Streaming-Tipp Soap als Hörspiel: Fünf Gründe für die neue Staffel von "Steffi und Isa"
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09. Juli 2024, 04:00 Uhr
Die beliebte Hörspiel-Serie "Steffi und Isa" um zwei Freundinnen aus Dresden geht in die vierte Staffel. Unter dem Titel "Haus mit Gästen" sind fünf neue Episoden in der ARD Audiothek verfügbar. Gewohnt humorvoll dreht sich wieder alles um die Lebens- und Liebeswirren von Isa, Steffi und deren Mann Jochen. Der Podcast changiert zwischen Gesellschaftssatire und Soap und bietet beste Unterhaltung mit gesellschaftskritischen Seitenhieben – und das alles in schönstem Dresdner Sächsisch. Fünf Gründe, diese Hörspiel-Soap zu hören.
1.Treffende Dialoge und ein Blick für kleine Schwächen
Steffi und Isa lieben sich. Vorher liebte Steffi Jochen, doch das ist jetzt vorbei. Steffi ist aus dem gemeinsam bewohnten Eigenheim aus- und zu Isa gezogen. Doch Jochen leidet ostentativ. Er lässt sich und – was noch schlimmer ist – Steffis Haus verlottern. Derweil tingelt Justus, Jochens Sohn, in Afrika von einem Hilfsprojekt zum nächsten und verspürt keine Lust, seinen Vater zu retten. Aber Steffi wäre keine erfolgreiche Geschäftsführerin, wenn sie nicht für alles eine Lösung hätte …
In "Haus mit Gästen", der vierten Staffel seiner Hörspiel-Soap "Steffi und Isa", lässt Theaterautor Holger Böhme die Wünsche und Vorstellungen seiner Protagonisten aufs Schönste aufeinanderprallen. Die lang ersehnte Fortsetzung "Haus mit Gästen" ist dabei wieder so witzig und leichtfüßig, wie die Staffeln eins bis drei – die auch nochmal in der Audiothek zu hören sind.
2. Liebe, Lust und Leid
Eifersucht, Egosimus, Geltungsbedürfnis – Holger Böhme hat einen wachen Blick für unsere kleinen Schwächen. Verpackt in treffende Dialoge wird daraus eine Gesellschaftssatire, die ebenso bissig, wie liebevoll ist. Holger Böhme erklärt: "Ich versuche immer darzustellen, dass sich mit einem bisschen Durchlässigkeit, Zuneigung, Zugewandheit und einem humorvollen Blick auf sich selbst, vieles entschärfen lässt." Zum Beispiel die Konflikte zwischen Mann und Frau.
Steffi, Isa und Jochen – alle Mitte 50 – lassen gern mal ihre Auffassung, die sie vom andern Geschlecht haben, durchblicken. "Du weißt ja, wie die Männer sind", doziert Steffi bei Kaffee und Eierschecke mit ihrer Liebsten im Café Toscana. "Sie schaukeln sich gegenseitig hoch und wollen die Welt retten, aber mehr, als irgendwelche Baumaßnahmen zur Weltrettung fallen ihnen dann nicht ein. Und dann wird die Dachrinne repariert und die Einfahrt gepflastert. Deshalb sieht die Welt auch aus, wie eine überfüllte Eisenbahnplatte", heißt es im Podcast. Zu platt? Aber nein.
3. Seifenoper mit gesellschaftskritischem Hintergrund
Humor sei "das Drahtseil über dem Abgrund der Verzweiflung", sagt Holger Böhme. Der vielfach ausgezeichnete Bühnen- und Hörspielautor versteckt in "Haus mit Gästen" gekonnt bittere Wahrheiten im bunten Gewand einer Seifenoper. Wie offen und vorurteilsfrei sind wir wirklich? Was können wir tun, angesichts der Ungerechtigkeit der Welt? Und ist unsere Hilfe wirklich immer selbstlos? Einfache Antworten gibt es auch in diesem Hörspiel nicht. Stattdessen nuancenreiche Charaktere und überraschende Wendungen, die uns auch mal einen Perspektivwechsel erlauben. So klingt "Haus mit Gästen", selbst wenn der letzte Ton der Abspannmusik verklungen ist, noch lange nach.
4. Heimspiel für ein tolles Ensemble
"Steffi und Isa" spielt in Dresden und das hört man auch. "Im Dialekt drückt sich viel Emotionalität aus", meint Holger Böhme. Das gelingt den Schauspielern Carina Wiese, Anja Schneider, Jörg Schüttauf und Niklas Wetzel ganz wunderbar. Dass in "Haus mit Gästen" auch regionale Heiligtümer liebevoll durch den Kaffee – Stichwort: "Ditschen" – gezogen werden, macht das Hörspiel des gebürtigen Dresdners noch amüsanter. Komplett wird das Ensemble mit Stephan Grossmann und Ruby Commey. Sie alle verkörpern ihre Rollen mit viel Sympathie für deren Eigenheiten – und ohne sie vorzuführen. Das ist große Kunst auf kleinem Raum!
5. Kurze, temporeiche Folgen und charmante Musik
Die Hörspielserie "Haus mit Gästen" kommt in fünf temporeichen Folgen von jeweils rund 15 Minuten Länge daher. Die lassen sich gut zwischendurch, aber auch, mit etwas mehr Muße, am Stück hören. Die gelungene Musik, die sich immer wieder als ironischer Kommentar dazugesellt, unterstützt die beschwingte Grundhaltung. Irgendwann ertappt man sich garantiert beim Mitwippen.
Informationen zur Hörspiel-Serie (zum Ausklappen)
"Steffi und Isa – Haus mit Gästen"
Von Holger Böhme
Dramaturgie Thomas Fritz
Regie: Stefan Kanis
Mit: Anja Schneider, Carina Wiese, Ruby Commey, Niklas Wetzel, Jörg Schüttauf und Stephan Grossmann
Folge 1 bis 5 seit 04.07.2024 in der ARD Audiothek
Über mich Ich bin Eva Gaeding und schreibe als Kulturjournalistin seit vielen Jahren für MDR KULTUR. Außerdem begleite ich als Regieassistentin auch Hörspielproduktionen. So war ich beim Entstehen von "Haus mit Gästen" hautnah dabei.
Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. Juli 2024 | 10:20 Uhr