Szene aus der Serie "Marzahn Mon Amour", in der drei Frauen in Kitteln rauchen und skeptisch in die Kamera schauen.
"Marzahn Mon Amour": Eine von fünf Serien, die Sie im April 2025 in der ARD Mediathek nicht verpassen sollten. Bildrechte: WDR/BBC Studios/Frank Dicks, honorarfrei

Streaming-Highlights Die fünf besten Serien im April 2025

31. März 2025, 04:00 Uhr

Im April bietet die ARD Mediathek wieder spannende Serien für alle Streaming-Fans. Erleben Sie berührende Geschichten wie "Marzahn Mon Amour", das Leben von alleinerziehenden Müttern in "Tina Mobil" oder die dystopische Fluchtgeschichte in "Families Like Ours – Nur mit euch". Mit "Ghosts" erwartet Sie eine humorvolle Mischung aus Geistern und Komik, während "Das zweite Attentat" einen packenden Politthriller mit Familienschicksalen verbindet. Unsere Tipps zum Streamen für einen gemütlichen Abend auf dem Sofa!

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"Marzahn Mon Amour": Geschichten einer Fußpflegerin

Mit ihrem autofiktionalen Roman "Marzahn Mon Amour" hat die Schriftstellerin Katja Oskamp vor ein paar Jahren einen Überraschungserfolg gelandet. Ein Buch, das in einem Fußpflegesalon im Ost-Berliner Stadtteil Marzahn spielt und Leser und Leserinnen durch seine einfühlsame Art und Weise berührt hat. Die Serienverfilmung steht dem in nichts nach.

Jördis Triebel, selbst Ost-Berlinerin und aufgewachsen in Marzahn, spielt Kathi Grabowski: eine zurückhaltende Mittvierzigerin mit 18-jähriger Tochter, frisch getrennt, die ihre Karriere als Schriftstellerin und Journalistin auf Eis gelegt hat und als Fußpflegerin im Beautysalon "Oase Marzahn" einen Neuanfang wagt, gemeinsam mit ihren Kolleginnen Jenny und Lulu. Drei Frauen, drei Care-Workerinnen, die mit ihrem Salon der soziale Anlaufpunkt für die Menschen der Marzahner Platte sind.

Die sechs Folgen erzählen Geschichten aus dem Leben, der Nachbarschaft, dem direkten Umfeld mitten aus der Gesellschaft heraus. Es ist die genuin weibliche Perspektive vor und hinter der Kamera, die so großen Spaß an der Serie macht. Jördis Triebel, Yvonne Hung Hee Bormann und Deborah Kaufmann als Fußpflegerinnen, Clara Zoe My-Linh von Arnim als Regisseurin mit einem zärtlichen Blick auf ihre Protagonistinnen. Während Kathi ihren meist älteren Kundinnen die Hornhaut feilt und Nägel schneidet, wird sie zum Kummerkasten für die Kundschaft und philosophiert im elegischen Off-Kommentar über ihr neues Leben.

Die kammerspielartige Atmosphäre im Salon hat dabei nie etwas bedrückendes, wie schon im Roman von Katja Oskamp ist "Marzahn Mon Amour" mit größtem Respekt vollzogen. Die Geschichten der Menschen in den Marzahner Platten, die zu DDR-Zeiten den sozialistischen Fortschrittsglauben in der Architektur widerspiegelten, sind berührend und traurig, aber immer mit Würde.

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"Marzahn Mon Amour"
Deutschland, 2025
Sechs Folgen à 30 Minuten
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 14. März 2026

"Tina Mobil": Über Liebe, Kraft, Trotz und Selbstbehauptung

In "Tina Mobil" geht es um eine alleinerziehende Mutter Mitte 50, die seit 20 Jahren als Schrippenverkäuferin durch Brandenburg tingelt und auf einmal entlassen wird. Statt den Kopf in den brandenburgischen Sand zu stecken, macht sie sich selbstständig – und jongliert nebenher die Probleme ihrer drei Kinder. Die Probleme sind dabei aus dem Alltag gegriffen, es geht gar nicht um den größtmöglichen Spannungsbogen, sondern um das Beobachten. Erzählt wird aus einer Randzone heraus. Es geht um die Spaltung zwischen oben und unten, Ost und West, Gewinnern und Verlierern, Stadt und Land sowie rechts und links. Alles ist dabei, aber sehr subtil und feinfühlig. 

