Doppelabend "Cavalleria rusticana/Gianni Schicchi" in Erfurt
März 2025: Was sind die Highlights auf den Theaterbühnen in Erfurt, Weimar, Jena und Eisenach? Bildrechte: Lutz Edelhoff

Empfehlungen April 2025: Theater-Highlights in Weimar und Erfurt

21. März 2025, 17:13 Uhr

Theater in Thüringen im März 2025, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten: In Weimar gibt es eine Themenwoche anlässlich der Befreiung des KZs vor 80 Jahren. In Erfurt wird ein Operndoppel gespielt und aus Briefen von Tieren gelesen. Im Theater Rudolstadt wird eine wenig bekannte Seite von Kafka beleuchtet und den Bildern von Caspar David Friedrich Leben eingehaucht. Entdecken Sie unsere regelmäßig aktualisierten Tipps – mit allen Adressen und Terminen, damit Sie kein Highlight verpassen!

Themenwoche in Weimar: "Ressource Erinnerung"

In diesem Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal und damit auch die Befreiung von Konzentrationslagern wie Buchenwald. In Weimar ist diese Erinnerung immer präsent: Wer vom Hauptbahnhof zum Theaterplatz geht, schaut immer wieder in Gesichter von Opfern der NS-Diktatur. Das Deutsche Nationaltheater fragt in einer Themenwoche danach, wie wir uns an diese und in deren Tradition stehende Gräueltaten erinnern. Neben Workshops und szenischen Lesungen gibt es auch einige Theaterprojekte zu sehen: Der Choreograf Louis Stiens setzt sich tänzerisch mit den Bildern der Nachkriegsfotografin Lee Miller auseinander. In "Drahtwolken" von der Gruppe machina ex kann das Publikum mehr über das Leben von drei Menschen erfahren, die unter Zwangsarbeit leiden mussten. Tuğsal Moğul lässt in "And Now Hanau" die Opfer des rassistischen Terroranschlags sprechen. Das Stellwerk, das junge Theater in Weimar, erzählt mit Live-Zeichnungen aus dem Leben von verfolgten Menschen in Nazi-Deutschland. Außerdem entsteht eine neue Inszenierung der Oper "Die Passagierin" von Mieczysław Weinberg, in der eine Auschwitz-Überlebende auf einem Ozeankreuzer in Richtung Brasilien ihrer damaligen Aufseherin und Peinigerin begegnet.

Weitere Informationen Die Themenwoche "Ressource Erinnerung" findet vom 29. März bis zum 6. April in den Spielstätten des Deutschen Nationaltheaters statt.

Schauspiel in Rudolstadt: "Mein Körper ist zu lang" über Franz Kafka

Auch ohne Jubiläum war Kafka immer wieder präsent. Doch nun, da sich sein Tod zum 100. Mal jährt, scheint der Ausnahme-Schriftsteller allgegenwärtig. Viele mögen inzwischen das Gefühl haben, schon alles über Kafka zu wissen, was man wissen kann – schwieriger Vater, unglückliche Liebe, Außenseiter-Geschichten. Doch vermutlich wissen die wenigsten, dass Kafka eine sehr lustige und humorvolle Seite hatte. Dieser Seite widmet Regisseur Michael Kliefert in Rudolstadt gleich einen ganzen Abend. Dafür nutzt er kurze Texte, Briefe und anderes Material des viel untersuchten Autors. Das dreiköpfige Ensemble schlüpft immer wieder in andere, neue, schräge Rollen und schafft so ein komisches Panoptikum. "Der Abend verspricht eine lyrische, fast fata-morganahaft anmutende Reise. Gerade, weil Kafkas Worte nicht allein mit dem Verstand zu durchdringen sind, sind sie für Regisseur Michael Kliefert eine so unerschöpfliche Quelle, die anregt, über uns und die Welt nachzudenken", schreibt MDR KULTUR-Reporterin Marlene Drexler nach einem Probenbesuch. 

