 

Weitere Informationen Shockheaded Peter
Ein Musical der Tiger Lillies, Julian Crouch und Phelim McDermott

Adresse:
Theater der Altmark
Karlstraße 6
39576 Hansestadt Stendal

Dauer: 75 Minuten, keine Pause

Termine:
4. Januar, 19:30 Uhr
16. Januar, 19:30 Uhr

Schauspiel in Dessau: "Was bleibt" am Anhaltischen Theater

Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten und trotz der Nazi-Herrschaft, ist die jüdische Bankiersfamilie Cohn noch nicht vergessen. In Dessau wird vor allem Julie von Cohn-Oppenheim immer noch als eine wichtige Wohltäterin geehrt, auch wenn ihre jüdische Identität dabei manchmal untergeht. Genau diesem Widerspruch geht Carolin Millner in ihrem dokumentarischen Stück "Was bleibt" nach, für das die Theatermacherin ausführlich zur Dessauer Stadtgeschichte und zur Familie Cohn recherchiert hat. Auf der Bühne des Alten Theaters stehen mehrere kleine Podeste, die den Grundriss der Villa von Cohn-Oppenheim andeuten. Das vierköpfige Ensemble trägt leichte, beige Kleider. Immer wieder wechseln sie die Rollen, um so zahlreiche Anekdoten aus der Familiengeschichte anzudeuten, in verdichteter und poetischer Sprache. Darin geht es auch um die Probleme für jüdische Menschen der damaligen Zeit, die sich einerseits von ihrer Gemeinde wegen ihres Erfolgs entfremden und gleichzeitig trotz ihres Erfolgs von der Dominanzgesellschaft nicht anerkannt werden. Es sei ein "intensiver Abend", meint MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling nach einem Theaterbesuch. Nicht zuletzt, weil es in der Inszenierung auch um den wiedererstarkenden Antisemitismus der Gegenwart geht.

Weitere Informationen "Was bleibt. Das Leben der Familie Cohn"
Schauspiel von Carolin Millner nach biografischen Motiven von Julie von Cohn-Oppenheim

Adresse:
Altes Theater
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
3. Januar, 19 Uhr
6. Januar, 19 Uhr
8. Januar, 15 Uhr

Tanztheater in Magdeburg: "Vincent" im Opernhaus

Vincent van Gogh gilt mit seinen starken Farben, seinen eigenwilligen Pinselstrichen und der besonderen Stimmung in seinen Gemälden als einer der beliebtesten Maler der Welt und als prägender Künstler für die Moderne. Und weil sich dieser Erfolg zu seinen Lebzeiten nicht abzeichnete, ist van Gogh auch der Inbegriff des genialen, aber verarmten und verkannten Künstlers. Der Choreograf Jörg Mannes nähert sich am Theater Magdeburg diesem besonderen Menschen in einem Ballettabend in neuen Bildern. Dabei arbeitet er sowohl biografisch, wenn sich van Gogh beispielsweise das Ohr abschneidet, als auch assoziativ, wenn das Ensemble versucht, die Stimmung van Goghs in Bewegung zu übersetzen. Dieser Balance-Akt gelingt, meint der Kritiker Torben Ibs auf "Tanznetz": "Vielmehr verhalten sich seine Tanzenden wie die Pinselstriche des Meisters, wie eine wiegende Landschaft im Wind. Alles bewegt sich gleichartig, aber mal hier etwas anders, mal dort früher, mal dort später in einer Form der organisierten Unruhe. Aufgänge und Abgänge sind dynamisch, leere Bühne, volle Bühne, das alles kann sich im Sekundentakt ändern." Im Januar wird das Ballett zum letzten Mal in dieser Spielzeit getanzt.

Mehrere Personen in weißer Kleidung liegen in einer Reihe auf auf einer Bühne.
Mit anspielungsreichen Bildern nähert sich das Magdeburger Ballett dem Künstler Vincent van Gogh. Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen "Vincent"
Ballett von Jörg Mannes

