Regisseur und Autor Leander Haußmann (r) in Potsdam-Babelsberg zu Beginn der Dreharbeiten des Films "Sonnenallee" mit einem Darsteller des Films, Detlev Buck als Volkspolizist
Regisseur und Autor Leander Haußmann (r.) in Potsdam-Babelsberg zu Beginn der Dreharbeiten des Films "Sonnenallee" (1999) mit Schauspieler Detlev Buck als Volkspolizist Bildrechte: picture-alliance / dpa | Nestor_Bachmann

Zum 65. Geburtstag Fünf Filme von Leander Haußmann, die Sie gesehen haben sollten

26. Juni 2024, 04:00 Uhr

Leander Haußmann wurde am 26. Juni 1959 in Quedlinburg im Harz als Sohn von Schauspieler Ezard Haußmann und Kostümbildnerin Doris Haußmann geboren. Seine Ausbildung zum Schauspieler genoss er an der Ernst-Busch Schauspielschule in Ost-Berlin, war zwei Jahre in Gera, dann in Parchim und Weimar am Theater. Heute arbeitet er als Regisseur und Schauspieler. Seine Regiearbeit ist geprägt von lakonischem Humor und Haußmanns genauer Beobachtungsgabe. Hier sind fünf seiner Filme, die Sie gesehen haben sollten.

"Sonnenallee": Leander Haußmanns Kinodebüt als Regisseur

Der Mufoti, der antifaschistische Schutzwall, "Die Partei ist die Vorhaut der Arbeiterklasse": Leander Haußmann hat mit seinem Kinodebüt "Sonnenallee" 1999 vor nichts Halt gemacht. Im Film geht es um eine Jungsclique um Michael Ehrenreich und seinen besten Freund Mario, die sich entscheiden müssen, ob sie studieren wollen und zur NVA gehen oder doch lieber heimlich die Musik der Rolling Stones hören. Eine filmische Liebeserklärung an das kürzere Ende der Sonnenallee.

Filmszene aus "Sonnenallee": Acht Jugendliche lehnen an einer grauen Hauswand, die Hände am Hosengürtel und die Beine gebeugt als würden sie tanzen
Leander Haußmanns Debüt und gleichzeitig Liebeserklärung an den Osten: "Sonnenallee" Bildrechte: imago images / Prod.DB

Allein der Soundtrack mit Nina Hagens "Du hast den Farbfilm vergessen" oder den Puhdys mit "Geh zu ihr" bleibt unvergessen. Historisch nicht ganz korrekt wurde die Mauer hier einfach niedergetanzt. Nebenbei wurden auch die Jungstars Alexander Scheer, Robert Stadlober und Alexander Beyer entdeckt – die aus dem deutschen Film heute nicht mehr wegzudenken sind.

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"Sonnenallee"
Deutschland, 1999
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: Thomas Brussig, Detlev Buck, Leander Haußmann
Schauspieler*innen: Alexander Scheer, Alexander Beyer, Robert Stadlober u.a.
Länge: 92 Minuten

Verfügbar zum Leihen oder Kaufen: Amazon Prime, Apple TV, Magenta TV, freenet Video, DVD

"Herr Lehmann": der Film zum Kultbuch von Sven Regener

Der Film "Herr Lehmann" ist Haußmanns westdeutsche Antwort auf "Sonnenallee" oder besser gesagt die famose Roman-Adaption von Sven Regeners Kultbuch. Christian Ulmen spielt diesen Herrn Lehmann als überforderten Um-die-Dreißigjährigen, der nicht nur mit seinem Leben, sondern auch mit seinem Bierkonsum überfordert ist und 1989, kurz vor der Wende, von einer Kreuzberger Kneipe in die nächste zieht. Bis er sich in die Köchin Katrin verliebt und seine Eltern aus der Provinz auf der Matte stehen.

Christian Ulmen kniet vor einem Hund
Christian Ulmen als Herr Lehmann in der gleichnamigen Verfilmung des Kultromans von Sven Regener Bildrechte: imago images/Mary Evans

Ein lakonisch-verschrobener Film mit Lebensweisheiten für die Ewigkeit: Die 17-Uhr-Schweinebraten-Diskussion genauso wie der dankbare und ernstgemeinte Hinweis von Sauf-Kumpan Karl: "Denkt an die Elektrolyte".

