Mehrere Paare stehen hintereinander, halten sich an den Händen und lehnen sich tänzerisch voneinander weg.
Das Chemnitzer Ballett erzählt aus dem Leben des Chemnitzer Künstlers Karl Schmidt-Rottluff. Bildrechte: Ida Zenna

Tipps Theater rund um Chemnitz: Sechs besondere Stücke im Januar 2025

20. Dezember 2024, 17:40 Uhr

Auf den Bühnen rund um Chemnitz gibt es auch im neuen Jahr 2025 wieder viel tolles Theater zu entdecken: In Plauen wird Juli Zehs "Über Menschen" für die Bühne adaptiert, in Chemnitz "Bilder deiner großen Liebe" von Wolfgang Herrndorf. Und das Mittelsächsische Theater in Freiberg überzeugt mit dem Opernklassiker "Carmen". Das sind unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Sie kein Highlight verpassen:

Schauspiel in Chemnitz: "Nein zum Geld" im Fritz Theater

Seit Monaten wird der Mensch gesucht, der im Lotto auf die richtigen Zahlen gesetzt hat und nun 162 Millionen Euro gewonnen hat. Als Richard Carré seinen Freunden und Verwandten gesteht, dass er der gesuchte Gewinner ist, beginnen alle Beziehungen zu bröckeln: Die Mutter verlangt Schadenersatz, für den schon im Mutterleib verstorbenen Zwilling von Richard und der beste Freund Hardy kann nicht aufhören, sich zu beschweren. Doch Richard wüsste gar nicht, wozu er so viel Geld braucht, auch auf Weltverbesserungsvorschläge seiner Frau will er nicht eingehen. Die Stärke des Stücks "Nein zum Geld" der französischen Autorin Flavia Coste liegt in der Perfektion, in der die vier Figuren umeinander kreisen und niemand die Oberhand gewinnt. Das Team des Chemnitzer Fritz Theaters verkörpert die Charaktere gekonnt und läuft zur Hochform auf, erklärt der Kritiker Matthias Zwarg in der "Freien Presse": "Ein großartiges Stück, Unterhaltung auf höchstem Niveau, hervorragend umgesetzt."

Zwei Personen stehen auf der Bühne in einer Art Wohnzimmer, beugen sich leicht nach vorn, um sich zu küssen.
Der Streit um einen Lotto-Gewinn bringt ein Paar fast auseinander. Bildrechte: Josefin Kuschela

Weitere Informationen "Nein zum Geld"
Schwarze Komödie von Flavia Coste

Adresse:
Fritz Theater
Kirchhoffstraße 34-36
09117 Chemnitz

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
3. Januar, 20 Uhr
4. Januar, 20 Uhr
5. Januar, 16 Uhr
9. Januar, 19 Uhr
10. Januar, 20 Uhr
11. Januar, 20 Uhr

Schauspiel in Plauen: "Über Menschen" nach Juli Zeh

Dora zieht gemeinsam mit ihrem Hund von Berlin ins Brandenburger Land und baut dort ein Haus. Dabei ist die Stadtfrau etwas überfordert von der neuen Nachbarschaft: Am schlimmsten ist vielleicht Gote, der sich zwar rührend um seine Tochter kümmert, aber auch immer wieder mit Gewalt droht und ein strammer Nazi ist. Dennoch finden die beiden irgendwann einen Draht zueinander. Doch auch die anderen Menschen im Dorf haben so ihre Macken und auch Bracken selbst ist ein schwieriger Ort, in dem es nicht mal eine Bäckerei gibt. Mit ihrem Roman "Über Menschen" wirft die Autorin Juli Zeh einen ungeschönten Blick in die Provinz und hinterfragt die gefestigten ideologischen Grenzen von Menschen. Jan Jochymski überträgt die Handlung am Theater Plauen-Zwickau wunderbar auf die Bühne. Theaterkritiker Maurice Querner erzählt in der "Freien Presse" begeistert, wie Ute Menzel den Hund spielt und sich mit der Hauptfigur, gespielt von Julia Hell, den Romantext aufteilt. Doch auch das restliche Ensemble kann überzeugen, vor allem Stephan Schäfer schafft es, den Nazi Gote mit viel Ambivalenz zu spielen.