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 120 Minuten, eine Pause

Termine:
5. Januar, 18 Uhr
17. Januar, 19:30 Uhr

Figurentheater in Magdeburg: "Mädchen in Not" am Puppentheater

Vorsicht: Dieses Figurentheater-Stück blickt in menschliche Abgründe. Die erfolgreiche Autorin Anne Lepper zeichnet in ihrem Stück "Mädchen in Not" eine düstere Gesellschaft nach. In dieser Gesellschaft hadert die Frau, die von allen Baby genannt wird, mit ihrer Rolle zwischen häuslicher Ehefrau und sexuell aktiver Liebhaberin. Die Ansprüche der Männer werden ihr zu viel. Deswegen wagt sie sich durch die finstere Stadt zu dem Puppenbauer Duran-Duran, der ihr eine Mann-Puppe ganz ohne Ansprüche schaffen soll. Diese Puppen werden von Luisa Grüning gespielt, die auch Baby verkörpert. Ihr an der Seite als eine Art Gegenpart steht Richard Barborka, der den Abend auch musikalisch gestaltet. "Sie entfalten bei ihrer Reise durch eine surreale Welt eine unglaubliche Spielfreude", berichtet MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling. "Dieses Theater birgt ein Restgeheimnis, zum Entschlüsseln auf dem Nachhauseweg. Wer sich auf sowas einlassen kann – auf ins Puppentheater nach Magdeburg."

Eine Frau bewegt drei simple Stoffpuppen in unterschiedlichen Größen.
Das stück "Mädchen in Not" zeigt eine düstere und surreale Welt. Bildrechte: Bayerischer Rundfunk

Weitere Informationen "Mädchen in Not" von Anne Lepper

Adresse:
Puppentheater Magdeburg
Warschauer Straße 25
39104 Magdeburg

Termine:
18. Januar, 20 Uhr
19. Januar, 18 Uhr

Musiktheater in Magdeburg: "Turandot" am Opernhaus

Sie wirkt kalt und herzlos: Die Prinzessin Turandot will nicht heiraten. Also müssen die Männer, die um ihre Hand anhalten, ein Rätsel lösen. Und wenn sie es nicht vor Ablauf der Frist schaffen, müssen sie sterben. Doch dann taucht ein Prinz auf, der die Lösung parat hat und die Prinzessin selbst vor ein Rätsel stellt. Die märchenhafte Oper "Turandot" von Giacomo Puccini spielt in einem alten China, so wie man sich den Fernosten im Europa zur Jahrhundertwende vorstellte. Als der Regisseur und Bühnenbildner Michiel Dijkema von archäologischen Ausgrabungen in China las, kam er auf die Idee, die Geschichte in die Steinzeit zu verlegen. Begleitet wird diese bildstarke Inszenierung von der wunderbaren Musik Puccinis, die das Magdeburger Orchester unter der Leitung von Anna Skryleva in all ihren Feinheiten und Widersprüchlichkeiten gekonnt spielt. "Man wird betäubt vom musikalischen Hochgenuss und begeistert durch szenische Überwältigung", urteilt Kritiker Roland Dippel in der "Neuen Musikzeitung".

Auf einer Bühne stehen sich zwei Personen in Kleidung aus Fetzen im Streit gegenüber, eine weitere Person versteckt sich in einer der Streitenden, im Hintergrund stehen mehrere Menschen mit angemalten Gesichtern.
Der Opernklassiker "Turandot" wird in Magdeburg und weit entfernte Vergangenheit verlegt. Bildrechte: Andreas Lander

Weitere Informationen "Turandot"
Oper von Giacomo Puccini

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
12. Januar, 18 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Tanztheater in Dessau: "Der Nussknacker"

Im Zuhause von Klara ist wieder Bescherung – immerhin ist Weihnachten. In der Nacht lockt der Nussknacker des Familienfreundes Drosselmeier das Mädchen in eine Fantasiewelt, wo ein Krieg mit dem Rattenkönig tobt. "Giannetti und sein Dramaturg Yuri Collosale haben die originale 'Nussknacker'-Handlung mit Heiligabend-Bescherung, nächtlichem Spielzeugkrieg, Reise ins Märchenland und Verherrlichung der schönen Illusionen erst genau überprüft und dann dezent Richtung Gegenwart gekickt", freut sich Roland Dippel in der "Mitteldeutschen Zeitung". Erst am Ende eines leichtfüßigen und schön ausgestatteten Ballett-Abends wird die aktuelle Konsumwelt hinterfragt.

Eine Frau in weißem Kleidchen dreht Pirouetten vor einem Weihnachtsbaum. Rechts sitzt ein Mann auf dem Boden und schaut zu.
Das Ballett "Der Nussknacker" setzt auf Weihnachtsstimmung Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen "Der Nussknacker"
Märchenballett von Stefano Giannetti mit Musik von Peter Tschaikowski

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 110 Minuten

Termine:
29. Dezember, 16 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. November 2024 | 16:10 Uhr

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