
Streaming-Highlights Die 5 spannendsten Filme im April 2025
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02. April 2025, 08:03 Uhr
Im April bietet die ARD Mediathek eine Auswahl spannender Filme: "Aus meiner Haut" zeigt ein radikales Gedankenexperiment über Körpertausch und Identität, während "Flight" einen alkohol- und drogenabhängigen Piloten auf seinem dramatischen Rettungsversuch begleitet. "In den Gängen" gewährt Einblicke in das Leben von Supermarktmitarbeitern mit unerfüllten Sehnsüchten. "The Rider" erzählt die Geschichte eines Rodeoreiters, der mit einem schweren Unfall kämpft, und "Kindeswohl" stellt eine Richterin vor moralische und persönliche Herausforderungen.
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"Aus meiner Haut": Fortschritt durch Körpertausch (ab 6.4.)
Einmal im Leben ein anderer Mensch sein – das ist die Prämisse in "Aus meiner Haut". Auf einer abgelegenen Insel lebt eine Art Sektenführer, der seinen Gästen paarweise einen Körpertausch für zwei Wochen ermöglicht. Mit dabei bei diesem ungewöhnlichen Experiment: das Paar Leyla und Tristan – sie ist schon lange depressiv, er ruhig, still. Und der prollige Mo und seine Frau Fabienne. "Aus meiner Haut" stellt eine radikale Frage: Was passiert mit der Persönlichkeit eines Menschen in einem fremden Körper? Was passiert, wenn man die Welt plötzlich mit den Augen eines anderen sieht?
Der Film bedient sich dabei auf einfachste Art und Weise des Prinzips des Body-Switches – ohne groß darüber zu verhandeln, wie der Prozess stattfinden kann. Die Schauspielerinnen um Dimitri Schaad, Jonas Dassler, Mala Emde und Maryam Zaree spielen dabei alle Figuren. Jeder ist Leyla, Fabienne, Tristan, Mo. Während der Körper als identitätsstiftende Hülle bleibt, verschieben sich die Persönlichkeiten der Figuren. Schauspielerisch eine Gratwanderung, die hier dank langer Vorbereitung allen Beteiligten durch ein nuancenreiches Spiel gelingt.
Das starke Langfilmdebüt von Alex Schaad ist ein Film, in dem die Identitäten zerfließen, ein Film, der die großen Fragen des Lebens thematisiert: die Konflikte, wenn Körper und Geist nicht im Einklang sind. Auf künstlerischer und intellektueller Ebene. Der Tausch der Körper ist nicht nur ein Tausch der Hüllen, es geht für alle Beteiligten in ihren unterschiedlichen Versionen um das Individuum und die ewige Suche nach dem großen Glück. "Aus meiner Haut" hat ein simples Gedankenexperiment als Grundlage, das die beiden Schaad-Brüder ohne Spezialeffekte erzählen. Konzentriert auf ein reduziertes Setting mit herausragenden Darstellern und Darstellerinnen wird der Film auf den Punkt erzählt. Ein Körpertauschdrama, das es so noch nicht gegeben hat.
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"Aus meiner Haut"
Deutschland, 2022
Verfügbar in der ARD Mediathek ab dem 4. April 2025
"Flight": US-amerikanisches Filmdrama
Ein unkontrollierter Sinkflug, ein Pilot, der alles tut, um das Abstürzen der Maschine zu verhindern, der über sich selbst hinauswächst und dabei schwer alkoholisiert ist und unter Drogen steht. "Flight" von "Zurück in die Zukunft"-Regisseur Robert Zemeckis ist nichts für Leute mit Flugangst.
Die ersten gut dreißig Minuten von "Flight" sind hart zu überstehen. Der für die Rolle für den Oscar nominierte Denzel Washington als übermüdeter, alkohol- und koksabhängiger Pilot schafft das fast Unglaubliche: eine abstürzende Passagiermaschine einigermaßen sicher zu bruchzulanden. Fazit: 96 Überlebende, sechs Tote. Es hätte durchaus schlimmer kommen können. Pilot Whitaker wird als Held gefeiert – vorerst. Bis die Ergebnisse der Blutuntersuchung veröffentlicht werden und Whitaker angeklagt wird wegen vierfachem Totschlag. Prognose: Lebenslänglich. Denzel Washington blickt als Pilot Whitaker in einen moralischen Abgrund und hat für die Rolle des süchtigen Piloten seine dunklen Seiten herausgekehrt.
Die Figur ist ein klassischer Antiheld. Unangenehm, übergriffig, arrogant – und in seiner Arbeit doch genial. Es ist eine echte Seltenheit, dass eine Filmfigur eine so erschütternde persönliche Reise in einem Film durchmacht und trotzdem Mitgefühl auslöst. Denn "Flight" ist nicht nur ein Film über eine Flugzeugkatastrophe – inspiriert von einer wahren Begebenheit – sondern auch eine Geschichte über persönliches Wachstum und moralische Entscheidungen, die mehrere Leben nachhaltig beeinflussen können. Eine Erlösungsgeschichte, die im Flugzeug beginnt und im Gefängnis endet. So gut, dass Fliegen danach erstmal keine Option mehr ist.
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"Flight"
USA, 2012
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 22. April 2025
"In den Gängen": Melodram über Sehnsüchte im Supermarkt
Wenn man ganz genau hinhört, dann kann man es erahnen. Meeresrauschen im Supermarkt. Ein namenloser Großmarkt in einer ostdeutschen Stadt, Christian, der Neue, gespielt von Franz Rogowski, räumt in seinem blauen Kittel Getränkekisten ein. Weil er noch keinen Gabelstaplerschein hat, erstmal per Hand. Er verguckt sich durch die Regale in Marion, die einen Gang weiter die Süßigkeiten einräumt und dummerweise einen Mann hat – wie ihm sein Vorgesetzter Bruno schnell erklärt.
