Buchtipps Spannende Bücher über Caspar David Friedrich

"Natur und Mensch: Damit ist es nicht gut ausgegangen, und Caspar David Friedrich hat das Malheur schon gemalt", so heißt es auf der Cover-Rückseite des kleinen, handlichen Buches. Eberhard Rathgeb, der auch über Hegel, Hölderlin, Schopenhauer, Nietzsche und Kierkegaard geschrieben hat, widmet sich auf 200 Seiten dem Maler. Friedrich sei, so Rathgeb, "der modernste unter den Romantikern, weil er, was er sagen wollte, in einer anderen Sprache vortrug, in Bildern, die sich nicht in Worte übersetzen lassen." 

Klug den Bogen in seine Zeit spannend, nimmt Rathgeb das Publikum mit in Friedrichs Welt. Er lotst hinein in die Philosophie der Zeit und das Denken jener, die damals Impulse gaben und das Neue wagten: so wie Fichte, Schlegel, Schelling in Jena oder Kant in Königsberg. Seine Schriften zur "Kritik der reinen Vernunft" – bei Erscheinen war Friedrich sieben Jahre alt – ziehen sich durch eine neue Epoche, die manche in Buchstaben – und der Maler Friedrich später eben in Bilder übersetzen wird. 

Anspruchsvoll in der Sprache, kenntnisreich in Zeit und Kontext, schreibt Rathgeb über den berühmten Maler der Romantik, der 2024 wie kein anderer gefeiert wird. Der "Mönch am Meer" – ist das Coverbild – und eins der berühmtesten Bilder von Caspar David Friedrich (1774–1840).

"Er kann sie nicht leiden", schreibt Kia Vahland, "die lieblichen Landschaften, in denen das Auge herumschweift wie ein Wanderer in einem Frühlingstal. All die gut verkäuflichen Illusionen paradiesischer Gegenden: glatt gepinselte Sonnenuntergänge, geschminkte Bäume, Flüsse, die sich sanft in die Ferne schlängeln." All das, so schreibt es Vahland, sei Friedrich fremd. Die Autorin erkundet den Menschen, das Tun, hinterfragt und erzählt uns von der Symbiose des Malers mit Natur und Schöpfung: "Als frommer Protestant weiß der Greifswalder: Was zählt, ist nicht der Augenschein. Es ist allein der Glaube. Und der will erarbeitet werden."

"Alte Horizonte" – so ist ein Kapitel überschrieben und ein anderes: "Neue Horizonte" verbunden mit der Frage: "Wo begegnet man Caspar David Friedrich im 21. Jahrhundert?" Vahland nimmt mit in das Damals und das Heute – wo Friedrichs Figuren und Landschaften auf Tassen, Tüchern und Brillen-Etuis verarbeitet werden. Vahland empfiehlt vor dem Museumsshop einen Besuch im Freien: "Wer sich auf die Suche nach Friedrich macht, beginnt am besten unter freiem Himmel, im Welterbepark der Unesco auf Rügen." Mit einer Wanderung "zum Königsstuhl hoch über den Kreidefelsen, die der Greifswalder malte."

In der traditionsreichen Insel-Bücherei-Reihe ist das feine, liebevoll gestaltete Buch mit 100 Seiten und vielen farbigen Abbildungen erschienen.

Als prägenden Vorläufer der Moderne skizziert der Autor diesen einzelgängerischen Maler. Er erzählt, wie Caspar David Friedrich mit dem Kunstverständnis seiner Zeit brach und warum es heute diese große Faszination gibt, verbunden mit einer Rückbesinnung zur Natur. Er beginnt seine Erkundung 1802 mit dem Selbstbildnis des Malers "mit Mütze und Visierklappe". Der fragende Friedrich blickt – nur mit einem Auge – in die Welt, malt sich selbst als kleinen Jungen, vielleicht so, wie er mit sieben Jahren der Welt gegenüber trat. Es war jene Zeit, in der er seine Mutter verloren hatte.

Von Brauchitsch nimmt auf 300 Seiten und in vielen kleinen Abbildungen mit in die Lebensumstände jener Welt, in die der Sohn eines Seifensieders in Greifswald hineingeboren und schließlich groß wurde. Er diskutiert das "Ich" und das "Sein" – bindet Gespräche mit Friedrichs Freund Carl Gustav Carus ein und sensibilisiert das Lesepublikum für das Schöne, aber auch für die harten Seiten von Friedrichs Zeit und das Unbarmherzige in dessen Leben.

