Gegenwart und Geschichte Erfurt, Jena und Weimar: Die fünf besten Theaterstücke im November 2024
Hauptinhalt
15. November 2024, 11:39 Uhr
Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Thüringen gibt es im November 2024 viele spannende Aufführungen. In Weimar geht es in Kurzopern um eine versteckte Leiche, zudem ist eine außergewöhnliche DDR-Fluchtgeschichte im Programm. In Erfurt kommt der Klassiker "Nathan der Weise" auf die Bühne. Und in Jena gibt ein neues Team seinen Einstand. Hier sind unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Ihnen kein Highlight entgeht:
Inhalt des Artikels:
Schauspiel in Weimar: "Jenseits der blauen Grenze"
Der Druck auf Individuen, auf den einzelnen Menschen war in der DDR so groß, dass einige alles auf sich nahmen, um dem Unrechtssystem zu entrinnen. Viele versuchten es über die grüne Grenze in Thüringen, andere nahmen die riskantere blaue Grenze. An der Ostsee war Dänemark und damit das kapitalistische, liberale Ausland nur 50 Kilometer entfernt. Diesen Weg will Hanna nehmen, denn als Leistungsschwimmerin traut sie sich das zu. Davon erzählt der Roman "Jenseits der blauen Grenze" von Dorit Linke, den Swaantje Lena Kleff auf die Bühne gebracht hat. "Szenisch ist die arg didaktisch aufgeladene Fabel wunderbar aufgelöst", lobt Gunnar Decker in "Der deutschen Bühne" den gelungenen Abend: Die Bühne ist in blaues Licht getaucht und wir sehen zu, wie sich Hanna und ihr Freund Andreas durch das Meer kämpfen. Mit den Schwimmzügen kommen ihnen Erinnerungen an ihr Leben in der DDR, die vom fünfköpfigen Ensemble gespielt werden. Je weiter sie sich vom Ufer entfernen, desto langsamer werden die Schwimmzüge und immer schneller blitzen die Erinnerungen auf.
Weitere Informationen
"Jenseits der blauen Grenze"
nach dem Roman von Dorit Linke
Adresse:
Großes Haus
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Dauer: 90 Minuten, keine Pause
Termine:
5. November, 19 Uhr
Schauspiel in Jena: "Rhapsody" am Theaterhaus
In der vergangenen Spielzeit hat das Theaterhaus Jena deutschlandweit viel Aufmerksamkeit erhalten. Nachdem eine Produktion zum renommierten Theatertreffen in Berlin eingeladen wurde, haben alle großen Medien über dieses besondere Haus berichtet, an dem übrigens auch Stars wie Claudia Bauer und Rainald Grebe gearbeitet haben (bevor sie so richtig cool wurden). Nun hat ein neues Team die Geschicke am Haus übernommen, das aber den alten Idealen verbunden zu bleiben scheint. Mit "Rhapsody" haben sie sich inzwischen auch künstlerisch vorgestellt. "Ein Fiebertraum über die Beschaffenheit unserer Welt und was diese der jungen Generation zu bieten hat" – so beschreibt MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling das Stück. Es erzählt keine Handlung im klassischen Sinne, sondern reiht eher surrealistische und (alb)traumhafte Szenen aneinander. "Sie spielen zwar einen irren Fiebertraum, aber sie bleiben dabei immer Herrinnen und Herren des Geschehens. Weil sie, von der Regie gut geführt, immer genau wissen, was sie da tun und überzeugt sind von dem, was sie da spielen, singen und teilweise auch tanzen", so Schilling, den vor allem begeistert, dass der Theaterabend gekonnt den Finger in die Wunden unserer Zeit legt und so zu Debatten anregt.