Aber Sandra Hüllers Blick ist einfach zu unwiderstehlich – ein Zeichen dafür, dass Supermarktmitarbeiter*innen auch nur Menschen sind. Mit ganz normalen Ängsten, Träumen und Sehnsüchten. Der Film von Thomas Stuber ist ein melancholisches Großmarktmärchen mit wundervollen Figuren, die verschroben liebevoll miteinander agieren und ihre ganz eigenen Sorgen und Nöte haben.
Stuber versteht es wie kein Zweiter, genau hinzuschauen, zu beobachten und in der Lethargie des Alltags die kleinen Momente zu zelebrieren. Und was hat es mit dem Meeresrauschen auf sich? Wenn der Gabelstapler ganz oben mit seinen Fingern versehentlich an die Stangen der Regale stößt, dann hört sich das eben wie Meeresrauschen an. Und wenn Franz Rogowski als Christian mit dem Gabelstapler zum Üben einsam seine Runden nachts durch den Großmarkt fährt, die Regale einräumt und über die Lautsprecherboxen laut "An der schönen blauen Donau" hört, dann ist das eben das schönste Gabelstaplerballett der Filmgeschichte.
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"In den Gängen"
Deutschland, 2018
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 28. April 2025
"The Rider": Neo-Western über zerbrochene Träume
In der amerikanischen Indie-Filmszene ist die chinesische Regisseurin Chloé Zhao ein Star. Für ihr bewegendes Porträt einer Arbeitsnomadin wurde sie 2021 für "Nomadland" als beste Regisseurin ausgezeichnet und bekam den Oscar für den besten Film. Vorher schon hat sie das eindringliche Rodeo-Drama "The Rider" gedreht. Zhao erzählt an Originalschauplätzen in South Dakota mit Laienschauspielern eine Geschichte, die mitten ins Herz geht.
Der junge, erfolgreiche Rodeoreiter Brady Blackburn hat nach einem Unfall eine Metallplatte im Kopf und sollte – ginge es nach den Ärzten und seiner Familie – nie wieder auf dem Rücken eines Pferdes sitzen. Eine Entscheidung, mit der er hadert. Denn Brady ist ein Nachfahre der Lakota Sioux, die Arbeit mit Pferden steckt ihm im Blut. Er ist Cowboy, Pferdeflüsterer, definiert sich und sein Leben über die Arbeit mit den Tieren. "Einem Pferd in meiner Lage hätte man schon längst den Gnadenschuss gegeben", sagt er einmal zu seinem Vater.
Brady wird getrieben von der Sehnsucht, wieder auf einem Pferd zu sitzen, der Qual, den ebenfalls verunglückten besten Freund im Krankenhaus zu besuchen, mit dem Verlust der Fans umzugehen, der neugierigen Unschuld der behinderten Schwester und dem Druck des Vaters. Es ist ein zärtlich-rauer Film über zerbrochene Träume und verlorene Identitäten, eingerahmt von Bildern der atemberaubenden Natur in South Dakota.
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"The Rider"
USA, 2017
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 14. April 2025
"Kindeswohl": Britisches Filmdrama mit Emma Thompson
Der Job von Richterin Fiona May, gespielt von Emma Thompson, ist kein leichter. Tag für Tag urteilt sie über die Zukunft von Kindern – und muss im Rahmen des Children’s Act im Zweifel für das Wohl des Kindes entscheiden. Die Arbeit ist hart, anstrengend, sie hat kaum noch Zeit für ein Privatleben und ihren Mann Jack. Den letzten Sex hätten sie vor elf Monaten gehabt, hält er ihr eines Tages vor und kündigt an, eine Affäre beginnen zu wollen. Jack zieht aus, Fiona tauscht die Schlösser aus und widmet sich ihrem neuesten Fall – einem Fall, der es in sich hat: Ein 17-jähriger an Leukämie erkrankter Junge könnte mit einer Bluttransfusion gesund werden – doch seine Eltern weigern sich. Und Fionas Interesse ist geweckt.
Um den Fall besser zu bewerten, will Fiona den Jungen kennenlernen und ihn im Krankenhaus besuchen – und ahnt nicht, was für eine Lawine sie damit lostritt. "Kindeswohl" von Richard Eyre ist kein klassischer Gerichtsfilm, sondern vielmehr das tiefgründige Psychogramm einer Richterin. Ian McEwan selbst hat seinen eigenen Roman für die Leinwand adaptiert, Eyre hat ein wenig steif und mit angezogener Handbremse inszeniert.
Getragen wird der Film von einer durch und durch famosen Emma Thompson, die hier schauspielerisch mal wieder über sich selbst hinausgewachsen ist. Ihr gelingt es, durch emotionale Einblicke in ihr in Scherben liegendes Privatleben und ihre hochprofessionelle Art und Weise auf beruflicher Ebene die Facetten ihrer Figur voll und ganz auszuspielen. Ein durchdachtes Drama, kühl und distanziert inszeniert – und genau deswegen sehenswert.
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"Kindeswohl"
Großbritannien, 2017
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 28. April 2025
Über mich Ich bin Anna Wollner, lebe in Berlin und schreibe und spreche seit über 15 Jahren für MDR KULTUR über Filme und Serien, treffe die großen und kleinen Filmstars aus Hollywood und Umgebung zu Interviews. Mein Motto: Hauptsache es flimmert.
Redaktionelle Bearbeitung: Rebekka Adler
Dieses Thema im Programm: Bayerischer Rundfunk: "Flight" | 21. März 2025 | 22:45 Uhr