Auszeichnung Barbi Marković erhält Preis der Leipziger Buchmesse 2024
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21. März 2024, 16:45 Uhr
Der diesjährige Preis der Leipziger Buchmesse geht in der Kategorie Belletristik an die serbischstämmige Barbi Marković. Die serbisch-österreichische Autorin wurde für ihr Buch "Minihorror" ausgezeichnet. Auch in den Kategorien Sachbuch/Essayistik und Übersetzung wurden die Gewinnerinnen und Gewinner gekürt.
- Barbi Marković erhält den Preis der Leipziger Buchmesse für ihr Buch "Minihorror".
- In der Kategorie Sachbuch/Essayistik wurde Tom Holert ausgezeichnet.
- Ki-Hyang Lee wurde für ihre Übersetzung von Bora Chungs "Der Fluch des Hasen" geehrt.
Der Preis der Leipziger Buchmesse 2024 geht in der Kategorie Belletristik an Barbi Marković. Das gab die Jury am Donnerstag bei der feierlichen Preisverleihung in der Glashalle auf dem Messegelände in Leipzig bekannt. Die serbisch-österreichische Autorin Barbi Marković wurde für ihr Buch "Minihorror" ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Ebenfalls nominiert waren die Autorinnen und Autoren Inga Machel, Dana Vowinckel, Wolf Haas und Anke Feuchtenberger.
"Minihorror": Ein Comic in Prosa
In "Minihorror" erzählt Barbi Marković in 26 Geschichten von Mini und Miki – einem Paar das alles richtig machen will und sich doch im Horror des Alltäglichen verliert. Es geht um die großen und kleinen Albträume des Mittelstands, um Missgeschicke, den Horror des perfekten Familienfrühstücks oder Mobbing am Arbeitsplatz. All das geschieht vor dem Hintergrund des Jugoslawien-Krieges und seiner Folgen. Barbi Marković erzähle "stilsicher und mit bewussten Stilbrüchen einen Comic in Prosa", heißt es in der Begründung der siebenköpfigen Jury. Das Buch ist im Residenz Verlag erschienen.
Marković hielt eine Dankesrede im Stakkato-Erzählstil aus der Perspektive ihrer Protagonistin Mini. Das sorgte beim Publikum für Begeisterung und viel Applaus. Jury-Mitglied Moritz Baßler sagte in seiner Laudatio: "Eigentlich möchte man aus diesem Buch die ganze Zeit nur Vorlesen und die Perfektion genießen, mit der Barbi Markovićs witzige und scheinbar so einfache Sätze die absurde Fallhöhe zwischen Alltag und existenzieller Weltlage ausmessen." Die Autorin habe eine markante Alternative zur gängigen Autofiktion gefunden, sie erzähle "rasant, seriell und pop-affin", so Baßler.
Barbi Marković wurde 1980 in Belgrad geboren. Sie studierte Germanistik, arbeitete zunächst als Lektorin in Belgrad und lebt seit 2006 in Wien. Marković schreibt auf Serbisch und Deutsch. Für ihr Werk erhielt sie bereits zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen. So wurde sie 2017 zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen und 2023 mit dem Kunstpreis Berlin für Literatur geehrt.
Eigentlich möchte man aus diesem Buch die ganze Zeit nur Vorlesen und die Perfektion genießen.
Kunsthistoriker Tom Holert für bestes Sachbuch ausgezeichnet
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging der Preis an den Berliner Kunsthistoriker Tom Holert mit "ca. 1972 Gewalt – Umwelt – Identität – Methode". Der Text-/Bild-Essay ist bei Spector Books erschienen und rückt das Jahr 1972 als Wendepunkt nach der revolutionären Euphorie von 1968 in den Fokus: Damals war das Vertrauen in die Nachkriegsordnung einer Atmosphäre von Ernüchterung, Verbitterung und Angst gewichen.
Der 1962 in Hamburg geborene Holert fordert laut Jury mit seinem hybriden Text-Spiel dazu auf, die politischen Kämpfe von "ca. 1972", deren Scheitern das vermeintliche Ende der Geschichte einleitete, aus einer globalgeschichtlichen Perspektive neu zu denken. Die Laudatorin sagte, Holert leiste einen wichtigen Teil einer "sozial, global, ökologisch und geschlechtlich gerechteren Welt" näherzukommen. Er fordere die Leser durch sein vielseitiges Schreiben heraus. Man könne durch ihn "klüger in die Zukunft" gehen.
Ki-Hyang Lee für Übersetzung aus dem Koreanischen geehrt
Den Preis in der Kategorie Übersetzung erhält Ki-Hyang Lee. Sie hat den Erzählungsband "Der Fluch des Hasen" von der südkoreanischen Autorin Bora Chung aus dem Koreanischen ins Deutsche übersetzt. Das Buch enthält zehn, teils bizarre Kurzgeschichten. Ki-Hyang Lee habe diese in eine pointierte und leicht neben die Norm gesetzte deutsche Prosa gebracht, die dem Absurden und Unheimlichen im Deutschen eine angemessen eigenartige Form gebe, so die Jury.
Die Autorin Bora Chung spielt in ihren Erzählungen mit einer Vielzahl literarischer Formen und Stimmen – vom magischen Realismus über Horror bis hin zur Spekulativen Fiktion. Auch die Abgründe der südkoreanischen Gesellschaft spielen dabei eine Rolle.
Emotionale Dankesrede von Ki-Hyang Lee
Die 1967 in SeouI geborene und mittlerweile in München lebende Ki-Hyang Lee war bei ihrer Dankesrede den Tränen nahe. Sie bedankte sich mehrmals bei der Jury und dem Publikum. Der Preis sei ein Trost für die zwanzigjährige einsame Arbeit als Übersetzerin, sagte sie. Die Laudatorin lobte im Anschluss die Übersetzung, durch die man "mit einem neuen Blick auf die Welt" schauen könne.
Preis der Leipziger Buchmesse feiert 20. Jubiläum
Der Preis der Leipziger Buchmesse ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Er wird in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung traditionell am ersten Messetag verliehen – in diesem Jahr zum 20. Mal. Eine siebenköpfige Jury unter dem Vorsitz der Literaturkritikerin Insa Wilke kürte die Gewinnerinnen und Gewinner. Insgesamt wurden 486 Titel eingereicht, 15 wurden nominiert. 2023 war Dinçer Güçyeter für seinen Roman "Unser Deutschlandmärchen" ausgezeichnet worden.
Quelle: MDR KULTUR (Ole Steffen, Philipp Baumgärtner, Ben Hänchen) redaktionelle Bearbeitung: lig
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. März 2024 | 18:00 Uhr