Fotos der Opfer stehen im ehemaligen Warteraum in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein
In Pirna-Sonnenstein erinnert eine Gedenkstätte an 15.000 Menschen, die in der dortigen nationalsozialistischen Tötungsanstalt ermordet wurden. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz Gegen das Vergessen: Wo in Sachsen an die Opfer des NS erinnert wird

27. Januar 2025, 10:24 Uhr

Am 27. Januar 2025 jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum 80. Mal. Weltweit wird aus diesem Anlass den Millionen Opfern des Holocaust gedacht. Auch in Sachsen halten zahlreiche Gedenkstätten die Erinnerung an Verfolgte des Nationalsozialismus tagtäglich wach: Sei es am ehemaligen KZ Sachsenburg bei Chemnitz, der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein oder an Orten der NS-Zwangsarbeit in Leipzig. Wir stellen eine Auswahl der sächsischen Erinnerungsorte vor:

Gedenkstätte KZ Sachsenburg bei Chemnitz

Das Konzentrationslager Sachsenburg war eines der ersten, das 1933 nach der Machtübernahme Hitlers und der NSDAP entstanden ist. Es gilt als Vorläufer späterer Lager wie Buchenwald und Sachsenhausen. Zu den KZ-Gefangenen zählten unter anderem politische Gegnerinnen und Gegner, Jüdinnen und Juden, Zeugen Jehovas sowie Homosexuelle. Eine Gedenkstätte befindet sich dank zivilgesellschaftlicher Initiativen im Aufbau – ab 2027 soll vor Ort unter anderem eine Dauerausstellung im Gebäude der ehemaligen Lagerkommandantur eröffnen.

Konzentrationslager Sachsenburg 4 min
Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Schmidt
4 min

Sachsenburg war eines der ersten Lager, in denen das NS-Regime systematisch Oppositionelle internierte. Nun unterstützt der Freistaat den Bau einer Gedenkstätte mit 1,5 Millionen Euro. Grit Krause berichtet.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 18.10.2024 08:04Uhr 04:12 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/floeha-hainichen/kz-sachsenburg-gedenkstaette-bau-foerderung-100.html

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Bis dahin können sich Besucherinnen und Besucher auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers sowie im Stadtgebiet von Frankenberg auf den "Pfad der Erinnerung" begeben. Auf Stelen wird beispielsweise über den ersten Haftort auf Schloss Sachsenburg sowie den Umzug in leerstehende Spinnereigebäude Auskunft gegeben. Erfahren kann man auch, dass Sachsenburg als Ausbildungsstätte für Wachmannschaften der SS diente. Begleitete Rundgänge über den Ort werden unter anderem vom Verein Geschichtswerkstatt Sachsenburg angeboten.

Verfallen wirkt das Fabrikgebäude einer Spinnerei in Frankenberg, das einst von den Nationalsozialisten als Konzentrationslager genutzt wurde.
Insgesamt wurden ca. 10.000 Gefangene im KZ Sachsenburg inhaftiert. Ihren Spuren kann man auf einem "Pfad der Erinnerung" folgen. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Hendrik Schmidt

Das Gebäudeensemble der Spinnerei wurde nach der Schließung des KZ 1937 bis ins Jahr 1990 wieder als Produktionsstandort genutzt. Das Gelände ist aus diesem Grund weitgehend erhalten, ebenso wie Spuren, die auf die Nutzung als Konzentrationslager hinweisen. Dazu gehört etwa eine Betoninschrift von Gefangenen auf einer Mauer, die heute Teil eines öffentlichen Parkplatzes ist und restauriert werden soll. Mehr über die Gebäude und historischen Objekte können Interessierte schon jetzt im Dokumentationszentrum der künftigen Gedenkstätte erfahren.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Konzentrationslager Sachsenburg
Kommunikations- und Dokumentationszentrum
An der Zschopau 1
09669 Frankenberg

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag: 14 bis 16 Uhr
Sonntag: 10 bis 16 Uhr 

Führungen:
Auf Anfrage beim Dokumentationszentrum, der Geschichtswerkstatt Sachsenburg sowie der Lagerarbeitsgemeinschaft KZ Sachsenburg

Ausstellungen:

  • 31. März bis 13. April 2025: "Jedes Opfer hat einen Namen", Wanderausstellung des Museum Bełżec
  • bis zur Eröffnung der Gedenkstätte wird im Dokumentationszentrum die Ausstellung "Eine Gedenkstätte entsteht" gezeigt


