Zum Jahresbeginn 2025 Sieben inspirierende Bücher, die das Leben verändern

Daniela Kriens Bücher sind wie lautlose Bomben. Ihre Figuren schickt sie in Abgründe, aus denen heraus sie langsam und undramatisch ihren Alltag zu meistern versuchen. In "Mein drittes Leben" ist es Linda, die alles hat: ein gutes Leben mit Mann Richard und Tochter Sonja, eine schöne Wohnung im besten Stadtteil Leipzigs, einen großen Freundeskreis. Doch dann überrollt ein Lkw die Tochter und Lindas Leben stürzt in sich zusammen. Des Hiobsgeschehens nicht genug erkrankt sie auch noch an Brustkrebs.

In aller Trauer und Schockstarre zieht sich Linda aufs Land zurück, beendet ihre Ehe und fängt ihr anderes, drittes Leben an. In diesem Buch treffen wir alte Bekannte aus früheren Krien-Romanen, wie die Schriftstellerin Brida, und gehen mit einer Frau einen Weg durch die Krise. Was ist wichtig im Leben, wenn einem das Wichtigste genommen ist? Dieser Frage geht dieser Roman klar und zart nach, eine berührende Lektüre, welche die ganze lebenskluge Erzählkunst Daniela Kriens offenbart.

Eine Empfehlung von Katrin Schumacher, Literaturredakteurin

Der Morgen ist immer weiser als die Nacht, so sagt es eine gründliche Erfahrung. In der Nacht kommen mit den Schatten die eigenen Schatten ins Gemüt, lassen die Gedanken kreisen und plötzlich nicht mehr wissen, ob es sie überhaupt gibt, die Helligkeit. Geht die Sonne morgen wieder auf? Daran zu glauben, heißt Zuversicht haben, und um die geht es in Stefanie Jakschs klugem und optimistisch anregendem Buch, in dem sie der Katastrophenlage unserer Welt in der Klima- und Gesellschaftskrise den Widerstand der Helligkeit entgegensetzt.

Gleich einem Stundenbuch schreibt Stefanie Jaksch sich an das Helle heran, beginnend um drei Uhr nachts, schlaflos, gedankenverloren, und endend um acht Uhr morgens mit dem ankommenden Tag. Sie findet die Dunkelheiten der Einsamkeit und Frauenfeindlichkeit, des Nationalismus, des Ageism und vieles mehr – und setzt der Furcht ein anderes Fühlen entgegen, Lichtfiguren und eine radikale Zuversicht, so wie sie im Titel steht. Ein essentieller Essay, der vielleicht nicht besser schlafen lässt, aber doch hoffnungsvoller wach sein.

Eine Empfehlung von Katrin Schumacher, Literaturredakteurin

Eine Sammlung von Briefen aus dem frühen 20. Jahrhundert klingt erst mal ziemlich langweilig. Außer sie sind von Rainer Maria Rilke geschrieben. Dieses Buch ist mein heiliger Gral! Ich habe es schon mehrmals gelesen und vor allem schon mehrmals verschenkt, weil ich finde, dass jeder dieses Buch gelesen haben muss.

Es geht um Einsamkeit und Alleinsein, es geht um Liebe und Beziehungen, um Selbstfindung und Ängste. Es geht um uns als Gesellschaft und welchen Druck das oft mit sich bringt. Niemals hätte ich von einem Mann aus dieser Zeitperiode solche zeitgenössische Intelligenz, Reife, Selbstreflexion, Weitblick und sogar Feminismus erwartet. Das ist eins dieser ganz seltenen Bücher, das einen während des Lesens verändert und danach mit ganz vielen (schönen) Gedanken zurücklässt.

Eine Empfehlung von Josefine Maria Farkas, Onlineredaktion

Aufräumen war nie so mein Thema. Nicht, dass ich verwahrlose, aber wenn alles irgendwie im Schrank ist, ist es doch gut. Bis Marie Kondō kam, deren Buch "Magic Cleaning" frech behauptet, dass Aufräumen mein Leben verändern würde. Sowas hab ich doch nicht nötig.

