Biopic "Gundermann": Andreas Dresen zeigt ostdeutsche Widersprüchlichkeit
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16. Juni 2023, 17:34 Uhr
Andreas Dresen hat einen aufrichtigen Musikfilm über die Kultfigur Gerhard Gundermann gemacht. Der einfühlsame Film lässt nichts aus, auch nicht die Schattenseiten des im DDR-System verwobenen baggernden Liedermachers. Der charismatische Gundermann wird gespielt von Alexander Scheer, der ihn frappierend echt darstellt. Unser Kritiker Knut Elstermann vergibt dafür volle fünf Sterne!
Gundi Gundermann, der Liedermacher aus dem Osten, war ein ebenso origineller wie widersprüchlicher Künstler. Im Tagebau arbeitend, baggerte er die Natur ab, deren Zerstörung er in seinen Liedern beklagte. Der überzeugte Sozialist flog aus der Partei, spitzelte für die Stasi und wurde selbst überwacht.
Andreas Dresens Film "Gundermann" macht es seinem Helden nicht leicht, er stellt den wunderbaren, viel zu früh gestorbenen Rockpoeten auf keinen Sockel, sondern setzt ihn von Anfang an seiner eigenen Vergangenheit aus. Der einfühlsame, überaus sorgfältig inszenierte, von Laila Stiehler glänzend geschriebene Film beschönigt und verkleinert nichts, arbeitet aber sehr genau und differenziert heraus, wie Haltungen entstehen und ausgenutzt wurden. Kein Fan-Biopic und keine simple Täter-Opfer-Gegenüberstellung, sondern ein kluger, aufrichtiger und bewegender Musikfilm über ein gelebtes Leben mit all seinen Idealen, Verstrickungen, Enttäuschungen. Es ist Zeit für solche Filme über die DDR.
Genre: | Musikalisches Biodrama |
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Regie: | Andreas Dresen |
Darsteller: | Alexander Scheer, Anna Unterberger, Eva Weißenborn u.a. |
Im deutschen Kino ab: | 23.08.2018 |
Produktionsland: | Deutschland |
Bewertung: | ★ ★ ★ ★ ★ (5 von 5 Sternen) |
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Juni 2023 | 06:40 Uhr