Weitere Informationen "Mein Körper ist zu lang"

Adresse:
Schminkkasten
Anger 1
07407 Rudolstadt

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
5. April, 20 Uhr

Schauspiel in Weimar: "Die Leiden des jungen Werther" am DNT

In kaum einer anderen Stadt wird Goethes Erbe so gepflegt wie in Weimar, dem vielleicht wichtigsten Wirkort des Dichterfürsten. Dort nimmt man sich aber nicht des Versdramas "Faust" an, sondern eines anderen, vielleicht noch einflussreicheren Werkes Goethes: "Die Leiden des jungen Werther". Auf der Bühne wird die wilde Show "W250" gezeigt, eine wilde Flirtshow mit drei schillernden Werther, die um die Gunst der Charlotte kämpfen. Die Inszenierung geizt weder mit Farbe noch mit Effekt, verliert aber auch den Klassiker nicht aus den Augen, freut sich MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling: "Sie verzichten dabei nicht auf den originalen Text. Wenn der von dieser überkandidelten Personnage spielerisch in Szene gesetzt wird, gewinnt er plötzlich Klarheit. Weil ihm immer der Respekt gewährt wird, der ihm gebührt und er sich dem Publikum, gerade wegen der verrückten Projektionsfläche, umso verständlicher zeigt." Der Theaterabend ist also auch eine Empfehlung für Fans des Briefromans und für Menschen, die nie so recht warm damit geworden sind. 

Weitere Informationen "Die Leiden des jungen Werther" nach Johann Wolfgang von Goethe

Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar

Dauer: 120 Minuten, keine Pause

Termine:
18. April, 18 Uhr

Figurentheater in Erfurt: "Tierische Briefe" am Theater Waidspeicher

Auch die Tiere des Waldes suchen nach Gesellschaft, nach Gemeinschaft, nach einem Ausweg aus der Einsamkeit. Davon erzählt auch Frank Söhnle mit seinem Stück "Tierische Briefe". Inspiriert wurde er durch das Buch "Briefe vom Eichhorn an die Ameise" von Toon Tellegens, das von verschiedenen Briefen von Tieren untereinander erzählt. Da fragt beispielsweise ein Elefant eine Schnecke, ob sie nicht gemeinsam vorsichtig auf ihrem Haus tanzen wollen. Dabei entsteht jedoch keine größere Geschichte, vielmehr reihen sich Momente aneinander: Briefe flattern von der Decke auf einen Holzverschlag, hinter dem die vier Spielenden auftauchen und unterschiedliche Tierpuppen zum Leben erwecken. Kritiker Michael Helbing zeigt sich auf "Fidena" vor allem von der Stimmung der Aufführung überzeugt: "Sie sagt etwas. Sie spricht, und zwar mit poetisch-satirischem Grundton, vom Zu-sich-Kommen und Über-sich-Hinauswachsen. Und zumindest ersteres erreicht sie auch selbst ziemlich zuverlässig."

Weitere Informationen "Tierische Briefe" nach Toon Tellegen

Adresse:
Theater Waidspeicher
Domplatz 18
99084 Erfurt

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
5. April, 18 Uhr

Tanztheater in Rudolstadt: "Friedrich" und "Le Sacre du Printemps"

Der Tiefe in den Bildern von Caspar David Friedrich kann man sich nur schwer entziehen – das haben beim groß gefeierten 250. Geburtstag des Malers im vergangenen Jahr sehr viele Menschen noch einmal erlebt. Gemälde wie "Wanderer über dem Nebelmeer", "Die Felsen auf Rügen" oder "Mönch am Meer" reisten durch Deutschland und sind nun zum ersten Mal in New York zu sehen. In Rudolstadt können Interessierte die Kunstwerke auf neue Weise entdecken: Der Nordhäuser Ballettchef Ivan Alboresi hat sich zu einem Tanzabend über diese Bilder inspirieren lassen. Die Bühne ist leer, mit Licht wird die entsprechende Stimmung gesetzt. Das Ensemble ist ganz in Grau gekleidet und stellt die Motive nach, macht sie lebendig. Teilweise entstehen daraus auch kleine Geschichten, die von Einsamkeit erzählen. "Dieser Sinnlichkeit vermag kein Zuschauer sich zu entziehen", meint der Kritiker Wolfgang Hirsch in der "Thüringer Allgemeinen". Ergänzt wird dieses Thema von Strawinskys "Le Sacre du Printemps", das Alboresi ebenfalls gekonnt in Szene setzt.

