Der Schriftsteller Imre Kertész in seinem Arbeitszimmer, im Hintergrund Schreibtisch und Bücher
Imre Kertész, geboren 1929 in Budapest, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und 1945 in Buchenwald befreit. Bildrechte: IMAGO / EST&OST

Lesezeit | 20.01. bis 31.01. 2025 Imre Kertész und Ulrich Matthes lesen aus "Roman eines Schicksallosen"

20. Januar 2025, 04:00 Uhr

80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar

Imre Kertész zählte zu den wenigen Autoren, die den Holocaust überlebt haben. Das Schreiben gehörte für ihn zum Überleben. In seinem erschütternden Werk "Roman eines Schicksallosen" verarbeitete der ungarisch-jüdische Schriftsteller seine Erfahrungen und erzählt vom Leidensweg des 15-jährigen jüdischen Jungen György in den Lagern von Auschwitz und Buchenwald. Gemeinsam mit dem Jugendlichen werden Hörerinnen und Hörer in die Welt der Vernichtungslager gestoßen, erleben die Naivität des Beteiligten, der seinem kindlichen Leben entrissen wird und in die Maschinerie der Vernichtungslager gerät. Kertész verzichtet dabei auf jegliche Einordnung und Wertung.

Der Rowohlt Verlag über "Roman eines Schicksallosen" "Imre Kértesz ist mit seinem Roman etwas Skandalöses gelungen: die Entmystifizierung von Auschwitz. Es gibt kein literarisches Werk, das in dieser Konsequenz, ohne zu deuten, ohne zu werten, der Perspektive eines staunenden Kindes treu geblieben ist. Wohl nie zuvor hat ein Autor seine Figur Schritt für Schritt bis an jene Grenze hinab begleitet, wo das nackte Leben zur hemmungslosen, glücksüchtigen, obszönen Angelegenheit wird."

Literaturnobelpreis für Imre Kertész

Sein autobiografisch geprägter "Roman eines Schicksallosen", den er Anfang der 1970er-Jahre abgeschlossen hatte, wurde zunächst von den Verlagen abgelehnt und nach seiner Veröffentlichung 1975 noch jahrelang ignoriert. Erst nachdem sich die politische Situation in Ungarn geändert hatte, brachte die Neuausgabe dem Autor die lange versagte Anerkennung und schließlich sogar den Nobelpreis für Literatur im Jahr 2002.

Über den Schriftsteller Imre Kertész

Imre Kertész, geboren 1929 in Budapest, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und 1945 in Buchenwald befreit. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Imre Kertész als Journalist, Autor und Übersetzer unter anderem der Werke von Wittgenstein, Freud oder Nietzsche in Budapest. Er lebte bis November 2012 für viele Jahre in Berlin, bevor er, schwer an Parkinson erkrankt, im Alter von 84 Jahren in seine ungarische Heimat zurückzog. Kertész starb 2016 in Budapest.

Das Gesicht des Schriftstellers Imre Kertész ganz nah aufgenommen
2002 erhielt Imre Kertész den Literaturnobelpreis. Bildrechte: picture alliance / dpa | Mate Nandorfi

Über den Schauspieler Ulrich Matthes

Ulrich Matthes gehört zu den wichtigsten deutschen Schauspielern. Nach zahlreichen Engagements an großen Bühnen im deutschsprachigen Raum ist er seit 2004 fest am Deutschen Theater Berlin engagiert. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2004 den Gertrud-Eysoldt-Ring für herausragende schauspielerische Leistungen. Matthes wirkte in vielen Kinofilmen mit, für seine Rolle im Tatort "Im Schmerz geboren" wurde er 2015 mit dem Grimme Preis und als "Bester Schauspieler national" mit einer Goldenen Kamera ausgezeichnet. Für seine Interpretation von Vladimir Nabokovs "Pnin" erhielt er den Deutschen Hörbuchpreis. Von 2019 bis 2022 war er Präsident der Deutschen Filmakademie.

Schauspieler Ulrich Matthes sitzt vor einem Mikrofon bei der lit.Cologne 2024 auf der Bühne
Ulrich Matthes liest mit dem Schriftsteller Imre Kertész aus dessen Buch "Roman eines Schicksallosen". Bildrechte: picture alliance / Geisler-Fotopress | Kai Schulz/Geisler-Fotopress

Angaben zur Sendung

MDR KULTUR Lesezeit
20.01. - 31.01. 2025
Roman eines Schicksallosen
Von Imre Kertész
Übersetzung: Christina Viragh
Imre Kertész liest im Wechsel mit Ulrich Matthes eine persönliche Auswahl aus seinem Roman
(10 Folgen)
Produktion: Der Hörverlag 2012

Sendung im Radio: 20.01. - 31.01. 2025 | Montag bis Freitag 9:05 Uhr und in der Wiederholung: Montag bis Freitag 19:05 Uhr

Die Lesung ist bis zum 20. März 2025 online verfügbar.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 20. Januar 2025 | 09:05 Uhr