Die Methode Konmari - bei der hochkant nebeneinander statt übereinander gestapelt wird - soll nicht nur für Ordnung im Schrank, sondern auch im Leben sorgen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Und dann haben mich das Buch und die Netflix-Serie doch gefesselt, und nach wenigen Tagen hab ich angefangen, die Schubladen für T-Shirts, Pullis, Unterwäsche und Handtücher auszuräumen und neu einzuräumen. Jedes Stück neu zusammenzulegen. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Und meinen Freunden, mit denen ich sonst eher andere Themen bespreche, erzählte ich ausführlich darüber, wie ich inzwischen die Socken falte. Das klingt alles ein bisschen schräg, aber ich musste feststellen: Die neue Ordnung macht mich glücklich. Bis heute.

Eine Empfehlung von Robert Kühne, Onlineredaktion

Rick Rubin gehört seit 40 Jahren zu den einflussreichsten Musikproduzenten der Welt. Mit seinem Buch "kreativ. Die Kunst zu sein" hat er einen wunderbaren Ratgeber geschaffen, wie man seine bewusste oder auch unentdeckte Kreativität aus sich selbst herauskitzeln kann. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf Musik, sondern nimmt ein kreatives Dasein im Generellen in den Fokus.

Das Buch ist weniger eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern eine Einladung, sich selbst und das Potential, was in einem schlummert, zu entdecken. Das Buch zeigt, dass auch Scheitern dazugehört und wichtiger Teil des Prozesses ist. So kann "kreativ. Die Kunst zu sein" eine Lücke im Leben schließen, von der man bis dahin selbst vielleicht noch nicht wusste, dass es sie gibt.

Eine Empfehlung von Florian Leue, Onlineredaktion

Sonst schreibt der ewige Nicht-Nobelpreisträger Haruki Murakami großartige Romane, oft mit einem Hang ins Fantastische und immer mit eigener Murakami-Atmosphäre. Und er läuft. Und zwar die richtig "langen Schinken": Marathon, Ultramarathon. Und er motiviert. Sein schmaler Band "Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede" ist eine Art Laufbiografie und alles andere als ein Ratgeber.

Neben dem Sammeln von T-Shirts, Baseball und Jazz gehört das Laufen zu den großen Vorlieben des Autors Haruki Murakami. Bildrechte: MDR/Robert Kühne

Teilweise rät Murakami sogar davon ab, es ihm nachzutun. Dennoch hat mich dieses Buch immer wieder aus der Lethargie geholt, wenn es mal wieder schwerfällt, sich am Sonntagmorgen in die Schuhe zu quälen. Er erklärt nicht, er weiß nichts besser. Er erzählt nur, und ich möchte nicht wissen, wie viele Läufe ich ohne dieses Buch nicht gemacht hätte.

Eine Empfehlung von Robert Kühne, Onlineredaktion

Ronald Reng ist einer der besten Sportautoren Deutschlands. Ein großartiger Sportjournalist, der in jedem seiner Texte das Kunststück vollbringt, nicht nur zu berichten, sondern eine Geschichte zu erzählen. Seine berührende Biografie über Robert Enke ist eine unbedingte Empfehlung. Und Ronald Reng läuft – auch sein Leben lang schon und wie alle Läufer, mal mit mehr und mal mit weniger Freude und Erfolg.

In "Warum wir laufen" geht er bei sich und anderen Läuferinnen wie Läufer – vom Profi bis zum Amateur – auf Spurensuche und will herausfinden, was sie antreibt. Und das treibt an. Denn von jedem dieser Sportmenschen hab ich ein Stück Motivation mitgenommen, mich manchmal an ein verlorenes Glücksgefühl erinnert und von manchen was grundlegend Neues gelernt. Nämlich: Wenn Du schneller laufen willst, laufe langsam. Spoiler: Es funktioniert. Dieses Buch hat den Spaß am Laufen – der sich bei Gegenwind, Nieselregen und 2 Grad Plus mitunter gut versteckt – wieder neu in mir geweckt.

Eine Empfehlung von Robert Kühne, Onlineredaktion