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"Herr Lehmann"
Deutschland, 2003
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: Sven Regener
Schauspieler*innen: Christian Ulmen, Detlev Buck, Katja Danowski u.a.
Länge: 109 Minuten

Verfügbar zum Leihen oder Kaufen: Amazon Prime, Apple TV, Magenta TV, DVD

"Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe": von den Baustellen des Lebens

Nein, "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" ist kein Biopic über Bob Dylan, der mit bürgerlichem Leben eben Robert Zimmermann heißt und sich sicherlich mehr als einmal in seinem Leben über die Liebe gewundert hat. Leander Haußmann erzählt in seinem sechsten Spielfilm von einem jungen Computerspielentwickler, der sich in eine deutlich ältere Frau verliebt und mit anderen Baustellen in seinem Leben klar kommen muss. Eine augenzwinkernde Komödie mit einem groß aufspielenden Tom Schilling und jeder Menge – diesmal Hamburger – Lokalkolorit.

Maruschka Detmers und Tom Schilling  stehen vor mehreren Filmplakaten von "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe"
Die beiden Hauptdarsteller des Films "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe": Maruschka Detmers und Tom Schilling Bildrechte: IMAGO / eventfoto54

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"Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe"'
Deutschland, 2008
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: Gernot Gricksch
Schauspieler*innen: Tom Schilling, Maruschka Detmers, Julia Dietze
Länge: 102 Minuten

Verfügbar zum Leihen oder Kaufen: Apple TV Plus, DVD

"Hai-Alarm am Müggelsee": Haußmanns kultige Parodie auf Trashfilme

Da geht Michael Gwisdek als Bademeister gleich zu Beginn des Films im Strandbad Friedrichshagen am Müggelsee in weißer Shorts und grünem Poloshirt ins Wasser, streckt seinen Arm in Selbiges, um die Temperatur zu kontrollieren, zieht ihn heraus und sein ganzer Unterarm fehlt – inklusive spritzendem Blut. Der einzige Kommentar: "Watn ditte".

Eine Szene aus dem Film "Hai-Alarm am Müggelsee": Menschen mit Pappschildern bei einer Hai-Demo.
Leander Haußmanns Trashfilmparodie "Hai-Alarm am Müggelsee" ist für viele Kult Bildrechte: Verleih AG

Das werden sich wohl auch einige Zuschauende gefragt haben, denn mit "Hai-Alarm am Müggelsee" hat Leander Haußmann 2013 eine Eins-A-Low-Budget-Trashfilmparodie im Herzen der Großstadt inszeniert. Also wenn man den zu Berlin-Köpenick gehörenden Ortsteil Friedrichshagen als Herzen Berlins bezeichnen könnte. Mit jeder Menge Gaststars gespickt ist "Hai-Alarm am Müggelsee" eine wunderbar warmherzige Provinzposse mit Kultpotential.

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"Hai-Alarm am Müggelsee"
Deutschland, 2013
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: Leander Haußmann, Sven Regener
Schauspieler*innen: Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Uwe Dag Berlin, Tom Schilling u.a.
Länge: 104 Minuten

Verfügbar zum Streamen bei Netflix oder als DVD

"Stasikomödie": Leander Haußmanns persönlichster Film

"Stasikomödie" ist der Abschluss der DDR-Trilogie, nach "Sonnenallee" und "NVA". Für Haußmann, der selbst nicht bei der Stasi war, ist es sein persönlichster Film. Kein verniedlichter Blick auf den Mufoti und Co., sondern eine perfekt ausgestattete, humorvoll makabere Abrechnung mit der Staatssicherheit. Dabei setzt Haußmann mit seiner ambivalenten Hauptfigur, dem Schriftsteller Ludger Fuchs (David Kross), vor allem der Feigheit ein Denkmal. Darf man über die Stasi lachen? Leander Haußmann beantwortet diese für ihn rein rhetorische Frage eindeutig mit Ja.

Szene aus dem Film "Stasikomödie": Drei junge Männer in beigefarbener Kleidung überqueren eine Kopfsteinpflasterstraße.
Leander Haußmanns Abrechnung mit der DDR-Staatssicherheit: der Film "Stasikomödie" Bildrechte: UFA Fiction / Constantin Film Verleih, Foto: Nik Konietzny

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"Stasikomödie"
Deutschland, 2022
Regie: Leander Haußmann
Drehbuch: Leander Haußmann
Schauspieler*innen: David Kross, Jörg Schüttauf, Margarita Broich, Bernd Stegemann u.a.

Verfügbar zum Leihen oder Kaufen: Amazon Prime, Sky Store, Apple TV, Magenta TV, DVD

Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt, Cornelia Winkler

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Lebensläufe | 20. Juni 2024 | 23:10 Uhr

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