Schauspieler Ulrich Mühe, 2006
Ulrich Mühe hat in seinen Filmen und im Theater immer wieder seine Vielseitigkeit bewiesen. Am 20. Juni 1953 wurde er in Grimma geboren. Bildrechte: imago/suedraumfoto

Gestorben am 22. Juli 2007 Ulrich Mühe: Zehn Fakten über den unvergessenen Schauspieler

22. Juli 2024, 04:00 Uhr

Der Schauspieler Ulrich Mühe ist bekannt für seine facettenreichen Rollen im Film, Fernsehen und Theater. Am 20. Juni 2024 hätte er seinen 71. Geburtstag gefeiert. 1953 in Grimma geboren, starb er am 22. Juli 2007 mit nur 54 Jahren an Krebs. Wir erinnern an den beeindruckenden Schauspieler, der für viele bis heute unvergessen ist. Wussten Sie zum Beispiel, was auf seinem T-Shirt stand, als er sich 2007 auf den Weg zur Oscar-Verleihung machte, wo schließlich auch sein Film "Das Leben der Anderen" ausgezeichnet wurde?

1. Geboren und aufgewachsen in Sachsen

Ulrich Mühe wurde am 20. Juni 1953 im sächsischen Grimma als Friedrich Hans Ulrich Mühe geboren. Von 1960 bis 1970 besuchte er die Polytechnische Oberschule in Grimma und schloss dann eine Ausbildung zum Baufacharbeiter ab. Seinen anderthalbjährigen Wehrdienst, den er bei den DDR-Grenztruppen an der Berliner Mauer ableistete, musste er vorzeitig wegen eines Magengeschwürs abbrechen.

Die Stadt Grimma aus der Vogelperspektive: in der Mitte Häuser mit roten Dächern, links ein Fluss
Grimma aus der Vogelperspektive. In der Stadt an der Mulde wuchs Ulrich Mühe auf. Bildrechte: MDR JUMP

2. Studium in Leipzig

Von 1975 bis 1979 studierte Ulrich Mühe an der Leipziger Theaterhochschule "Hans Otto" Schauspiel. Während des Studiums konnte er als Komparse erste Bühnenerfahrungen sammeln und war am Städtischen Theater im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) in kleineren Rollen zu sehen.

3. Karrierestart am Theater in Chemnitz

Seine erste größere Rolle bekam Ulrich Mühe 1979 in Chemnitz. Hier war er als Lyngstrand im Stück "Die Frau am Meer" von Henrik Ibsen zu sehen. In den 80er-Jahren zog es ihn dann nach Berlin: Nachdem er von Heiner Müller entdeckt wurde, trat er an der Ost-Berliner Volksbühne auf. Später wurde er Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin. Seine Laufbahn führte ihn bis zum Burgtheater in Wien. Auch am Boulevard-Theater war Mühe zu sehen, zum Beispiel in Oscar Wildes "Bunbury" und in Carl Sternheims "Die Hose".

Berliner Volksbühne
Ulrich Mühe begeisterte auch auf der Volksbühne in Berlin. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Britta Pedersen

Im Jahr 2004 wechselte er die Perspektive und führte Regie bei einer Theaterinszenierung des Dramas "Der Auftrag" von Heiner Müller.

4. Internationale Bekanntheit durch Film und Fernsehen

Ulrich Mühe war aber auch in Film und Fernsehen präsent. Sein Debüt auf der Kinoleinwand feierte er in der DEFA-Komödie "Olle Henry", in dem Michael Gwisdek in der Titelrolle zu sehen war. Die erste Hauptrolle im Fernsehen hatte er in "Der Mann und sein Name" von Vera Loebner. Zudem war er dem TV-Publikum durch seine Mitwirkung in der Krimireihe "Polizeiruf 110" bekannt.

Den internationalen Durchbruch schaffte er 1988 als Theodor Lohse in Bernhard Wickis "Das Spinnennetz" nach dem Roman von Joseph Roth. Für diese Rolle erhielt er den Bayerischen Filmpreis als Bester Darsteller. Nach der Wende war er außerdem in der Komödie "Schtonk", dem österreichischen Drama "Funny Games" und in dem Nazi-Doku-Drama "Goebbels und Geduldig" zu sehen.

Ulrich Mühe als Mitläufer Lohse und Andrea Jonasson als seine Geliebte Rahel in dem Film "Das Spinnennetz" nach einem Roman von Joseph Roth, aufgenommen während der Dreharbeiten 1988.
Im Film "Das Spinnennetz" spielt Ulrich Mühe den Mitläufer Lohse an der Seite seiner Geliebten Rahel (gespielt von Andrea Jonasson). Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Concorde-Film Beta

Ulrich Mühe hat auch verschiedene Hörspiele eingesprochen. "Von allem Anfang an" von Christoph Hein ist in der MDR KULTUR Lesezeit zu hören.