Veranstaltungen
2. April 2025: Vortrag von Dr. Daniel Ristau über die Judenverfolgung im nationalsozialistischen Sachsen

Eintritt: frei

Gedenkstätte Münchner Platz in Dresden

Wer die Gedenkstätte Münchner Platz in Dresden besucht, befindet sich auf dem Areal der TU Dresden. Auf den ersten Blick ist dem Gebäudekomplex nicht anzusehen, dass er früher als Gerichtsort, Haftanstalt und Hinrichtungsstätte diente. Über die hier begangenen Justizverbrechen informiert heute eine Dauerausstellung am ehemaligen Hinrichtungshof und dem angrenzenden Zellentrakt: Allein im Nationalsozialismus starben vor Ort 1.300 Menschen unter der Guillotine, zu DDR-Zeiten waren es 66 Frauen und Männer.

Blick in die Dauerausstellung am Münchner Platz mit biografischen Stationen zu Hingerichteten.
Die Gedenkstätte Münchner Platz widmet sich den Biografien von Menschen, die in Dresden verurteilt, inhaftiert und hingerichtet wurden. Bildrechte: Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Münchner Platz Dresden

Der größte Teil der Dresdner Ausstellung rückt die Verfolgten der nationalsozialistischen Strafjustiz in den Fokus. Zu ihnen gehörten hauptsächlich politische Gegnerinnen und Gegner des NS-Regimes, etwa aus dem linken Widerstand. Sie kamen größtenteils aus Polen und Tschechien, den neu besetzten Gebieten des Deutschen Reichs. Verfolgt wurden Menschen auch aufgrund sogenannter Rassenschande oder weil sie als "Volksschädlinge" galten. Über ihre Schicksale kann man sich anhand von Fotos, Akten, persönlichen Gegenständen aus den Zellen sowie Zeitzeugeninterviews informieren.

Blick auf den ehemaligen Hinrichtungshof mit einem Denkmal sowie einer Infotafel zur "Richtstation"
Blick auf den Richthof am Münchner Platz in Dresden, der als zentrale Hinrichtungsstätte des NS-Regimes galt. Bildrechte: Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Foto: Schneider/Schwalbe

Den zwischen 1933 und 1945 Hingerichteten ist in der Dauerausstellung eine Sonderstation gewidmet. Sie befindet sich am Fenster mit Blick zum Hof – dem Ort, an dem sie umgebracht wurden. Die Namen und Lebensdaten kann man nach dem Hinrichtungsjahr sortiert auf mehr als tausend Karteikarten lesen. Eine überwältigende Anzahl, die das Ausmaß des hier begangenen Massenmords erschreckend deutlich macht. Nach und nach will die Gedenkstätte eigenen Angaben nach auf den Karten Fotos und Kurzbiografien aller in Dresden hingerichteten Menschen ergänzen.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Münchner Platz Dresden
Münchner Platz 3
01187 Dresden

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 10 Uhr bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 Uhr bis 18 Uhr

Führungen:
Samstag und Sonntag sowie an Feiertagen um 14 Uhr

Eintritt: frei

Veranstaltungen (Auswahl):

  • 27. Januar, 18 Uhr: Feierstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Gedenkhof
  • 27. Januar, 19 Uhr: Veranstaltung "Auf dem Weg zum Gedenk- und Begegnungsort Alter Leipziger Bahnhof" im Vortragsraum der Gedenkstätte, Eintritt frei

Gedenkort Riebeckstraße 63 in Leipzig

Im Leipziger Südosten entsteht derzeit auf dem Gelände der ehemaligen Städtischen Arbeitsanstalt ein Gedenkort. Hier will die Initiative Riebeckstraße 63 ab Februar 2025 ihre erste Dauerausstellung präsentieren: Diese soll an die zahlreichen Verfolgtengruppen erinnern, die unter anderem im Nationalsozialismus in die Anstalt eingewiesen worden sind. Dazu gehörten etwa politische Gegner, Sintizze und Romnja oder als "asozial" und "arbeitsscheu" stigmatisierte Menschen. Der Ort diente auch als Durchgangslager für Verfolgte der NS-Zwangsarbeit sowie als sogenanntes Ausländergefängnis.

