Szene aus IL TRITTICO - DAS TRIPTYCHON am DNT Weimar
Pucchinis "Il trittico" am Deutschen Nationaltheater Weimar ist nur eines der Highlights im September 2024. Bildrechte: Candy Welz

Berührende Begegnungen Theater in Erfurt und Weimar: Die fünf besten Stücke im September 2024

13. September 2024, 16:35 Uhr

Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Thüringen gibt es im September 2024 viele sehenswerte Aufführungen. In Erfurt kommt ein griechischer Klassiker in starker Besetzung auf die Bühne. Auch in Weimar wird ein Klassiker, "Das Nibelungenlied", auf der Bühne untersucht und es gibt drei Opern in einem. Außerdem ist im Rahmen des Weimarer Kunstfests die Tanzlegende Anne Teresa De Keersmaeker zu Gast. Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Ihnen kein Highlight entgeht:

Tanz-Theater in Weimar: "Goldberg-Variationen" mit Anne Teresa De Keersmaeker

Seit den 80er-Jahren prägt die Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker den zeitgenössischen Tanz. Ihre Arbeiten sind geprägt von Leichtfüßigkeit, fließenden und drehenden Bewegungen und Wiederholungen. Im September können Tanzfans die 64-jährige Kult-Choreografin im Rahmen des Kunstfestes in Weimar auf der Bühne erleben, wenn sie zu Bachs "Goldberg-Variationen" tanzt.

De Keersmaeker macht die Musik regelrecht zu ihrer Tanzpartnerin, setzt sich auf die Komposition oder konterkariert sie. Die kleinste Bewegung wird mit Bedeutung aufgeladen. Es sei ein choreografisches Bild voll Schatten und Licht, schreibt Kritikerin Gia Kourlas in der "New York Times". Die Performance zeuge davon, wie sehr de Keersmaeker den Tanz liebt und wie sie sich selbst damit ausdrücken kann – sei es mit Disco-Posen oder konzentrierten Bewegungen, die das eigene Altern reflektieren. Es sei wunderschön gewesen, so Kritikerin Kourlas.

Ein Mensch sitzt im Halbdunkel an einem Klavier, im Hintergrund tanzt eine Person in weißem Kleid auf einer Bühne.
Anna Teresa De Keersmaeker tritt im Dialog mit der Musik auf - zu erleben in Weimar. Bildrechte: Anne Van Aerschot

Weitere Informationen "The Goldberg Variations, BWV 988"
von und mit Anne Teresa De Keersmaeker

Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar

Termine:
7. September, 19 Uhr

Schauspiel in Erfurt: "Elektra" im Theater Schotte

Diese Geschichte ist schon Jahrtausende alt und bewegt uns immer noch. Es geht um Rache, um Schuld und Angst. Vorher ein kurzer Mythen-Crashkurs: Das Haus der Atreiden ist verflucht. Deswegen steht auch die Reise von Agamemnon, um das griechische Heer gegen Troja zu führen, unter keinem guten Stern. Um für besseres Wetter für die Überfahrt zu sorgen, opfert der Kriegsherr seine älteste Tochter, Iphigenie. Seine Frau Klytaimnestra kann ihm das nicht verzeihen und erschlägt ihn mithilfe ihres Liebhabers Ägisth. Damit nun Agamemnons Sohn nicht auch erschlagen wird (weil er sonst Rache nehmen muss), rettet seine Schwester Elektra ihn. Und hier setzt nun endlich das Drama "Elektra" von Sophokles an: Elektra wartet in ihrem Elternhaus nur auf die Rückkehr ihres Bruders, damit er Rache üben kann – indem er Elektras Mutter und ihren neuen Mann tötet.

"Elektra" am Theater Schotte
Im September ist die Inszenierung von "Elektra" wieder im Spielplan des Erfurter Theaters "Die Schotte". Bildrechte: Lutz Edelhoff

Die Inszenierung am Erfurter Jugendtheater Schotte konzentriert sich ganz auf diese Stimmung. Dabei überzeugt vor allem der ungefähr 30-köpfige Chor (Wo gibt es so etwas noch?) aus Jugendlichen, die die Frage von Individualität und Gruppendynamik unterstreichen. Die Kritikerin Esther Goldberg ist in der "Thüringer Allgemeinen" restlos überzeugt von der Inszenierung: "Denn was da zu sehen war, das war richtig groß."