5. An der Friedlichen Revolution 1989 beteiligt

Bei der größten nicht staatlich gelenkten Demonstration in der Geschichte der DDR am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Berlin war Mühe einer der Organisatoren und Hauptredner. Er sprach sich für eine Verfassungsänderung und Demokratisierung des Landes aus und forderte, dass der Führungsanspruch einer Partei nicht durch Gesetz verordnet werden dürfe. Diese Demonstration gilt als Meilenstein der Friedlichen Revolution.

Ulrich Mühe am 4.11.1989 in Berlin 3 min
Bildrechte: DRA/ DDR Fernsehen
3 min

Der Schauspieler Ulrich Mühe forderte in seiner Rede eine Verfassungsänderung. So dürfe der Führungsanspruch einer Partei nicht durch Gesetz verordnet werden. Mühe erntete Applaus.

Sa 04.11.1989 11:55Uhr 03:17 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/video307548.html

Rechte: Die DDR im Herbst 1989

Video

6. Auszeichnung mit einem Oscar

Das Highlight seiner Karriere erlebte Ulrich Mühe kurz vor seinem Tod. Der Film "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck, in dem Mühe einen Stasi-Offizier spielt, der sich in eine Zielperson verliebt, wurde 2007 mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Der Film erhielt auch den Deutschen sowie den Europäischen Filmpreis 2006. Als Ulrich Mühe zur Oscar-Verleihung aufbrach, soll er ein T-Shirt mit der Aufschrift "Grimma-Sachsen" getragen haben.

Ulrich Mühe
Schauspieler Ulrich Mühe bei der Oscar-Verleihung 2007 in Hollywood. Bildrechte: imago/PicturePerfect

Inmitten der Oscar-Euphorie bekam Mühe die Diagnose, an Magenkrebs erkrankt zu sein. Kurz nach der Oscar-Verleihung wurde er deswegen operiert.

7. Kein Ersatz für Ulrich Mühe

In der Retro-Krimi-Serie "Der letzte Zeuge" (ZDF) war Ulrich Mühe von 1998 bis 2007 als Gerichtsmediziner Dr. Robert Kolmaar zu sehen. Als Mühe starb, wurde die Rolle nicht neu besetzt und die Serie nach insgesamt neun Staffeln auch nicht weitergeführt.

Jörg Gudzuhn und Ulrich Mühe
Szene aus "Der letzte Zeuge": Gerichtsmediziner Dr. Robert Kolmaar (gespielt von Ulrich Mühe) hilft der Berliner Polizei beim Aufklären von Morden. Bildrechte: imago images/United Archives

8. Tom Cruise besuchte ihn kurz vor seinem Tod

Ulrich Mühe starb am 22. Juli 2007 im Alter von nur 54 Jahren, kurz nachdem er seine Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte. Zuvor hatte er sich in sein Wochenendhaus in Walbeck bei Haldensleben zurückgezogen, um dem Medienrummel zu entfliehen. Freunde sollen ihn teilweise auf der Rückbank seines Wagens aus der Garage geschmuggelt haben. Zehn Tage vor seinem Tod erhielt er noch Besuch von Schauspieler Tom Cruise. Ulrich Mühe wurde auf dem Friedhof in Walbeck beigesetzt.

Das Grab des deutschen Schauspielers Ulrich Mühe.
Das Grab des Schauspielers Ulrich Mühe auf dem Friedhof in Walbeck. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Jens Wolf

9. Ehrenbürger der Stadt Grimma

Nach seinem Tod wurde Ulrich Mühe zum Ehrenbürger seiner sächsischen Geburtsstadt Grimma ernannt. Außerdem beschloss der Stadtrat, nach der Zustimmung durch seine Familie, eine Umbenennung der Theodor-Körner-Straße in Ulrich-Mühe-Straße.

Die Pöppelmannbrücke über der Mulde, die Altstadt von Grimma und die darüber ziehenden Wolken spiegeln sich in dem Fluss.
Mit der Ulrich-Mühe-Straße bleibt der Schauspieler in seiner Heimatstadt unvergessen. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

10. Sein letzter Film wurde erst Jahre später gezeigt

Der letzte Film von Ulrich Mühle wurde erst 2010, drei Jahre nach seinem Tod, gezeigt. In den deutschen Kinos war der Krimi und Psychothriller sogar erst ab 2012 zu sehen. Mühes Ehefrau Susanne Lothar, die auch im Film die Rolle seiner Ehefrau spielte, war gegen eine öffentliche Vorführung des Films "Nemesis" und ging gerichtlich dagegen vor.

Susanne Lothar als Claire und Ulrich Mühe als Robert in einer Szene des Kinofilms "Nemesis".
Szene aus dem Film "Nemesis": Susanne Lothar als Claire und Ulrich Mühe als Robert Bildrechte: picture alliance / dpa | Limago Filmproduktion

Quellen: defa-stiftung.de, deutsches-filmhaus.de, spiegel.de, welt.de
Redaktionelle Bearbeitung: as

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Lesezeit | 02. April 2024 | 09:00 Uhr

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