Weitere Informationen
"Rhapsody"
Adresse:
Theaterhaus Jena
Schillergässchen 1
07745 Jena
Dauer: 85 Minuten, keine Pause
Termine:
1. November, 20 Uhr
2. November, 20 Uhr
14. November, 20 Uhr
15. November, 20 Uhr
16. November, 20 Uhr
21. November, 20 Uhr
22. November, 20 Uhr
23. November, 20 Uhr
Schauspiel in Erfurt: "Nathan der Weise" an der Schotte
Neben Goethes "Faust" ist dieser Text wohl der wichtigste Brocken im Kanon des Deutschunterrichts: "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing. Und so lernen die meisten Menschen dieses Drama wohl auch kennen und empfinden es trotz der wichtigen Botschaft als etwas staubig. Das Erfurter Jugendtheater Schotte zeigt, dass es nicht so sein muss, davon ist Henryk Goldberg in der "Thüringer Allgemeinen" überzeugt. Das liegt auch an der knappen Fassung: Matthias Thieme und Uta Wanitschke haben den Text zwar vollkommen ernst genommen, aber sich eben auch Freiheiten erlaubt. Und so kann auch das Ensemble dem Text eine frische Note geben. Der Weise Nathan ist kein Greis, sondern einfach klug. Seine Tochter Recha, um die er sich immer sorgt, schwankt bei Charlotte Fiedler durch alle Phasen der Pubertät. So sorgt die Inszenierung auch immer wieder für Lacher.
Weitere Informationen
"Nathan der Weise"
Dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing
Adresse:
Theater Schotte
Schottenstraße 7
99084 Erfurt
Dauer: 85 Minuten
Termine:
1. November, 20 Uhr
2. November, 20 Uhr
4. November, 20 Uhr
Musiktheater in Weimar: "Il Trittico" am Deutschen Nationaltheater
Der italienische Komponist Giacomo Puccini ist vor allem für abendfüllende Opern voller Tragik und großen Gefühlen bekannt, doch dass er auch anders konnte, bewies er mit seinem "Il trittico". Zu diesem "Triptychon" gehören drei kurze Opern: "Il Tabarro", "Suor Angelica" und "Gianni Schicchi". "Il Tabarro" (Der Mantel) erzählt, wie ein Ehemann erst seine Ehe retten will und schließlich den Liebhaber seiner Frau tötet. "Suor Angelica" handelt von einer Nonne, die von dem Tod ihres unehelichen Kinds erfährt und daher selbst sterben möchte. In der Komödie "Gianni Schicchi" wird schließlich versucht, eine Leiche zu verstecken, um deren Testament noch schnell fälschen zu können. Nur selten werden diese Opern an einem Abend gezeigt, am Deutsche Nationaltheater Weimar zeigen sich im Zusammenspiel wunderbare Verbindungen. Die Inszenierung rückt die drei Geschichten an unsere Gegenwart und arbeitet trotz des immer wiederkehrenden Todes vor allem den Humor der kurzen Stücke heraus. Auch musikalisch weiß das Ensemble und die Staatskapelle zu überzeugen, wie MDR KLASSIK-Kritiker Bernhard Doppler berichtet.
Weitere Informationen
"Il trittico"
Drei Operneinakter von Giacomo Puccini
Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Dauer: 220 Minuten, zwei Pausen
Termine:
2. November, 19 Uhr
29. November, 19 Uhr
Figurentheater in Erfurt: "Das Nibelungenlied" am Theater Waidspeicher
Es scheint eigentlich ein Wahnsinn zu sein, das Nibelungenlied – dem großen Epos aus dem deutschen Sprachraum – auf die Puppentheaterbühne zu bringen. Und dennoch gelingt es immer wieder. So auch am Erfurter Theater Waidspeicher. Regisseur Frank Alexander Engel hat die Vorlage etwas breiter aufgefasst und die Beziehung von Siegfried und Brünnhilde miterzählt. Erst danach geht der Held nach Worms, gewinnt mit Tricks die schöne Kriemhild für sich und fällt schließlich dem Verrat zum Opfer. Und auch wenn niemand authentischer sterben kann als Puppen, setzt Engel nicht auf Illusionen. Stattdessen wird die Geschichte immer wieder durchbrochen. Die Szenen werden in schneller Folge hintereinander gespielt, fast wie im Film gibt es Schnitte und Zooms. Dabei ist vor allem das Wechselspiel zwischen den Spielerinnen und Spielern sowie den Puppen bemerkenswert. Immer wieder geraten sie dabei auch aneinander, streiten sich. "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied" verwischt so die Grenzen zwischen Schau- und Puppenspiel, erzählt Michael Helbing in "Thüringer Allgemeinen": "Der fraglos sehenswerte und subtil komödiantische Abend sucht, auf seine Weise, das Gesamtkunstwerk."
Weitere Informationen
"Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied"
Adresse:
Theater Waidspeicher e.V.
Domplatz 18
99084 Erfurt
Dauer: 80 Minuten, keine Pause
Termine:
22. November, 21 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. Oktober 2024 | 12:10 Uhr