Das Drehbuch von Laila Stieler hat einen ganz genauen Blick für das Milieu. Die Dialoge sind schnodderig zurückhaltend, immer auf den Punkt und oft nicht bis zum Schluss ausdekliniert. Ein Geschenk für Schauspielerin Gabriele Maria Schmeide, denn die Serie wurde ihr auf den Leib geschrieben. Sie spielt Tina resolut und immer mit dem Wissen, dass sie nicht frei von Fehlern ist: menschlich, mit einer großen Natürlichkeit, Wärme, Direktheit und Berliner Schnauze – zum Verlieben.

"Tina Mobil" ist eine Serie, die einfach nur das ganz normale Leben mit seinem ganz normalen Wahnsinn abbildet und immer nah an den Figuren dran ist. Diese Durchschnittlichkeit und Gewöhnlichkeit ist absolut ungewöhnlich und genau deswegen so wunderbar charmant, unterhaltsam und tieftraurig – wie das Leben selbst.

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"Tina Mobil"
Deutschland, 2021
Sechs Folgen à 45 Minuten
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 1. Februar 2026

"Families Like Ours – Nur mit euch": Dramaserie in einem dystopischen Europa

Es ist hier eindeutig etwas faul im Staate Dänemark. Denn in der dystopischen, aber nicht ganz so entfernt wirkenden Serie "Families Like Ours – Nur mit euch" vom dänischen Regisseur Thomas Vinterberg kommt die Katastrophe ganz langsam. Aber als sie da ist, entfaltet sie ihre volle Wirkung. Die Apokalypse in "Families Like Ours – Nur mit euch" kommt fast klammheimlich – über einen Gully-Deckel der hochkommt, ein überflutetes Feld oder eine weggeschwemmte Straße. Die Regierung ahnt es schon lange: Nikolaj, stellvertretender Leiter des Migrationsamtes im Außenministerium, warnt verbotenerweise Freunde und Familie, möglichst schnell das Land zu verlassen. Wegkommen, bevor Europa dicht ist. Das ist auch das Ziel von Jakob und seiner Patchworkfamilie.

Die Serie ist ein Gedankenexperiment der Flucht. Es geht um Menschen in existenzieller Bedrohung, die ihre Heimat verlieren, ihre Habseligkeiten zusammenpacken und fliehen. Und das mitten in Europa. Vinterberg erzählt von Heimat, dem Aufbruch ins Ungewisse, von einer Familie, die sich entscheiden muss. Dabei hat der dänische Regisseur vor der Kulisse der gesellschaftlichen Apokalypse vor allem ein Interesse an den Familienstrukturen. Er erzählt von Abschied, Sehnsucht, Hoffnung und Neuanfang.

"Families Like Ours" ist eine Liebeserklärung an sein Land und die Widerstandsfähigkeit der Menschen. Obwohl Dänemark für Hygge steht, für Gemütlichkeit und glückliche Menschen, ist es eines der europäischen Länder mit der rigorosesten Flüchtlingspolitik. Vinterberg hält der Gesellschaft den Spiegel vor, denn die staatenlosen Dänen werden in der europäischen Fremde alles andere als herzlich aufgenommen – und das, obwohl sie doch eben noch dazugehört hatten. Es ist eine beeindruckende Serie, in der die Flüchtlingskrise auf einmal einen selbst betrifft und zeigt, dass der Klimawandel alle angeht.

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"Families Like Ours – Nur mit euch"
Dänemark, 2024
Sieben Folgen à 49 Minuten
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 21. August 2025

"Ghosts": Eine bunte Schar exzentrischer Geister

Eigentlich handelt es sich bei der Serie "Ghosts" um ein erfolgreiches britisches Comedy-Format. Der WDR hat sich die Rechte für eine deutsche Adaption gesichert, quasi ein Remake mit regionalen und lokalen Bezügen, und schickt hier die beiden Schauspieler*innen Cristina de Rego und Benito Bause als junges Paar Emma und Felix auf den vermeintlichen Horrortrip ihres Lebens.

Emma hat ein altehrwürdiges Herrenhaus geerbt, perfekt um die Pläne für ein eigenes Hotel umzusetzen. Was die beiden nicht wissen, ist der Fakt, dass es in diesem Herrenhaus spukt. Nicht nur ein Geist, sondern gleich sieben erscheinen. Durch ein Nahtoderlebnis beim Renovieren, bei einem Stromschlag, kann Emma diese sieben Geister sehen. Diese versuchen, die neuen ungebetenen lebenden Mitbewohner des Hauses durch mächtig Grusel vor die Tür zu setzen und abzuschrecken. 