Der Autor greift zentrale Bilder des Malers auf und führt durch dessen Leben und die deutsche Romantik. Er erklärt Gestaltungsprinzipien Friedrichs, erläutert dessen Werk, setzt Zeichnungen und Gemälde in den Kontext seines Lebens. Ein kompaktes Taschenbuch von knapp 130 Seiten mit mehr als 40 Abbildungen als Biografie.

Von A wie Atelier bis Z wie Zeit nähert sich die Kunsthistorikerin Barbara Hess dem Leben des Malers. Den Blick aus seinem Atelier hat Friedrich mehrfach festgehalten und auch sonst ließ er seine Protagonistinnen wie aus einem Fenster in die Welt schauen. Das G steht für seine Geburtsstadt Greifswald, das S für Sepia, der Farbe ist ein Kapitel gewidmet und unter U verhandelt die Autorin den "Untergang".

Barbara Hess führt auf 120 Seiten in die Zeit des Künstlers, erklärt Umfeld und Familie, Lebensumstände, Freiheitsdrang und Zwänge – und lässt Zeitgenossen sprechen, die Friedrich auch schon mal als melancholisch und schwermütig beschreiben. Dabei greift sie auch neue Perspektiven auf – und erkundet, warum die Kunst des Romantiker immer um die Vergänglichkeit kreist und was sein Schaffen aus heutiger Sicht so besonders macht.

Von einer japanischen Autorin gab es bereits 2011 ein Buch, dass manchmal als "Sonderangebot" auf den Büchertischen der Museen landete: Yuko Nakama, Professorin für Kunstgeschichte an der Ritsumeikan University in Kyoto publizierte ein eher wissenschaftliches und doch auch für Laien gut lesbares Buch: "Caspar David Friedrich und die Romantische Tradition", erschienen im Reimer-Verlag. Die wunderbaren Farbverläufe aus dem "Großen Gehege" in Dresden scheinen sich in warmem Goldgelb und Blau-Lila durch das Buch zu ziehen, zumindest vom Cover-Umschlag zu den Innenseiten.

Die Autorin beschäftigt sich mit der "Moderne des Denkens und Sehens", führt in Friedrichs Atelier und in seine Landschaftsmalerei, inspiriert von Rügen, "Eismeer" oder "Watzmann", sie beleuchtet die Ästhetik, die zu Kontemplation einlädt. Und: Sie macht darauf aufmerksam, wie Friedrich einst dem Vergessen anheim fiel und wie man ihn ab 1906 so langsam wiederentdeckte im Rahmen der Jahrhundert-Ausstellungen.

Eine der besten und umfassendsten Publikationen ist der große und drei Kilo schwere Katalog, der zur Auftakt-Ausstellung der Hamburger Kunsthalle (2023/24) erschien. Die Herausgeber Markus Bertsch und Johannes Grave lassen viele Kunst-Expertinnen und Experten zu Wort kommen, darunter Petra Bassen (Kunsthalle Hamburg), Timo Trümper (Stiftung Friedenstein Gotha), Holger Birkholz (Albertinum Dresden) und auch den Autor Florian Illies, dessen Friedrich-Buch "Zauber der Stille" schon Ende 2023 ein Bestseller war. Er läutete als einer der Ersten mit seinem Werk den Jubiläums-Hype um den 1774 in Greifswald geboren und 1840 in Dresden verstorbenen Maler ein.

Auf mehr als 500 Seiten wird im Katalog nun detailreich und hintergründig eingeführt in Werk und Wirken von Friedrich, regelrecht blättern lässt es sich durch seine Kunst, dank der vielen Abbildungen von Skizzen und Gemälden. Auch um die Rezeptionsgeschichte geht es. Der Katalog ist zum 250. Geburtstag des Malers in Kooperation zwischen der Hamburger Kunsthalle, der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden entstanden und dürfte viele neue Einsichten eröffnen.

Erzählt wird auch von Goethe, der ausgerechnet gegenüber E.T.A. Hoffmann wenig lobende Wort für Friedrich fand. Er sei auf einem "irren Weg", meinte der Dichterfürst, der Friedrich nicht erhörte. Dabei hatte der seit 1805 und über 12 Jahre Bilder aus Dresden nach Weimar geschickt, in der Hoffnung, auch Goethe würde seine Arbeit schätzen und vielleicht auch kaufen. Doch in diesem Jahr wurde und wird Caspar David Friedrich mit Ausstellungen groß gefeiert: In Hamburg, Greifswald, Berlin, Dresden und – auch in Weimar! 

Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt