Regisseur Leander Haußmann: Mann mit grauem Haar und Schnauzbart hat die Hände vor dem Gesicht verschränkt und blickt direkt in die Kamera.
Regisseur Leander Haußmann feiert am 26. Juni 2024 seinen 65. Geburtstag Bildrechte: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

65. Geburtstag Leander Haußmann: Elf überraschende Fakten über den Schauspieler und Regisseur

26. Juni 2024, 04:00 Uhr

Leander Haußmann sagt, dass er nie berühmt werden wollte – ist er aber mit dem Kultfilm "Sonnenallee". Insgesamt hat er 15 Filme geschrieben und gedreht, darunter "Herr Lehmann" und "Hai-Alarm am Müggelsee". Studiert hat er an der Schauspielschule Ernst Busch in Berlin, sein erstes Engagement führte nach Gera. Später sorgte er mit seiner Inszenierung von Ibsens "Nora" in Weimar für Aufsehen und wurde dafür schließlich als bester Nachwuchsregisseur 1990/91 ausgezeichnet. Am 26. Juni 1959 wurde Leander Haußmann in Quedlinburg geboren. Zum 65. Geburtstag haben wir überraschende Fakten über ihn gesammelt.

1. Ein früher Vogel

Leander Haußmann steckt immer in Projekten: Er arbeitet als Regisseur am Theater, schreibt Drehbücher, sucht Drehorte, dreht Filme. Dafür beginnt er bereits früh am Morgen zu arbeiten, wie Schauspieler Henry Hübchen im Interview mit dem MDR für die Sendung "Lebensläufe" erzählte: "Wenn ich ihn treffe, sieht er immer aus, als ob er gerade aus dem Bett gekommen ist. [...] Aber nee, der fängt um 7 Uhr an, zu schreiben."

2. Von Anfang an kein Anfänger

Henry Hübchen erzählt in der MDR "Lebensläufe"-Doku über Leander Haußmann, dass der damals 40-jährige Haußmann für "Sonnenallee", sein Erstlingswerk als Filmregisseur, bereits ein enormes Budget zu verwalten hatte. Für den Film wurde sogar eigens eine Straßenkulisse errichtet. Hübchen war damals, 1999, davon ausgegangen, dass er beim Drehen seiner Szenen, drei Wochen nach Drehbeginn, sicher einen ausgelaugten, gestressten Regisseur antreffen würde. Aber das Gegenteil war der Fall: Hübchen traf einen gut gelaunten, Zigarre rauchenden Leander Haußmann, der ihn direkt in seinen Wohnwagen einlud, um ihm erstes Drehmaterial zu zeigen.

Schauspieler Detlev Buck und Regisseur Leander Haumann bei Dreharbeiten zum Film Sonnenallee: Links ein Mann in grüner Volkspolizei-Uniform, rechts ein Mann in Jeanshemd, beide schauen direkt in die Kamera und lächeln.
Schauspieler Detlev Buck als Volkspolizist und Regisseur Leander Haußmann bei Dreharbeiten zum Kultfilm "Sonnenallee" (1999). Bildrechte: picture-alliance / dpa | Nestor_Bachmann

3. Leander Haußmanns Thema: Helden, die keine sein wollen

In vielen Werken Haußmanns wird die DDR, der Osten und seine Geschichte thematisiert – ob in "Sonnenallee", "Herr Lehmann", "NVA" oder "Stasikomödie". Er sagt jedoch: "Mein Thema ist nicht die Mauer, mein Thema ist nicht mal der Osten. Mein Thema ist das Individuum, was eigentlich kein Held ist und auch kein Held sein will, aber gezwungen wird, ein Held zu werden, weil es um sein eigenes Glück kämpft und einen Anspruch darauf erhebt."

