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Empfehlungen Theater-Highlights im März 2025 in Erfurt und Weimar
Hauptinhalt
21. Februar 2025, 16:38 Uhr
Theater in Thüringen im März 2025, die Sie nicht verpassen sollten: In Erfurt will sich Rufus Beck auf den Mond schießen lassen und die Oper wird zur Crime-Scene. In Jena taucht das Publikum in Albträume ein. Und in Weimar nehmen Jugendliche Märchen-Prinzessinnen auseinander. In Eisenach reist Cinderella gleich nach Westberlin. Entdecken Sie hier unsere monatlich aktualisierten Tipps – inklusive Adressen und Terminen, damit Ihnen kein Highlight entgeht!
Inhalt des Artikels:
- Schauspiel-Solo in Erfurt: "Von der Erde zum Mond" mit Rufus Beck
- Schauspiel in Weimar: "Princess Island" im Stellwerk
- Tanztheater in Eisenach: "Cinderella" von Andris Plucis
- Figurentheater in Erfurt: "Nibelungenlied" am Theater Waidspeicher
- Musiktheater in Erfurt: Doppelabend mit "Cavalleria rusticana" und "Gianni Schicchi"
- FÜR KURZENTSCHLOSSENE:
- Junges Theater in Weimar: "Faust – eine Tragödie" am Stellwerk
- Musiktheater in Meiningen: "The Wreckers" von Ethel Smyth
Schauspiel-Solo in Erfurt: "Von der Erde zum Mond" mit Rufus Beck
Science-Fiction, die vor mehr als 150 Jahren geschrieben wurde, hat schon etwas Komisches an sich: In "Reise von der Erde zum Mond" will sich ein Mensch mit einer Kanone auf den Mond schießen lassen. Tatsächlich hat Jules Verne in seinem Roman erstaunlich vieles richtig vorhergesagt. Auch dass Privatmenschen sich um die Raumfahrt bemühen, erschien lange Zeit ja komplett unmöglich. Wie gut der Literaturklassiker über Gigantismus amerikanischer Prägung immer noch unterhalten kann, beweist der Ausnahmeschauspieler Rufus Beck mit seinem Solo. Mit nur wenigen Projektionen und Kostümteilen sowie der richtigen Musik haucht er der Geschichte geschickt Leben ein. Wie Markus Küper in den "Westfälischen Nachrichten" schreibt, lebt der Abend vor allem von der bemerkenswerten Wandlungsfähigkeit von Rufus Beck, der immer wieder in neue Rollen schlüpft und jeder Figur einen eigenen Sound verleiht. Am Ende ist man vielleicht sogar gewillt, dieses größenwahnsinnige Projekt, jemanden mit einer Kanone auf den Mond zu schicken, zu unterstützen.
Weitere Informationen
"Von der Erde zum Mond" nach Jules Verne
Adresse:
Theater Erfurt
Theaterplatz 1
99084 Erfurt
Termine:
15. März, 20 Uhr
Schauspiel in Weimar: "Princess Island" im Stellwerk
Manche lieben sie, manche hassen sie: Prinzessinnen. Hier geht es nicht um Lady Di oder Marie Antoinette, sondern um die aus Märchen(filmen). Diese Prinzessinnen, die immer hübsch sind, mit langen Haaren und wertvollen Kleidern, die nicht selten vor allem von einem Mann geliebt werden wollen. Das wirkt alles nicht mehr ganz zeitgemäß, darum hat das Thüringer Theaterduo hashtagmonike zusammen mit neun Jugendlichen dieses Bild von Frauen auseinandergenommen. Sie haben die Geschichten gelesen und darüber improvisiert und so ist das Stück "Princess Island" entstanden. "Der Abend reißt ganz verschiedene Themen an: Schönheitsideale, Konkurrenz, die Sehnsucht nach Anerkennung. Es entsteht ein collagehaftes Stück, bei dem die Jugendlichen auf einer minimalistischen Bühne mal agil, mal nachdenklich von der einen in die nächste Szene springen", berichtet MDR KULTUR-Theaterkritikerin Marlene Drexler in einem Vorbericht. Der Abend am Weimarer Stellwerk erzählt davon, wie Frauen sich unterstützen können und dass man als Feminist einfach schöne Tüllröcke tragen kann.
Weitere Informationen
"Princess Island"
Adresse:
stellwerk weimar e.V.