Dabei spielt "Ghosts" mit der Tatsache, dass sich hier Lebende und Tote in einer riesigen WG miteinander arrangieren müssen. Nicht nur auf Lebenszeit, sondern weit darüber hinaus. Denn die Geister kommen aus den unterschiedlichsten Epochen: ein zotteliger Neandertaler, ein römischer Legionär, ein schwärmerischer Dichter, ein hochnäsiger Adeliger, eine feministische Magd, die als Hexe verbrannt wurde, eine Waldorflehrerin aus den 80er-Jahren und ein windiger Versicherungsvertreter aus den 90er-Jahren. Genug Reibung ist also vorprogammiert, unter den Geistern sowie auch unter den Lebenden.

Dabei ist "Ghosts" kein Grusel oder Horror, sondern Comedy. Die Serie lebt von den Gegensätzen und unterschiedlichen Vorstellungen über Leben und Tod. Mit viel Slapstick und Situationskomik navigieren sich die Schauspielenden um de Rego, Bause, Max Giermann, Meltem Kaptan und vielen anderen Comedians durch die alten Gemäuer des Hauses, treffen dabei aber – dem Thema Tod als Grundmotiv geschuldet – neben den vielen lustigen auch ernste Töne. Eine Serie über das Leben und Sterben im Jenseits!

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"Ghosts"
Deutschland, 2025
Sechs Folgen à 25 Minuten
Verfügbar in der ARD Mediathek bis 6. März 2026

"Das zweite Attentat": Packender Spionage-Thriller

Politthriller aus Deutschland sind rar. Gute Politthriller aus Deutschland noch rarer. Der Serie "Das zweite Attentat" gelingt die Gratwanderung, einen Politthriller mit einem Familiendrama zu vereinen. Und das über einen Zeitraum von über 20 Jahren. Die sechs Folgen der Serie entführen die Zuschauenden in die Welt der Geheimdienste und der internationalen Politik, eingebettet in eine Vater-Sohn-Geschichte, die zeigt, wie Geheimnisse und Lügen eine Familie zerstören können.

Dass es gefährlich werden kann, wenn man der Wahrheit zu nahe kommt, muss Alex Jaromin nach dem Krebstod seiner Mutter erfahren. Er verlässt seine Heimat Athen – und damit das Zeugenschutzprogramm, in dem er seit 20 Jahren lebte – um den Tod seines Vaters und seiner damals achtjährigen Schwester aufzuklären. Nichtsahnend, dass er mit seinen Recherchen in ein Wespennest einer internationalen Verschwörung sticht. 

Die Serie, nach einem Drehbuch von Headautor Oliver Bottini, basiert auf realen und fiktiven Aktivitäten des BND in Bagdad, unmittelbar vor dem Irakkrieg 2003. Ausgehend vom Curveball-Skandal springt die Serie ständig zwischen den Zeiten und Orten. Mal ist es 2003, mal 2023, mal ist der Handlungsort Bagdad, mal Teheran, mal Athen, mal Berlin. Nach und nach setzen sich die einzelnen Fragmente der vielen Handlungsstränge zu einem großen Ganzen zusammen – und zu einer unglaublichen Story, die packend und spannend von Barbara Eder und Philipp Osthus inszeniert ist. Komplettiert wird die gelungene Leistung vom starken Ensemble um Noah Saavedra als Alex Jaromin, der unschuldig in diesen komplizierten Fall hereingezogen wird, und Désirée Nosbusch als BKA-Ermittlerin Hanne Lay.

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"Das zweite Attentat"
Deutschland, 2025
Sechs Folgen à 42 Minuten
Verfügbar ab 2. April 2025 in der ARD Mediathek

Über mich Ich bin Anna Wollner, lebe in Berlin und schreibe und spreche seit über 15 Jahren für MDR KULTUR über Filme und Serien, treffe die großen und kleinen Filmstars aus Hollywood und Umgebung zu Interviews. Mein Motto: Hauptsache es flimmert.

Redaktionelle Bearbeitung: Rebekka Adler

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Dieses Thema im Programm: Das Erste | "Das zweite Attentat" | 09. April 2025 | 20:15 Uhr

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