Weitere Informationen "Elektra" von Sophokles

Adresse:
Schotte e.V.
Schottenstraße 7
99084 Erfurt

Dauer: 85 Minuten, keine Pause

Termine:
27. September, 20 Uhr
28. September, 20 Uhr

Figurentheater in Erfurt: "Das Nibelungenlied" am Theater Waidspeicher

Es scheint eigentlich ein Wahnsinn zu sein, das Nibelungenlied – dem großen Epos aus dem deutschen Sprachraum – auf die Puppentheaterbühne zu bringen. Und dennoch gelingt es immer wieder. So auch am Erfurter Theater Waidspeicher. Regisseur Frank Alexander Engel hat die Vorlage etwas breiter aufgefasst und die Beziehung von Siegfried und Brünnhilde miterzählt. Erst danach geht der Held nach Worms, gewinnt mit Tricks die schöne Kriemhild für sich und fällt schließlich dem Verrat zum Opfer. Und auch wenn niemand authentischer sterben kann als Puppen, setzt Engel nicht auf Illusionen.

Stattdessen wird die Geschichte immer wieder durchbrochen. Die Szenen werden in schneller Folge hintereinander gespielt, fast wie im Film gibt es Schnitte und Zooms. Dabei ist vor allem das Wechselspiel zwischen den Spielerinnen und Spielern sowie den Puppen bemerkenswert. Immer wieder geraten sie dabei auch aneinander, streiten sich. "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied" verwischt so die Grenzen zwischen Schau- und Puppenspiel, erzählt Kritiker Michael Helbing in "Thüringer Allgemeinen": "Der fraglos sehenswerte und subtil komödiantische Abend sucht, auf seine Weise, das Gesamtkunstwerk."

Weitere Informationen "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied"

Adresse:
Theater Waidspeicher e.V.
Domplatz 18
99084 Erfurt

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
24. September, 19:30 Uhr

Schauspiel in Weimar: "Faust" im Stellwerk

In Deutschland muss und musste sich fast jeder Mensch mit Goethes "Faust" irgendwie beschäftigen. Und die meisten haben wohl auch darunter gelitten. Das ist der Sockel, auf dem das Versdrama immer noch steht. Der ist in Weimar besonders solide – immerhin ein Zentrum der Klassik und wichtiger Wirkungsort von Goethe. Doch das Weimarer Jugendtheater Stellwerk klopft diesen Sockel ordentlich ab. Sie betonen, wie groß die Last dieses Werks ist, wie unangemessen Fausts Verhalten gegenüber Grete aus heutiger Sicht ist. Kritiker Michael Helbing ist begeistert, wie das Laien-Ensemble mit dem Erbe umgeht und berichtet in "Theater der Zeit" von einem furiosen "70-Minuten-Abend, der heiter und mit heiligem Ernst ein Denkmal stürzt, es dekonstruiert, nicht zertrümmert, ihm auf die Füße tritt, nicht auf ihm herumtrampelt."

Auf einer Bühne steht eine kleine Menschengruppe und schaut auf die Projektion einen gelben "Faust"-Reclamhefts.
Das junge Theater in Weimar nimmt den Dauerklassiker "Faust" auseinander. Bildrechte: stellwerk junges theater

Weitere Informationen "Faust – eine Tragödie"
nach Johann Wolfgang von Goethe

Adresse:
stellwerk junges theater
Schopenhauerstraße 2
99423 Weimar

Dauer: 75 Minuten, ohne Pause

Termine:
10. September, 19 Uhr
11. September, 19 Uhr

Musiktheater in Weimar: "Il trittico" am Deutschen Nationaltheater

Der italienische Komponist Giacomo Puccini ist vor allem für abendfüllende Opern voller Tragik und mit großen Gefühlen bekannt, doch dass er auch anders konnte, bewies er mit "Il trittico". Zu diesem "Triptychon" gehören die drei kurzen Opern: "Il Tabarro" (Der Mantel) erzählt, wie ein Ehemann erst seine Ehe retten will und schließlich den Liebhaber seiner Frau tötet. "Suor Angelica" handelt von einer Nonne, die von dem Tod ihres unehelichen Kindes erfährt und daher selbst sterben möchte. In der Komödie "Gianni Schicchi" wird schließlich versucht, eine Leiche zu verstecken, um dessen Testament noch schnell fälschen zu können.

Szene aus IL TRITTICO - DAS TRIPTYCHON am DNT Weimar
Puccinis "Il trittico" wird vom DNT Weimar in die Gegenwart geholt. Bildrechte: Candy Welz

Nur selten werden diese Opern an einem Abend gezeigt, am Deutschen Nationaltheater in Weimar zeigen sich im Zusammenspiel wunderbare Verbindungen. Die Inszenierung rückt die drei Geschichten an unsere Gegenwart heran und arbeitet trotz des immer wiederkehrenden Todes vor allem den Humor der kurzen Stücke heraus. Auch musikalisch wissen das Ensemble und die Staatskapelle zu überzeugen, wie MDR KLASSIK-Kritiker Bernhard Doppler berichtet.

Weitere Informationen "Il trittico"
Drei Operneinakter von Giacomo Puccini

Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar

Dauer: 220 Minuten, zwei Pausen

Termine:
26. September, 19 Uhr

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