Ein Mann mit freiem Oberkörper schaut über eine Mauer, wo eine blonde Frau ihm etwas erklärt. Vorne rechts sitzt eine Frau in grauer Kleidung und schaut sie an.
Voller Humor fragt "Über Menschen" nach dem Zusammenleben. Bildrechte: André Leischner

Weitere Informationen "Über Menschen"
nach dem Roman von Juli Zeh

Adresse:
Vogtlandtheater
Theaterplatz
08523 Plauen

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
10. Januar, 19:30 Uhr

Schauspiel im Erzgebirge: "Universum vs. Alex Woods" in Annaberg-Buchholz

Das Universum ist so groß, dass theoretisch alles passieren kann. Es ist auch möglich, dass ein zehnjähriger Junge in seiner Küche in irgendeiner Kleinstadt am Kopf von einem Meteoriten getroffen wird. Das ist Alex Woods widerfahren, der seitdem nicht nur mit dem Erwachsenwerden zurechtkommen muss, sondern auch mit Epilepsie. Dann lernt er den todkranken Mr. Peterson kennen. Die beiden teilen die Begeisterung für den Ausnahme-Autor Kurt Vonnegut und die Faszination für seine Alien-Rasse der Tralfamadorianer verbindet. Am Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz wurde der Roman von Gavin Extence in der Fassung von Marisa Wendt auf die Bühne gebracht. Natürlich kommt in der kurzen Inszenierung nicht jedes Detail aus dem Buch zur Geltung, bedauert der Kritiker Georg Kasch auf "nachtkritik", doch er ist begeistert von den Bildern, die auf der Bühne entstehen: Am Anfang hängen zahlreiche Gegenstände von der Decke, wie ein fragiles Perpetuum mobile. Denn letztlich geht es darum, was im Leben gewiss ist und wie man der Zukunft offen entgegenblickt.

Eine Person mit einem Haardutt schaut auf einen Felsbrocken, der von der Decke hängt.
Seit Alex Woods in der Küche von einem Asteroiden am Kopf getroffen wurde, hat sich alles geändert. Bildrechte: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

Weitere Informationen "Universum vs. Alex Woods – Die Zeit läuft"
von Marisa Wendt
nach dem Roman von Gavin Extence

Adresse:
Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz
Buchholzer Straße 67
09456 Annaberg-Buchholz

Termine:
27. Dezember, 19:30 Uhr
4. Januar, 19:30 Uhr
26. Januar, 18 Uhr

Figurentheater in Chemnitz: "Bilder deiner großen Liebe" nach Wolfgang Herrndorf

Isa bricht aus der Psychiatrie aus und sucht sich mit ihrem Tagebuch in der Hand einen Weg durch die Welt. Sie lässt sich treiben, schlägt sich durch, erlebt die Welt. Während der unvollendete Roman von Wolfgang Herrndorf unklar lässt, was wirklich real ist, spielt die Inszenierung von Katharina Kummer in Chemnitz geradezu mit dem Abstrakten und Eingebildeten. Alles ist in Schwarz, Weiß und Rot getaucht. Claudia Acker und Charlie Casanova spielen beide Isa, die so ständig mit sich selbst ins Gespräch kommt. Die beiden Spielerinnen nutzen alle Mittel, die das Theater zu bieten hat, neben Schauspiel auch Pantomime und Puppenspiel. Die Kritikerin der "Freien Presse", Sarah Hofmann, warnt, dass hier nicht der Roman von Herrndorf in Reinform auf die Bühne kommt, ist aber überzeugt von der sehr konsequenten Lesart, die uns in den wilden Gedankenstrom von Isa einlädt.

Impressionen von der Aufführung der "Bilder einer großen Liebe" von Wolfgang Herrndorf in einer Bühnenfassung von Robert Koallin in Chemnitz.
Mit starken Farben und starkem Spiel kommt Herrndorfs Roman auf die Chemnitzer Bühne. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Bilder deiner großen Liebe"
nach dem Roman von Wolfgang Herrndorf

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
24. Januar, 20 Uhr

Musiktheater in Freiberg: "Carmen" von Georges Bizet

"Carmen" von Georges Bizet gehört zu den beliebtesten und meistgespielten Opern weltweit. Das liegt vor allem an der eingängigen Musik: Der Einzug des Toreadors oder die "Habanera" haben Ohrwurm-Qualitäten, die es mit jedem Pop-Song aufnehmen können. Aber auch die Handlung berührt Menschen seit 150 Jahren. Die junge Carmen versucht sich mithilfe ihres Charmes und ihres Aussehens über Wasser zu halten, und der junge Soldat Don José verfällt ihr über die Grenzen des Verstandes hinaus. Die Inszenierung von Judica Semler bleibt nah an der Handlung und versucht vor allem, die Seelenzustände der Figuren genau auszuloten und setzt auf symbolträchtige Details, beschreibt der Kritiker Wolfram Quellmatz in der "Freien Presse". Das Ensemble des Mittelsächsischen Theaters überzeugt dabei sowohl spielerisch als auch sängerisch und verleiht somit auch den Nebenfiguren mehr Tiefe. Im Januar wird die Inszenierung vorerst zum letzten Mal gezeigt.