Blick auf ein Tor am einem ehemaligen Pförtnerhaus in Leipzig mit Ausschnitten aus historischen Zeitungen.
Im ehemaligen Pförtnerhaus der Arbeitsanstalt in der Riebeckstraße 63 in Leipzig informiert künftig eine Ausstellung über die Gewaltgeschichte des Ortes. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Wie Projektmitarbeiterin Annkathrin Richter MDR KULTUR sagte, werde die Gewaltgeschichte des Ortes künftig in der Ausstellung im ehemaligen Pförtnerhaus ausführlich beleuchtet. Einem Zeitstrahl folgend sollen sich Besucherinnen und Besucher in Überblickstexten über die Kontinuitäten von "Ausgrenzung, Arbeitszwang und Abweichung" in der Riebeckstraße informieren können. Auch Einblicke in bislang recherchierte Biografien werde es geben.

Im Laufe der Zeit kommt nahezu jede Opfergruppe des Nationalsozialismus mit dem Ort in Berührung. Und das versuchen wir auch in der Ausstellung zu zeigen, indem wir unterschiedliche Biografien präsentieren, auch wenn wir da noch am Anfang der Forschung stehen.

Annkathrin Richter, Projektmitarbeiterin

In der Ausstellung will die Initiative eigenen Angaben nach nicht nur die nationalsozialistische Verfolgungspolitik thematisieren, sondern die gesamte Zeit von der Gründung als "Zwangsarbeitsanstalt" Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Gebrauch als geschlossene venerologische Station in der DDR in den Blick nehmen. Die verschiedenen Nutzungen der Riebeckstraße 63 über die Zeit hinweg sind auch Thema von Führungen, die regelmäßig auf dem Gelände angeboten werden.

Außenansicht des ehemaligen Pförtnerhaus in der Riebeckstraße 63 1 min
Bildrechte: Ann-Kathrin Richter

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Riebeckstraße 63 - Initiative für einen Gedenk-, Lern- und Begegnungsort
Ehemaliges Pförtnerhaus
Riebeckstraße 63
04317 Leipzig

Öffnungszeiten (ab 13. Februar 2025):
Donnerstags: 14 bis 18 Uhr

Führungen:
werden ab Frühjahr 2025 wieder angeboten

Veranstaltungen:

  • 12. Februar 2025, 17:30 Uhr: Vernissage der Dauerausstellung "Ausgrenzung, Arbeitszwang und Abweichung"
  • Offene Treffen am ersten Donnerstag im Monat, um 18 Uhr


Eintritt:
frei

Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Die Leipziger Gedenkstätte für Zwangsarbeit informiert am ehemaligen Stammwerk der HASAG, dem einst größten Rüstungskonzern Sachsens, über die Geschichte und das Unrecht der NS-Zwangsarbeit. Wie man in der Gedenkstätte erfahren kann, ließ der Konzern während des Zweiten Weltkriegs allein in Leipzig tausende Menschen unter Zwang für sich arbeiten, um Munition und Panzerfäuste herzustellen. Zu den Betroffenen zählten Menschen aus ganz Europa, unter anderem Jüdinnen und Juden sowie KZ-Gefangene.

Wie die Gedenkstätte informiert, entstand im Leipziger Nordosten 1944 direkt neben dem Fabrikgelände der HASAG mit über 5.000 Häftlingen das größte Frauen-Außenlager des KZ Buchenwald. Ein Schwerpunkt der Dauerausstellung liegt daher auf dem Schicksal der weiblichen KZ-Gefangenen. Über sie kann man ebenso im Rahmen einer regelmäßig angebotenen Führung mehr erfahren.

Außenansicht der Gedenkstätte für Zwangsarbeit in einem kleinen weißen Gebäude
Die Leipziger Gedenkstätte war eigenen Angaben nach bundesweit eine der ersten Gedenkstätten, die sich mit NS-Zwangsarbeit beschäftigte. Bildrechte: Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Auch die von der Gedenkstätte angebotenen Stadtteilrundgänge, die an viele verschiedene Orte der NS-Zwangsarbeit in ganz Leipzig führen, lohnen sich. Sie veranschaulichen unweigerlich, dass es sich dabei um ein öffentliches Verbrechen handelte: In Leipzig wurden den Angaben nach mindestens 60.000 Frauen und Männer zur Arbeit gezwungen, unter anderem bei den Stadtwerken, den städtischen Verkehrsbetrieben oder der Sternburg-Brauerei.