Schopenhauerstraße 2
99423 Weimar
Termine:
19. März, 20 Uhr
20. März, 20 Uhr
Tanztheater in Eisenach: "Cinderella" von Andris Plucis
Dieses Märchen ist wie gemacht für den Kapitalismus und die Kapitalismuskritik: Cinderella wird in ihrem Haus kleingehalten, doch dann ermöglicht ihr eine Fee, die Freiheit zu schnuppern in teuren Kleidern und in der gehobenen Gesellschaft. Der russische Komponist Sergej Prokofjew hat das bekannte Märchen in wunderbare Musik übersetzt. Andris Plucis, Choreograf und Ballettchef in Eisenach, erzählt in seiner Version eine Ost-West-Geschichte. Cinderella ist bei ihm ein Mädchen aus Ost-Berlin und ihre Stiefschwestern sind die verwöhnte Verwandtschaft aus dem Westen. Mit der magischen Hilfe der toten Mutter schafft es Cinderella schließlich bis ins Theater des Westens und zu einem wunderbaren Tanz. Die Ballett-Produktion in Eisenach überzeugt laut dem Kritiker Jan Kreyßig in der "Thüringer Allgemeinen" nicht nur mit einer wunderbar bunten Ausstattung und einigem Humor, sondern vor allem mit einem dynamischen Ensemble. "In der Eisenacher Cinderella bündelt Andris Plucis seinen choreografischen Facettenreichtum und gestaltet einen romantischen, kurzweiligen Abend", so Kreyßig.
Weitere Informationen
"Cinderella"
Ballett mit der Musik von Sergej Prokofjew und Nikolai Wolkow
Adresse:
Landestheater Eisenach
Theaterplatz 4
99817 Eisenach
Termine:
2. März, 18 Uhr
Schauspiel in Jena: "Rhapsody" am Theaterhaus
"Ein Fiebertraum über die Beschaffenheit unserer Welt und was diese der jungen Generation zu bieten hat" – so beschreibt MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling "Rhapsody", das erste Stück der neuen Leitung am Theaterhaus Jena. Die Inszenierung erzählt keine Handlung im klassischen Sinne, sondern reiht eher surrealistische und (alb)traumhafte Szenen aneinander. "Sie spielen zwar einen irren Fiebertraum, aber sie bleiben dabei immer Herrinnen und Herren des Geschehens. Weil sie, von der Regie gut geführt, immer genau wissen, was sie da tun und überzeugt sind von dem, was sie da spielen, singen und teilweise auch tanzen", so Schilling, den vor allem begeistert, dass der Theaterabend gekonnt den Finger in die Wunden unserer Zeit legt und so zu Debatten anregt.
Weitere Informationen
"Rhapsody"
Adresse:
Theaterhaus Jena
Schillergässchen 1
07745 Jena
Dauer: 85 Minuten, keine Pause
Termine:
28. März, 20 Uhr
Figurentheater in Erfurt: "Nibelungenlied" am Theater Waidspeicher
Es scheint eigentlich ein Wahnsinn zu sein, das Nibelungenlied – das große Epos aus dem deutschen Sprachraum – auf die Puppentheaterbühne zu bringen. Und dennoch gelingt es immer wieder. So auch am Erfurter Theater Waidspeicher. Regisseur Frank Alexander Engel hat die Vorlage etwas breiter aufgefasst und die Beziehung von Siegfried und Brünnhilde miterzählt. Erst danach geht der Held nach Worms, gewinnt mit Tricks die schöne Kriemhild für sich und fällt schließlich dem Verrat zum Opfer. Und auch wenn niemand authentischer sterben kann als Puppen, setzt Engel nicht auf Illusionen. Stattdessen wird die Geschichte immer wieder durchbrochen. Die Szenen werden in schneller Folge hintereinander gespielt, fast wie im Film gibt es Schnitte und Zooms. Dabei ist vor allem das Wechselspiel zwischen den Spielerinnen und Spielern sowie den Puppen bemerkenswert. Immer wieder geraten sie dabei auch aneinander, streiten sich. "Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied" verwischt so die Grenzen zwischen Schau- und Puppenspiel, erzählt Michael Helbing in "Thüringer Allgemeinen": "Der fraglos sehenswerte und subtil komödiantische Abend sucht, auf seine Weise, das Gesamtkunstwerk."
Weitere Informationen
"Gold Macht Liebe Tod – Das Nibelungenlied"
Adresse:
Theater Waidspeicher
Domplatz 18
99084 Erfurt
Dauer: 80 Minuten, keine Pause
Termine:
14. März, 21 Uhr
15. Uhr, 18 Uhr
Musiktheater in Erfurt: Doppelabend mit "Cavalleria rusticana" und "Gianni Schicchi"
Auch auf der Opernbühne hatten Crime-Storys immer Konjunktur, das wird aktuell auch im Theater Erfurt deutlich. Dort gibt es an einem Doppelabend zwei kurze Opern zu sehen: In "Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni kehrt Turiddu aus dem Krieg heim und muss sehen, dass seine geliebte Lola mit jemand anderem verheiratet ist. Als es ihm nicht gelingt, über seine Gefühle hinweg zu kommen, verrät seine neue Partnerin Lolas Ehemann, dass Turridu Lola noch liebt. Von Eifersucht getrieben kommt es zum Duell. In "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini versuchen Angehörige eines wohlhabenden und gerade verstorbenen Mannes, sein Erbe statt für den guten Zweck für sich selbst zu sichern. Dafür soll Gianni Schicchi die Leiche verstecken und sich selbst als der Reiche ausgeben. Beide Opern leben von emotionalen und eingängigen Melodien – die in Erfurt wunderbar gespielt werden, meint Kritiker Wolfgang Hirsch in der "Thüringer Allgemeinen": "Souverän und präzise führt Gastdirigent Anthony Bramall das sehr konzentriert musizierende Erfurter Orchester durch die heikle Partitur und avanciert zum stillen Helden des Abends." Auf der Bühne überzeugt nicht nur das Ensemble mit schönem Gesang, sondern auch die Ausstattung – Ines Nadler hat für die erste Oper eine schlichte, aber symbolstarke Wand auf die Bühne gestellt und für "Gianni Schicchi" gleich ein ganzes Haus gebaut, in dem viel passiert. "So kommt das Publikum an diesem konzise, klug und geschmackvoll gestalteten Einakter-Doppelabend voll auf seine Kosten", so Hirsch.
