Streaming-Highlights Neue Perspektiven: Vier besondere Serien über Identität
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25. Oktober 2024, 04:00 Uhr
Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Dieses Mal empfehlen wir Ihnen Serien, die sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise dem Thema Identität widmen. Es geht um Schwarzes, queeres und jüdisches Leben in Deutschland, um Identitätskonflikte, Rassismus und Familie. Diese vier Serien werden Ihre Perspektive erweitern und Sie aus ihrer Komfortzone herausholen.
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"Schwarze Früchte": Dramedy-Serie über queere und Schwarze Identität
Es ist ein Moment, den jeder schon einmal erlebt hat, der den potentiellen Schwiegereltern in spe vorgestellt wurde. Ein ungezwungenes Abendessen, das zu einem absolut krampfhaften Spießrutenlauf wird. Für Lalo geht es damit los, dass die Mutter seines Freundes Tobias ihn total aufgekratzt bittet, die Schuhe auszuziehen. Beim Essen am großen Familientisch nimmt sie den Gesprächsfaden direkt in die Hand und navigiert sicher von einem Fettnäpfchen ins nächste. Bis Lalo kontert und aus purer Verzweiflung den Spieß umdreht.
Lalo ist queer und Schwarz. Es ist das erste, aber definitiv nicht das letzte Mal, dass man sich beim Gucken von "Schwarze Früchte" windet und fremdschämt. Im positiven Sinne. Mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit erzählt Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent Lamin Leroy Gibba in der achtteiligen Mini-Serie von queerem und Schwarzem Leben in Hamburg. "Schwarze Früchte" ist mal unangenehm, mal peinlich, mal auf den Punkt authentisch und genau beobachtet. Entlarvend mit Tiefgang. Mit das Beste, was es in diesem Jahr in der ARD Mediathek zu entdecken gibt.
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"Schwarze Früchte"
Deutschland, 2024
Idee: Lamin Leroy Gibba
Regie: Elisha Smith-Leverock, David Uzochukwu
Schauspieler*innen: Lamin Leroy Gibba, Melodie Siminia, Vanessa Yeboah, Benjamin Radjaipour
Acht Folgen zwischen 32 und 45 Minuten
Bis 18.10.2025 in der ARD Mediathek
"Made in Germany": Sechs postmigrantische Geschichten
Sechs Leben, sechs Identitäten, sechs ganz unterschiedliche Menschen lernen wir in der Anthologie-Serie "Made in Germany" kennen. Ihre Gemeinsamkeit: Alle haben eine Migrationsgeschichte und versuchen, zwischen den Ansprüchen ihrer Eltern und dem allgegenwärtigen Rassismus in Berlin ihren eigenen Weg zu finden. Egal, ob Ani, die zu ihrem vietnamesischen Vater in eine Plattenbausiedlung ziehen muss, Coumba, die als schwarze Influencerin mit Kopftuch einen Shitstorm abbekommt, oder Zehra, die ihrem alevitischen Vater auf dem Sterbebett sagen will, dass sie auf Frauen steht – alle jungen Menschen hier hadern nicht nur mit ihrer eigenen Herkunft, sondern vor allem auch ihrer Familie.
In jeder Folge steht jemand anderes im Mittelpunkt. Jede Folge steht für sich, aber alle haben gemein, dass sich die jeweilige Hauptfigur in erster Linie als Berliner*in fühlt und ihre Herkunft mit sich selbst ausmachen muss. Eine Serie mit frischem Wind und viel Mut, die festeingefahrene Erzählstrukturen und Perspektiven hinterfragt.