Eine Frau mit rotem Kopfband singt und ein Mann in militärischer Uniform fässt ihr von hinten an die Schultern.
Carmen bringt Don José buchstäblich um den Verstand. Bildrechte: Detlev Müller

Weitere Informationen "Carmen" von Georges Bizet

Adresse:
Theater Freiberg
Borngasse 1
09599 Freiberg

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
4. Januar, 20 Uhr

Tanztheater in Chemnitz: "Wieso ist die Nase blau" über Karl Schmidt-Rottluff

Karl Schmitt-Rotluff ist einer der berühmtesten Söhne von Chemnitz. Der Maler wurde 1884 geboren und gilt als einer der zentralen Vertreter des Expressionismus. Viele seiner Werke sind heute in den Chemnitzer Kunstsammlungen zu sehen. Nebenan wird aus dem Leben des Künstlers erzählt – und zwar mit den Mitteln des Tanzes. Am Anfang wirkt noch alles gediegen, Männer und Frauen in einfarbigen Anzügen tanzen in klassischer Art zwischen leeren Bilderrahmen. Doch diese Idylle endet bald, Personen in Schwarz verkörpern mit zuckenden Bewegungen den Nationalsozialismus. Im Zentrum tanzen – so wie im gesamten Stück "Wieso ist die Nase blau" von Katarzyna Kozielska – Karl und seine Frau Emy. Sie tanzen zwischen den Gewalttätern, ein Symbol für die innere Emigration des Künstlers. "Das ist mit zahlreichen Hebungen und Drehungen brillant getanzt, und doch wirkt die Schönheit und Innigkeit trügerisch in Anbetracht des Schreckens um sie herum", berichtet die Kritikerin Ulrike Kolter in "Die deutsche Bühne". So geht der Abend durch das gesamte Künstlerleben, Jean-Blaise Druenne und Natalia Krekou brillieren.

Ein Mann in Schwarz hebt eine Frau in weißem Kleid in die Höhe.
Im Zentrum geht im Chemnitzer Ballett um die Beziehung zwischen Karl und Emy. Bildrechte: Ida Zenna

Weitere Informationen "Wieso ist die Nase blau"
Tanzabend von Katarzyna Kozielska zu Leben und Werk des expressionistischen Malers Karl Schmidt-Rottluff

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 105 Minuten, eine Pause

Termine:
10. Januar, 19:30 Uhr
31. Januar, 19:30 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Musiktheater in Freiberg und Döbeln: "Doktor Schiwago" am Mittelsächsischen Theater

Seit seinem Erscheinen ist der Roman "Doktor Schiwago" von Boris Pasternak Kult: Vor der Kulisse der Revolution und des Bürgerkriegs am Beginn des 20. Jahrhunderts wird hier eine Liebesgeschichte erzählt, die unter den politischen Wirren der Zeit leidet. Juri wird von der Roten Armee gezwungen, als Arzt zu arbeiten. Immer wieder begegnet er dabei der Krankenschwester Lara, in die er sich verliebt, obwohl beide anderweitig vergeben sind. Lucy Simon hat die Geschichte in ein Musical verwandelt, wobei sie auch auf Melodien der berühmten Verfilmung zurückgreift. Für die Regisseurin Barbara Schöne sind die Verliebten jedoch nicht das Opfer von Wirren der Zeit, sondern von Machtstreben und Gewalt-Verstrickungen. So wird das Musical am Mittelsächsischen Theater Freiberg-Döbeln auch zu einem Kommentar zu unserer aktuellen Zeit, deutet auf der Bühne Kriege aus tausenden Jahren Menschheitsgeschichte an und verweist auf aktuelle Konflikte. Das alles gelingt und überzeugt, meint Kritiker Hagen Kunze in der "Freien Presse".

Weitere Informationen "Doktor Schiwago"
Musical von Lucy Simon, Michael Weller, Michael Korie und Amy Powers nach dem Roman von Boris Pasternak

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Adresse:
Theater Freiberg
Borngasse 1
09599 Freiberg

Termine:
22. Dezember, 17 Uhr
26. Dezember, 19 Uhr

Adresse:
Theater Döbeln
Theaterstraße 7
04720 Döbeln

Termine:
29. Dezember, 17 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. November 2024 | 10:10 Uhr

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