Weitere Informationen
"Cavalleria rusticana" von Pietro Mascagni und "Gianni Schicchi" von Giacomo Puccini
Adresse:
Theater Erfurt
Theaterplatz 1
99084 Erfurt
Dauer: 165 Minuten, eine Pause
Termine:
2. März, 18 Uhr
9. März, 15 Uhr
22. März, 19 Uhr
FÜR KURZENTSCHLOSSENE:
Junges Theater in Weimar: "Faust – eine Tragödie" am Stellwerk
In Deutschland muss und musste sich jeder Mensch mit Goethes "Faust" irgendwie beschäftigen. Und die meisten haben wohl auch darunter gelitten. Das ist der Sockel, auf dem das Versdrama immer noch steht. Der ist in Weimar besonders solide – immerhin ein Zentrum der Klassik und wichtiger Wirkungsort von Goethe. Doch das Weimarer Jugendtheater Stellwerk klopft diesen Sockel ordentlich ab. Sie betonen, wie groß die Last dieses Werks ist, wie unangemessen Fausts Verhalten gegenüber Grete aus heutiger Sicht ist. Michael Helbing ist begeistert, wie das Laien-Ensemble mit dem Erbe umgeht und berichtet in "Theater der Zeit" von einem furiosen "70-Minuten-Abend, der heiter und mit heiligem Ernst ein Denkmal stürzt, es dekonstruiert, nicht zertrümmert, ihm auf die Füße tritt, nicht auf ihm herumtrampelt."
2025 steht Weimar übrigens ganz im Zeichen von Goethes "Faust", denn es ist das Jahresthema der Klassik Stiftung, die sich ab Mai gleich in mehreren Ausstellungen und Veranstaltungen mit dem Versdrama auseinandersetzen will. Passend dazu hat auch am Nationaltheater Jan Neumann den Klassiker neu inszeniert: "Was hier im 'Faust' wirklich überzeugt und auf jeden Fall einen Besuch lohnt, ist der erste Teil bis zur Pause, in dem es natürlich auch um die Zukunft des Kulturtourismus in Weimar geht, dem die Klientel wegbrechen wird, so die Lesart hier", meint MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky auch mit Blick auf den scheidenden Intendanten Hasko Weber und den Rechtsruck in Thüringen.
Weitere Informationen
"Faust – eine Tragödie"
nach Johann Wolfgang von Goethe
Adresse:
Stellwerk Weimar
Schopenhauerstraße 2
99423 Weimar
Dauer: 70 Minuten, keine Pause
Termine:
25. Februar, 19 Uhr
26. Februar, 19 Uhr
27. Februar, 19 Uhr
Musiktheater in Meiningen: "The Wreckers" von Ethel Smyth
Die Oper "The Wreckers" der spätromantischen und feministischen Komponistin Ethel Smyth ist rau. An dem Ufer Cornwalls lebt eine Gemeinschaft, die gestrandete Schiffe plündert und Überlebende zuvor kurzerhand tötet. Angetrieben werden sie dabei von einem pervertierten Glauben, von Gott auserwählt zu sein und damit zu diesem Handeln berechtigt. Gestört wird die einige Gesellschaft durch die Liebe zwischen Thurza, der Frau des Hasspredigers, und dem Fischer Marc. Aus Smyths Musik klingt immer wieder Wagner heraus, den sie mit anderen Stilen verknüpft und genial verschmilzt. Die Inszenierung von Jochen Biganzoli am Staatstheater Meiningen "schält den Kern des Geschehens heraus", meint Kritiker Michael Kaminski bei "Der deutschen Bühne". Die Strandräuber agieren in einem Kubus aus milchigen Wänden und werden so als eine Gemeinschaft porträtiert, die alles Nötige für das Überleben tut. Dabei überzeugt die Produktion auch musikalisch: "Orchester, Chor und Solistinnen samt Solisten beweisen Höchstform", urteilt Michael Kaminski.
Weitere Informationen
"The Wreckers – Die Standräuber"
Oper von Ethel Smyth
Adresse:
Staatstheater Meiningen
Bernhardstraße 5
98617 Meiningen
Termine:
23. Februar, 18 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 06. Februar 2025 | 21:15 Uhr