Blick in ein Foto-Album mit Bilder aus der NS-Zeit, davor liegt ein historischer Fotoapperat.
In der Leipziger Gedenkstätte kann man beispielsweise Fotoalbum und -apparat des ehemaligen niederländischen Zwangsarbeiters Gerrit-Jan Jochems sehen. Bildrechte: Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Permoserstraße 15
04318 Leipzig

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag: 10 bis 18 Uhr
Freitag bis Samstag: 11 bis 17 Uhr
an Feiertagen geschlossen

Führungen:
neben monatlichen Führungen durch die Gedenkstätte werden regelmäßig Stadtteilrundgänge angeboten, die nächsten finden auf dem Leipziger Spinnerei-Gelände statt (Termine: 29.3., 16.4., 26.4., 10.5., 24.5. um 11 Uhr, Treffpunkt Parkplatz vor dem Lofft)

Eintritt: frei

Veranstaltungen (Auswahl):

  • 13. März. 19 Uhr: Launch des Projekts #BefreitInLeipzig1945 mit einer Lesung aus Erinnerungsberichten ehemaliger Zwangsarbeiterinnen
  • 17. April 2025, 11 Uhr: Zentrale städtische Gedenkveranstaltung zum Gedenken an das "Massaker von Abtnaundorf" und 80. Jahrestag der Befreiung der Stadt Leipzig
  • 30. April 2025, 19 Uhr: Lesung aus Berichten von Überlebenden des Massakers von Abtnaundorf, Ort: Bibliothek Schönefeld
  • 15. Mai, 19 Uhr: Vortrag über Displaced Persons in Leipzig
  • 18. Juni, 19 Uhr: Geboren im KZ-Außenlager "HASAG Leipzig" – ein Gespräch mit Estare Weiser, Ort: galerie KUB, Kantstraße 18

Gedenkstätte Großschweidnitz bei Bautzen

Im ostsächsischen Großschweidnitz wurden zwischen 1939 und 1945 mehr als 5.500 Menschen durch überdosierte Medikamente, Unterernährung und Vernachlässigung ermordert. Sie galten im NS aufgrund einer psychischen Erkrankung, einer geistigen Behinderung oder einer Pflegebedürftigkeit als "lebensunwert". Heute erinnert auf dem Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt eine Gedenkstätte an sie und informiert über die Vorgeschichte der nationalsozialistischen Krankenmorde, ihre Umsetzung und Nachwirkungen.

Ausstellungsräume mit der Geschichte der Gedenkstätte Großschweidnitz.
Die Gedenkstätte erzählt die Geschichte von Patientinnen und Patienten, die im NS in der ehemaligen Landesanstalt Großschweidnitz ermordet wurden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Schäfer

In der modernen Ausstellung beleuchten zahlreiche Biografien und Bilder die individuellen Schicksale der getöteten Frauen, Männer und Kinder. Mit einem Gedenkbuch, das man vor Ort einsehen kann, wird den bekannten Opfern der sogenannten Euthanasiemorde ein Name gegeben. Wie man erfahren kann, sind sie einst anonym auf dem umliegenden Anstaltsfriedhof in Massengräbern verscharrt worden. Mehr als 2.000 Menschen wurden zudem von Großschweidnitz aus in die Gaskammern der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gebracht.

Gerhard Richters Gemälde «Tante Marianne»
Der Maler Gerhard Richter spendete der Gedenkstätte die Reproduktion dieses Bildes von seiner Tante Marianne, die in Großschweidnitz ermordet wurde. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | DB Sotheby's

Die Gedenkstätte wirft gezwungenermaßen auch einen Blick auf die Täterinnen und Täter. In diesem Fall waren es Ärztinnen und Ärzte sowie Schwestern und Pfleger, die die ihnen anvertrauten Menschen töteten. An Medienstationen kann man Gerichtsaussagen über ihre Beteiligung an den Krankenmorden hören. Sie werden den eindrücklichen Interviews von Angehörigen sowie Überlebenden gegenübergestellt. Auf die verstörende Wirkung der diskriminierenden Inhalte und Gewaltschilderungen wird schon am Eingag hingewiesen – ein Besuch wird aus diesem Grund erst ab 14 Jahren empfohlen.