Auf einer Bühne mit beleuchteter Rückwand steht eine Person auf mehreren anderen Menschen, die einen Hügel bilden.
Bilder wie der berühmte "Wanderer über dem Nebelmeer" werden auf der Bühne in Rudolstadt lebendig. Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen "Friedrich"/"Le Sacre du Printemps"
Ballett von Ivan Alboresi mit Musik von Ludwig van Beethoven und Igor Strawinsky

Adresse:
Stadthaus
Platz des Opfer des Faschismus 1
07407 Rudolstadt

Dauer: 105 Minuten, eine Pause

Termine:
12. April, 19:30 Uhr
27. April, 15 Uhr

Musiktheater in Erfurt: Doppelabend mit "Cavalleria rusticana" und "Gianni Schicchi"

Auch auf der Opernbühne hatten Crime-Storys immer Konjunktur, das wird aktuell auch im Theater Erfurt deutlich. Dort gibt es an einem Doppelabend zwei kurze Opern zu sehen: In "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni kehrt Turiddu aus dem Krieg heim und muss sehen, dass seine geliebte Lola mit jemand anderem verheiratet ist. Als es ihm nicht gelingt, über seine Gefühle hinwegzukommen, verrät seine neue Partnerin Lolas Ehemann, dass Turridu Lola noch liebt. Von Eifersucht getrieben, kommt es zum Duell. In "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini versuchen Angehörige eines wohlhabenden und gerade verstorbenen Mannes, sein Erbe statt für den guten Zweck für sich selbst zu sichern. Dafür soll Gianni Schicchi die Leiche verstecken und sich selbst als der Reiche ausgeben. Beide Opern leben von emotionalen und eingängigen Melodien – die in Erfurt wunderbar gespielt werden, meint Kritiker Wolfgang Hirsch in der "Thüringer Allgemeinen": "Souverän und präzise führt Gastdirigent Anthony Bramall das sehr konzentriert musizierende Erfurter Orchester durch die heikle Partitur und avanciert zum stillen Helden des Abends." Auf der Bühne überzeugt nicht nur das Ensemble mit schönem Gesang, sondern auch die Ausstattung – Ines Nadler hat für die erste Oper eine schlichte, aber symbolstarke Wand auf die Bühne gestellt und für "Gianni Schicchi" gleich ein ganzes Haus gebaut, in dem viel passiert. "So kommt das Publikum an diesem konzise, klug und geschmackvoll gestalteten Einakter-Doppelabend voll auf seine Kosten", so Hirsch.

Auf einer Bühne stehen Menschen in einer Reihe vor einem Bühnenbild mit mehreren Zimmern.
Das Bühnenbild von "Gianni Schicchi" wird in Erfurt zum Wimmelbild. Bildrechte: Lutz Edelhoff

Weitere Informationen "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni und "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini

Adresse:
Theater Erfurt
Theaterplatz 1
99084 Erfurt

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
11. April, 19:30 Uhr
27. April, 15 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Schauspiel in Jena: "Rhapsody" am Theaterhaus

"Ein Fiebertraum über die Beschaffenheit unserer Welt und was diese der jungen Generation zu bieten hat" – so beschreibt MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling "Rhapsody", das erste Stück der neuen Leitung am Theaterhaus Jena. Die Inszenierung erzählt keine Handlung im klassischen Sinne, sondern reiht eher surrealistische und (alb)traumhafte Szenen aneinander. "Sie spielen zwar einen irren Fiebertraum, aber sie bleiben dabei immer Herrinnen und Herren des Geschehens. Weil sie, von der Regie gut geführt, immer genau wissen, was sie da tun und überzeugt sind von dem, was sie da spielen, singen und teilweise auch tanzen", so Schilling, den vor allem begeistert, dass der Theaterabend gekonnt den Finger in die Wunden unserer Zeit legt und so zu Debatten anregt. 

Weitere Informationen "Rhapsody"

Adresse:
Theaterhaus Jena
Schillergässchen 1
07745 Jena

Dauer: 85 Minuten, keine Pause

Termine:
28. März, 20 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 06. Februar 2025 | 21:15 Uhr

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