4. Zog mit freiem Straßentheater durch die DDR

Nach seinem Abitur 1979 machte Leander Haußmann zunächst eine Druckerlehre. Danach leistete er seinen Wehrdienst bei der NVA-Marine ab. Mit seinem Freund Uwe Dag Berlin gründete er dann eine Straßentheatergruppe und tourte damit durch die DDR. Aufgetreten sei man in Rokoko-Kostümen – das habe Eindruck auf die Polizei gemacht, die Darstellenden seien nirgends vertrieben worden, erinnert sich Uwe Dag Berlin im Interview mit dem MDR für "Lebensläufe". "Ich fand, dass das ein sehr glücklicher Sommer war." Nach diesem Sommer bewarben sich die Freunde an der Schauspielschule in Ost-Berlin – und wurden beide angenommen.

Regisseur Leander Haußmann: Ein grauhaariger Mann mit Schnauzbart im Anzug steht in einem Theatercafé mit großem Spiegel an der Wand hinter einem Holzstuhl, stützt sich auf die Lehne und blickt in die Kamera.
Leander Haußmann wurde am 26. Juni 1959 in Quedlinburg geboren und verbrachte seine ersten Lebensjahre dort, während sein Vater als Schauspieler und seine Mutter als Kostümbildnerin am Harzer Bergtheater arbeiteten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

5. War jüngster Intendant Deutschlands

Leander Haußmann wurde nicht nur für seine aufsehenerregende Inszenierung von Ibsens "Nora" am Nationaltheater Weimar beim "Theatertreffen" als bester Nachwuchsregisseur 1990/91 ausgezeichnet. Wenige Jahre später, 1995, wurde er im Alter von 39 Jahren dann auch jüngster Intendant Deutschlands am Theater Bochum. 1996 wurde er dafür mit einem "Bambi" geehrt. Mit einer Prügelei mit seinem Hausregisseur in der Theaterkantine sorgte Haußmann für Aufsehen, woraufhin sein Vertrag über 2000 hinaus nicht weiter verlängert wurde. Inzwischen gilt Martin Schneider als jüngster Intendant. Er trat 2019 mit 35 Jahren sein Amt an der vorpommerschen Landesbühne in Anklam an.

6. Leander Haußmann kann nicht Auto fahren

Fahrszenen müssen in Filmen mit Leander Haußmann gedoubled werden, weil er keinen Führerschein besitzt. In seiner Zeit als Intendant am Theater Bochum hatte er sogar einen eigenen Chauffeur. Ansonsten setzt der 65-Jährige auf die Bahn.

7. Großmutter war mit Herrmann Hesse verheiratet

Haußmann stammt aus einer Künstlerfamilie: Bereits seine Urgroßmutter Lisa Wenger war Kinderbuchautorin und seine Großtante Meret Oppenheim Malerin und bildende Künstlerin. Sie studierte in Paris, war mit Max Ernst befreundet, ihre Werke sind heute u.a. im Museum of Modern Art in New York zu finden. Haußmanns Großmutter Ruth Wenger war Konzertsängerin und Malerin und zunächst mit Schriftsteller Herrmann Hesse verheiratet.

Leander Haußmann sagte 2022 in einem Interview mit der "Südwest Presse": "Die Ehe blieb kinderlos – falls sie überhaupt je vollzogen wurde. Meine Oma ließ sich jedenfalls scheiden, weil Hesse nie mit ihr schlief." Später heiratete sie dann den Schauspieler Erich Haußmann, der im berühmten Berliner Ensemble spielte. Ihr Sohn Ezard, Leander Haußmanns Vater, wurde ebenfalls Schauspieler, ebenso wie Enkel Leander Haußmann.

