Gestorben am 22. Juli 2007 Ulrich Mühe: Zehn Fakten über den unvergessenen Schauspieler
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22. Juli 2024, 04:00 Uhr
Der Schauspieler Ulrich Mühe ist bekannt für seine facettenreichen Rollen im Film, Fernsehen und Theater. Am 20. Juni 2024 hätte er seinen 71. Geburtstag gefeiert. 1953 in Grimma geboren, starb er am 22. Juli 2007 mit nur 54 Jahren an Krebs. Wir erinnern an den beeindruckenden Schauspieler, der für viele bis heute unvergessen ist. Wussten Sie zum Beispiel, was auf seinem T-Shirt stand, als er sich 2007 auf den Weg zur Oscar-Verleihung machte, wo schließlich auch sein Film "Das Leben der Anderen" ausgezeichnet wurde?
1. Geboren und aufgewachsen in Sachsen
Ulrich Mühe wurde am 20. Juni 1953 im sächsischen Grimma als Friedrich Hans Ulrich Mühe geboren. Von 1960 bis 1970 besuchte er die Polytechnische Oberschule in Grimma und schloss dann eine Ausbildung zum Baufacharbeiter ab. Seinen anderthalbjährigen Wehrdienst, den er bei den DDR-Grenztruppen an der Berliner Mauer ableistete, musste er vorzeitig wegen eines Magengeschwürs abbrechen.
2. Studium in Leipzig
Von 1975 bis 1979 studierte Ulrich Mühe an der Leipziger Theaterhochschule "Hans Otto" Schauspiel. Während des Studiums konnte er als Komparse erste Bühnenerfahrungen sammeln und war am Städtischen Theater im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) in kleineren Rollen zu sehen.
3. Karrierestart am Theater in Chemnitz
Seine erste größere Rolle bekam Ulrich Mühe 1979 in Chemnitz. Hier war er als Lyngstrand im Stück "Die Frau am Meer" von Henrik Ibsen zu sehen. In den 80er-Jahren zog es ihn dann nach Berlin: Nachdem er von Heiner Müller entdeckt wurde, trat er an der Ost-Berliner Volksbühne auf. Später wurde er Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin. Seine Laufbahn führte ihn bis zum Burgtheater in Wien. Auch am Boulevard-Theater war Mühe zu sehen, zum Beispiel in Oscar Wildes "Bunbury" und in Carl Sternheims "Die Hose".
Im Jahr 2004 wechselte er die Perspektive und führte Regie bei einer Theaterinszenierung des Dramas "Der Auftrag" von Heiner Müller.
4. Internationale Bekanntheit durch Film und Fernsehen
Ulrich Mühe war aber auch in Film und Fernsehen präsent. Sein Debüt auf der Kinoleinwand feierte er in der DEFA-Komödie "Olle Henry", in dem Michael Gwisdek in der Titelrolle zu sehen war. Die erste Hauptrolle im Fernsehen hatte er in "Der Mann und sein Name" von Vera Loebner. Zudem war er dem TV-Publikum durch seine Mitwirkung in der Krimireihe "Polizeiruf 110" bekannt.
Den internationalen Durchbruch schaffte er 1988 als Theodor Lohse in Bernhard Wickis "Das Spinnennetz" nach dem Roman von Joseph Roth. Für diese Rolle erhielt er den Bayerischen Filmpreis als Bester Darsteller. Nach der Wende war er außerdem in der Komödie "Schtonk", dem österreichischen Drama "Funny Games" und in dem Nazi-Doku-Drama "Goebbels und Geduldig" zu sehen.
Ulrich Mühe hat auch verschiedene Hörspiele eingesprochen. "Von allem Anfang an" von Christoph Hein ist in der MDR KULTUR Lesezeit zu hören.
5. An der Friedlichen Revolution 1989 beteiligt
Bei der größten nicht staatlich gelenkten Demonstration in der Geschichte der DDR am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Berlin war Mühe einer der Organisatoren und Hauptredner. Er sprach sich für eine Verfassungsänderung und Demokratisierung des Landes aus und forderte, dass der Führungsanspruch einer Partei nicht durch Gesetz verordnet werden dürfe. Diese Demonstration gilt als Meilenstein der Friedlichen Revolution.
6. Auszeichnung mit einem Oscar
Das Highlight seiner Karriere erlebte Ulrich Mühe kurz vor seinem Tod. Der Film "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck, in dem Mühe einen Stasi-Offizier spielt, der sich in eine Zielperson verliebt, wurde 2007 mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet. Der Film erhielt auch den Deutschen sowie den Europäischen Filmpreis 2006. Als Ulrich Mühe zur Oscar-Verleihung aufbrach, soll er ein T-Shirt mit der Aufschrift "Grimma-Sachsen" getragen haben.
Inmitten der Oscar-Euphorie bekam Mühe die Diagnose, an Magenkrebs erkrankt zu sein. Kurz nach der Oscar-Verleihung wurde er deswegen operiert.
7. Kein Ersatz für Ulrich Mühe
In der Retro-Krimi-Serie "Der letzte Zeuge" (ZDF) war Ulrich Mühe von 1998 bis 2007 als Gerichtsmediziner Dr. Robert Kolmaar zu sehen. Als Mühe starb, wurde die Rolle nicht neu besetzt und die Serie nach insgesamt neun Staffeln auch nicht weitergeführt.
8. Tom Cruise besuchte ihn kurz vor seinem Tod
Ulrich Mühe starb am 22. Juli 2007 im Alter von nur 54 Jahren, kurz nachdem er seine Krebserkrankung öffentlich gemacht hatte. Zuvor hatte er sich in sein Wochenendhaus in Walbeck bei Haldensleben zurückgezogen, um dem Medienrummel zu entfliehen. Freunde sollen ihn teilweise auf der Rückbank seines Wagens aus der Garage geschmuggelt haben. Zehn Tage vor seinem Tod erhielt er noch Besuch von Schauspieler Tom Cruise. Ulrich Mühe wurde auf dem Friedhof in Walbeck beigesetzt.
9. Ehrenbürger der Stadt Grimma
Nach seinem Tod wurde Ulrich Mühe zum Ehrenbürger seiner sächsischen Geburtsstadt Grimma ernannt. Außerdem beschloss der Stadtrat, nach der Zustimmung durch seine Familie, eine Umbenennung der Theodor-Körner-Straße in Ulrich-Mühe-Straße.
10. Sein letzter Film wurde erst Jahre später gezeigt
Der letzte Film von Ulrich Mühle wurde erst 2010, drei Jahre nach seinem Tod, gezeigt. In den deutschen Kinos war der Krimi und Psychothriller sogar erst ab 2012 zu sehen. Mühes Ehefrau Susanne Lothar, die auch im Film die Rolle seiner Ehefrau spielte, war gegen eine öffentliche Vorführung des Films "Nemesis" und ging gerichtlich dagegen vor.
Quellen: defa-stiftung.de, deutsches-filmhaus.de, spiegel.de, welt.de
Redaktionelle Bearbeitung: as
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Lesezeit | 02. April 2024 | 09:00 Uhr