Ausstellungsräume mit der Geschichte der Gedenkstätte Großschweidnitz.
In den Räumlichkeiten der ehemaligen Pathologie wird mit Fotos, Dokumenten und Medienstationen über die in Großschweidnitz begangenen NS-Verbrechen informiert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Schäfer

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Großschweidnitz
Friedhofsweg 1
02708 Großschweidnitz

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 10 bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 11 bis 17 Uhr

Führungen:
nach Anmeldung möglich

Eintritt: frei

Veranstaltungen (Auswahl):
27. Januar, 17 Uhr: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, Präsentation des neuen Hefts aus der Reihe "Den Opfern ihren Namen geben" über den jährigen Gerhard Böhm

Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain bei Riesa

Mit den Verbrechen und Verfolgten der Wehrmacht beschäftigt sich die nördlich von Riesa gelegene NS-Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain. Diese befindet sich auf einem Friedhof, der allein mit seiner Größe die Dimension der dort Begrabenen und Verscharrten erahnen lässt: Auf dem drei Hektar großem Areal wird an 5.000 bislang namentlich bekannte sowjetische Kriegsgefangene erinnert. Sie gehören zu den schätzungsweise 30.000 Menschen aus der Sowjetunion, die im Zeithainer Lager bis zum Frühjahr 1945 gestorben sind.

Weites Gelände mit Haus und einer Lagerbaracke, weiter vorne steht eine Stele mit Namen
Die Gedenkstätte Ehrenhain-Zeithain gehört bundesweit zu einem der wenigen Orte, an denen man sich über die NS-Verfolgtengruppe der Kriegsgefangenen informieren kann. Bildrechte: Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain

Die Schicksale der Gefangenen rücken in der kleinen Dauerausstellung vor allem über persönliche Gegenstände näher an die Besucherinnen und Besucher. Zu den Objekten gehören etwa Zahnbürsten oder Rasierpinsel, die bei Ausgrabungen auf dem Gelände des Lagers gefunden wurden und jetzt in der ehemaligen Lagerbaracke in einer Glasvitrine präsentiert werden. Archäologische Fundstücke wie Arzneireste und Sanitätsmaterial zeugen zudem von der Nutzung des Lagers als Reservelazarett, in dem viele Kriegsgefangene an Tuberkulose starben.

Blick in die Ausstellung mit einer Vitrine, die archäologische Fundstücke präsentiert
Archäologische Funde aus dem Kriegsgefangenenlager Zeithain werden in der Gedenkstätte unter dem Titel "Zurückgelassen" präsentiert. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Die meisten Kriegsgefangenen, zu denen ab 1943 auch italienische, serbische, britische, französische und polnische Männer gehörten, starben in Zeithain an den katastrophalen hygienischen Bedingungen und der schlechten Ernährung. Nur wenige Erinnerungsberichte sind überliefert. Umso mehr berühren in der Ausstellung die Interviews des Zeitzeugen Dawid Dodin, die man an einer Medienstation anhören kann. Er berichtet unter anderem vom Widerstand und der Fluchthilfe, die Gefangene in dem Lager leisteten.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
Zum Ehrenhain 1
01619 Zeithain

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag: 10 bis 16 Uhr
Freitag: 10 bis 14 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 bis 16 Uhr

Führungen:
Nach rechtzeitiger schriftlicher Anmeldung möglich

Eintritt: frei

Veranstaltungen (Auswahl):

  • 27. Januar, 14 Uhr: Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer von Gewaltherrschaft vor dem Stadtmuseum Riesa
  • 27. Januar, 18 Uhr: Filmvorführung von "The Zone of Interest" zusammen mit dem Stadtmuseum Riesa und Oberbürgermeister Marco Müller. Ort: Filmpalast Capitol Riesa, freier Eintritt

Erinnerungsort Torgau auf Schloss Hartenfels

In den Torgauer Militärgefängnissen waren im Zweiten Weltkrieg etwa 60.000 Deserteure, Kriegsgegner und Widerstandsangehörige aus ganz Europa inhaftiert. Zudem zog das Reichskriegsgericht 1943 in die sächsische Stadt und verhängte hier hunderte Todesurteile. An die vielen Verfolgten der NS-Militärjustiz erinnert in Torgau heute eine Dauerausstellung auf Schloss Hartenfels: Unter dem Titel "Mut und Ohnmacht" stellt sie vor allem persönliche Schicksale von Gefangenen und Hingerichteten vor.

Blick in die Ausstellung 1 min
Bildrechte: MDR/Valentina Prljic
1 min

Der Erinnerungsort Torgau stellt Verfolgte der NS-Militärjustiz vor und beleuchtet die Bedingungen der Haft, so auch in diesem fensterlosen Kubus in der Ausstellung.