Der Schauspieler Ezard Haußmann streicht seinem Sohn, dem Regisseur Leander Haußmann, über den Kopf. Aufnahme von 2010
Ezard Haußmann (links) mit seinem Sohn Leander Haußmann (rechts), 2010. Bildrechte: picture alliance / dpa | Soeren Stache

8. Hat die Schauspiel-Karriere seines Vaters wiederbelebt

Leander Haußmann ist als Schauspieler in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Ezard Haußmann spielte u.a. am Harzer Bergtheater, am Deutschen Theater (der Berliner Volksbühne), am Burgtheater in Wien und am Theater in Bochum, wo der Sohn 1995 Intendant wurde. Allerdings gab es Risse in der Karriere des Vaters: Nachdem er 1968 gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings protestiert hatte, wurde er verhaftet und bekam zehn Jahre Berufsverbot.

Nach der Wende wurde er von seinem Sohn beschäftigt, sodass er sich erneut als Schauspieler beweisen konnte. "Ich wollte nicht, dass mein Vater in so eine verbitterte Ecke geht und die modernen Künstler beschissen findet oder so und wollte ihm auch die moderne Kunst, das moderne Theater, nahebringen." Die Komödie "Dinosaurier" über wehrhafte Senioren schrieb Haußmann für seinen Vater, der 2010 starb.

9. Leander Haußmann ist ein absoluter Familienmensch

Bei Premieren reist stets die ganze Familie Haußmann an: Schwester, Schwager, Sohn, Neffen und Nichten, jeweils mit Angetrauten und Lebensgefährtinnen. "Egal, wo Leander Premieren hat, da sind wir. Selbst bis Tel Aviv sind wir geflogen, 1997", sagt seine Schwester Iris. "Und haben uns ein dreistündiges 'Kabale und Liebe' auf Hebräisch angehört. Drei Stunden!" Das Schlimmste seien für sie die Buh-Rufe, erzählt die Schwester. "Da habe ich Leute schon aus dem Theater geschmissen. Ich habe gesagt: 'Dann gehen Sie doch, wenn es Ihnen nicht gefällt.' Weil ich weiß, was das für eine Arbeit ist." Sie könne nicht verstehen, dass Menschen dann buhen. "Für mich ist das unmenschlich."

Regisseur Leander Haussmann im Interview mit dem MDR: Blick über eine Kamera hinweg auf einen Interviewpartner, der auf einem Hocker an einem Tresen sitzt, an der Wand leuchtet der Schriftzug Filmtheater
Regisseur Leander Haußmann wurde für die TV-Sendung MDR Lebensläufe ausführlich porträtiert. Bildrechte: Lebensläufe / MDR FERNSEHEN

10. Provoziert, um sich nicht zu langweilen

"Langeweile ist für mich Zeitverschwendung", sagte Haußmann im Gespräch mit dem MDR, "deswegen versuche ich auch, mir das Leben so schön wie möglich zu machen." Selbst in Gesellschaft erwarte er nicht, dass andere ihn unterhalten. Er unterhalte sich stattdessen selbst: "Indem ich Kapriolen schlage und Dinge sage, die vielleicht nicht immer ganz angemessen sind, Menschen aus der Reserve locke."

11. Gilt als unsentimental

Der Produzent seiner Komödie "Hotel Lux", Günter Rohrbach, erzählte dem MDR, dass er Haußmann manches Mal unterstellt habe, nicht genug Gefühl in eine Situation hineingebracht zu haben. "Das hängt nun wieder damit zusammen, dass er immer Angst hat vor Gefühlen", so Rohrbach. Haußmann selbst sagte dem MDR, dass ihn die Kunst und das, was er mache, unsentimentaler gemacht habe: "Ich bin eigentlich überhaupt kein sentimentaler Mensch." Er versuche grundsätzlich, eine heitere Stimmung zu erzeugen. "Weil es geht ja eigentlich immer nur um einen einzigen Punkt: Liebe. Menschen wollen einfach nur geliebt werden. Und wenn sie das Gefühl haben, dass man es tut, dann werden die sofort netter. Auch ich."

Quellen: Eigenrecherche und MDR Lebensläufe / redaktionelle Bearbeitung: sg

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Lebensläufe | 20. Juni 2024 | 23:10 Uhr

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