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"Made in Germany"
Deutschland, 2024
Regie: Anta Helena Recke, Đức Ngô Ngọc, Ozan Mermer, Raquel Stern
Schauspieler*innen: Maria Mai Rohmann, Paula Julie Pitsch, Vanessa Yeboah, Beritan Balci, Mohamed Kanj Khamis, Daniil Kremkin
Sechs Folgen
Bis 04.10.2025 in der ARD Mediathek
"Hype": Diverse Rap-Musical-Serie
Wann hat es das schonmal gegeben? Ein Rap-Musical aus NRW. Im Mittelpunkt steht der 20-jährige Musa, der mit seiner Schwester und seiner Mutter in einer Hochhaussiedlung in Köln-Porz lebt. Er versucht, sich mit ehrlicher Arbeit ein eigenes Leben aufzubauen und scheitert – reaktiviert seine Karriere als Rapper und gerät unfreiwillig zwischen die Fronten des Drogendealers Emo und der Polizei.
Das Projekt "Hype" ist bisher einmalig in der deutschen Serienlandschaft. Die normalen Dialoge, die von den Laiendarstellenden selbst improvisiert wurden, wechseln sich ab mit Tanz und Rapeinlagen, die extra für die Serie produziert worden sind. Die Macher vor und hinter der Kamera haben alle selbst einen Migrationshintergrund. "Hype" steht für echte Diversität vor und hinter der Kamera und wirkt nie aufgesetzt oder gestelzt, sondern ehrlich, authentisch und lebensnah. Sehenswert!
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"Hype"
Deutschland, 2022
Idee: Esra und Patrick Phul
Regie: Esra und Patrick Phul
Schauspieler*innen: Soufiane El Mesaudi, Leonidas Emre Pakkan, Nora Henes, Valetina Leone
Fünf Folgen á 18 bis 28 Minuten
Bis 15.05.2025 in der ARD Mediathek
"Die Zweiflers": Jüdisches Leben in Deutschland
Serienschöpfer David Hadda hat die Messlatte für "Die Zweiflers" selbst ziemlich hochgelegt. Nichts anderes als ein jüdisches "Sopranos" wollte er erschaffen. Und mit seinem sechsteiligen Familienporträt über eine jüdische Familie, die ein Delikatessenimperium aufgebaut hat, ist ihm das gelungen. Drei Generationen vereint unter einem Dach. Das Familienoberhaupt will die Firma verkaufen, die Kinder wollen genau das verhindern, die Enkel hadern mit ihrer jüdischen Identität und suchen ihren Platz im Leben. All das erzählt, mit einer charmanten Lässigkeit.
Egal, ob jüdische oder Schwarze Identität, die Serie schafft es, ein Kaleidoskop an Perspektiven zu eröffnen. Showrunner Hadda erzählt mit seinen Figuren widersprüchliche Ansichten, teils autobiografisch geprägt, und zeigt die Ambivalenz jüdischen Selbstverständnisses in Deutschland mal tragisch, mal komisch, aber immer auf den Punkt. Die Macher*innen hatten mit der Besetzung den Anspruch auf Authentizität. Sie wollten nicht nur glaubwürdige Charaktere jenseits aller Stereotype, die genau diese brechen, sondern auch Schauspieler*innen, die genau das verkörpern. Mit dem Cast um Aaron Altaras, Broadway-Legende Mike Burstyn und Sunnyi Melles ist das in jeder Sekunde gelungen. Mehrfach ausgezeichnet mit dem deutschen Fernsehpreis und auf dem Cannes International Series Festival. Absolut verdient.
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"Die Zweiflers"
Creator und Showrunner: David Hadda
Regie: Anja Marquardt, Clara Zoe My-Linh von Arnim
Schauspieler*innen: Aaron Altaras, Safroon Comber, Sunnyi Melles, Mike Burstyn u.a.
Sechs Folgen á 45 Minuten
Bis 05.10.2025 in der ARD Mediathek
Über mich Ich bin Anna Wollner, lebe in Berlin und schreibe und spreche seit über 15 Jahren für MDR KULTUR über Filme und Serien, treffe die großen und kleinen Filmstars aus Hollywood und Umgebung zu Interviews. Mein Motto: Hauptsache es flimmert.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sam - Ein Sachse | 30. September 2024 | 20:15 Uhr