ARD Videopublisher Mo 27.01.2025 10:00Uhr 00:11 min

https://www.mdr.de/kultur/ausstellungen/video-erinnerungsort-torgau-100.html

Rechte: MDR/Valentina Prljic

Video

Im Zentrum der Ausstellung steht ein fensterloser Kubus, der die Haftbedingungen auf bedrückende Weise verdeutlicht. Hier kann man berührende Zeitzeugenberichte von Überlebenden hören und sich über ihre Geschichten informieren. Den zu Tode verurteilten Menschen ist eine Installation gewidmet, die Ausschnitte aus ihren Abschiedsbriefen an die Wand wirft. Ihre letzten Worte an Angehörige liegen in Replikaten auch zum Lesen aus. Zu den weiteren eindrücklichen Exponaten in der Ausstellung gehören Zeichnungen, Tagebücher und ein aus Brot geformter Spielwürfel, ebenso wie Fesseln und Zellentüren der historischen Gefängnisse.

Der Dolch des Mörders war unter der Robe des Richters verborgen.

Urteil im Nürnberger Prozess gegen NS-Justizbeamte und Richter am 4. Dezember 1947

Der Erinnerungsort Torgau legt einen großen Fokus auf Protest und Widerstand der Gefangenen, beleuchtet aber auch die Rolle der Richter sowie anderer Täter und verdeutlicht, wie sich die damalige Justiz in den Dienst des Nationalsozialismus stellte. Zudem informiert die Ausstellung auch über die sowjetischen Speziallager in Torgau nach 1945 sowie die politische Haft zu DDR-Zeiten. Bis heute wird das ehemalige Militärgefängnis Fort Zinna als JVA genutzt, weswegen die Gedenkstätte nicht dort, sondern auf Schloss Hartenfels zu finden ist.

Ausstellung informiert mit Text, Bildern und Exponaten wie Fesseln über NS-Militärjustiz
Die Ausstellung informiert über die Haftbedingungen in Torgau, das als Zentrum der nationalsozialistischen Militärjustiz galt. Bildrechte: © Archiv Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Erinnerungsort Torgau, Foto: Dirk Brzoska

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Erinnerungsort Torgau
Schlossstraße 27
04860 Torgau

Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
November bis März: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr

Führungen:
Nach Vereinbarung möglich

Eintritt: frei

Veranstaltungen (Auswahl):

Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein

Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein erinnert an die nationalsozialistischen Krankenmorde. In der einstigen Heil- und Pflegeanstalt wurden von 1940 bis 1941 mindestens 14.751 Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ermordet, darunter viele Kinder und Jugendliche sowie arbeitsunfähige, politische oder jüdische Gefangene aus Konzentrationslagern. Sie alle wurden in einer als Duschraum getarnten Gaskammer umgebracht.

Denkzeichen “Krematorium”
Die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein diente nach Ansicht von Historikern zur Vorbereitung des industriellen Massenmords in Lagern wie Auschwitz. Bildrechte: Archiv Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein

Auch wenn die Nationalsozialisten bauliche Hinweise auf ihre Verbrechen entfernt haben, finden sich im Keller des ehemaligen Tötungsgebäudes noch Reste der Gaskammer, der beiden Verbrennungsöfen sowie des Schornsteins. In einem vorangestellten Gedenkbereich wird auf gläsernen Tafeln mit Namen an die dort ermordeten Menschen erinnert, außerdem gibt es Einblicke in 22 exemplarische Biografien. Ein Besuch könnte besonders für Jüngere emotional überwältigend sein, eine offizielle Altersempfehlung gibt es allerdings nicht.

Fotos der Opfer stehen im Warteraum in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein
Im ehemaligen Warteraum neben der Gaskammer stehen 22 Biografien stellvertretend für alle dort ermordeten Menschen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Daniel Schäfer | Daniel Schäfer

Die Dauerausstellung im Dachgeschoss wirft einen stärkeren Fokus auf die Organisation des Verbrechens sowie auf Täter und Verantwortliche. Neben dem Personal der Tötungsanstalt wird auch das Verhalten der Bevölkerung thematisiert, die den Geruch der verbrannten Menschen und die Ankunft der berüchtigten grauen Busse ignorierte. Außerdem wird die Entwicklung der 1811 gegründeten Heil- und Pflegeanstalt zum Ort des industriellen Massenmords ausführlich nachgezeichnet.

Weitere Informationen zu Adresse und Öffnungszeiten (zum Ausklappen)

Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein
Schlosspark 11
01796 Pirna

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9 bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 11 bis 17 Uhr

Führung:
Immer samstags um 14 Uhr

Eintritt: frei

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Stichtag 1945: Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz | 27. Januar 2025 | 06:45 Uhr

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