
Schon gewusst? Karl Schmidt-Rottluff: Ein Leben voller Kunst – zehn spannende Fakten
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06. April 2025, 04:00 Uhr
Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) war ein bedeutender deutscher Maler und Mitbegründer der expressionistischen Künstlergruppe "Die Brücke". Berühmt für seine lebendigen Farben und die meisterhafte Anwendung des Holzschnitts, suchte er nach Wegen, die innere Wahrnehmung der Welt sichtbar zu machen. Wir haben zehn faszinierende Fakten über den in Chemnitz geborenen Künstler zusammengetragen.
1. Änderte seinen Namen
Geboren als Karl Schmidt am 1. Dezember 1884 in Rottluff bei Chemnitz, fügte er 1905 den Namen seines Geburtsortes Rottluff hinzu, um sich von anderen Künstlern gleichen Namens abzuheben. Die Entscheidung hatte jedoch nicht nur praktische Gründe, sondern galt auch als Zeichen seiner Verbindung zu seiner Heimatstadt Rottluff, die er nie ganz hinter sich ließ, obwohl er später in verschiedenen Städten lebte. Die Entscheidung, den Namen eines kleinen Ortes in sein künstlerisches Selbstverständnis zu integrieren, spiegelte seine starke Identifikation mit seinen Wurzeln wider.
2. Architekt aus Leidenschaft
1905 nahm Schmidt-Rottluff ein Architekturstudium an der Sächsischen Technischen Hochschule in Dresden auf, gab dieses jedoch nach nur einem Semester auf, um sich ganz der Malerei zu widmen. In dieser Zeit soll er eine fast ungewöhnliche Verbindung zwischen Architektur und Kunst entwickelt haben. Trotz des schnellen Abbruchs seines Studiums behielt er sein Interesse an der Architektur bei und ließ sich später von den geometrischen Formen und strukturellen Elementen der Architektur in seiner Malerei und seinen Holzschnitten inspirieren.
3. Mitbegründer der "Brücke"
Schmidt-Rottluff gründete 1905 in Dresden zusammen mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Fritz Bleyl die einflussreiche Künstlergruppe "Die Brücke", die den deutschen Expressionismus maßgeblich prägte. Die Mitglieder von "Die Brücke" lehnten die akademischen Kunstkonventionen der Zeit ab und suchten nach einer direkteren, emotionaleren Ausdrucksweise. Ihre Kunst sollte nicht nur abbilden, sondern intensive Gefühle und subjektive Wahrnehmungen vermitteln.
4. Innovative Farbwahl und Selbstporträts
Die kräftigen, oft ungegenständlichen Farben in seinen Arbeiten sind nicht nur eine ästhetische Wahl, sondern spiegeln eine emotionale und innere Wahrnehmung der Welt wider. Diese Farbwahl war für die Zeit sehr ungewöhnlich.
Außerdem malte Schmidt-Rottluff zahlreiche Selbstporträts, die oft eine extrem reduzierte Form und ein expressives, fast maskenhaftes Erscheinungsbild aufwiesen – eine künstlerische Technik, die mit seinem Bestreben nach innerer Wahrhaftigkeit und emotionaler Intensität zusammenhängt.
5. Kriegszeit und Kunst
Während des Ersten Weltkriegs war er in Russland und Litauen stationiert. Obwohl er als Soldat an der Ostfront kämpfte, führte er sein künstlerisches Schaffen weiter, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Während seiner Zeit im Krieg schuf Schmidt-Rottluff Holzskulpturen, religiöse Holzschnitte und einige Aquarelle. Seine Erfahrungen beeinflussten seine Kunst, aber nicht in Form von direkten Darstellungen von Kriegsbrutalität. Stattdessen entstanden 1918 neun Holzschnitte mit religiösen Themen, die als "Kristus-Mappe" bekannt wurden.
6. Von den Nazis verboten
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde er aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 608 seiner Werke wurden als "entartete Kunst" aus deutschen Museen beschlagnahmt. 1941 erhielt er ein Berufsverbot. Der Expressionismus wurde von den Nazis abgelehnt, da er als "degeneriert" und nicht mit den traditionellen, idealisierten Vorstellungen von Schönheit und Ordnung des Regimes vereinbar galt. Auch die stark emotionale und subjektive Ausrichtung von Schmidt-Rottluffs Kunst passte nicht zur nationalsozialistischen Kunstauffassung, die sich auf klassische, realistische Darstellungen konzentrierte.
7. Karriere nach dem Krieg
Trotz der Repressionen während des Nationalsozialismus erlangte er nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Anerkennung und wurde 1947 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Dort begann er mit der Arbeit an großformatigen Aquarellen, für die er bekannt wurde. Ein besonders bekannter Schüler von ihm war Hans Uhlmann, ein bedeutender deutscher Bildhauer, der später für seine expressionistischen Skulpturen bekannt wurde. Uhlmann und andere Studenten profitierten von seiner Erfahrung und seiner Fähigkeit, klassische Techniken mit modernen, innovativen Ansätzen zu kombinieren.
8. Vielfältiges Werk
Neben Malerei schuf er auch Lithografien, Radierungen und experimentierte mit Skulpturen. Bereits ab 1909 spielte er eine entscheidende Rolle bei der Wiederbelebung des Holzschnitts als künstlerisches Medium und schuf zahlreiche Werke in dieser Technik. Im Werk von Karl Schmidt-Rottluff sind zentrale Motive wie die menschliche Figur, Landschaften und Natur zu finden, die er auf expressive, vereinfachte Weise darstellt.
Besonders seine kraftvollen Porträts und Selbstporträts zeigen eine rohe, emotionale Ausdruckskraft. Seine Werke zeichnen sich durch den Einsatz intensiver Farben und vereinfachter Formen aus.
9. Hauptstifter des Brücke-Museums
1967 wurde auf seine Initiative hin das Brücke-Museum in Berlin eröffnet, zu dem er als einer der Hauptstifter beitrug. Er spendete einen großen Teil seiner Werke, um die Sammlung zu bereichern und die Geschichte der "Brücke"-Künstler zu bewahren. Heute ist es das einzige Museum, das sich ausschließlich der Künstlergruppe widmet und somit einen tiefen Einblick in deren Kunst und Geschichte bietet.
10. Neues Museum im ehemaligen Elternhaus
Das Karl Schmidt-Rottluff-Haus in Chemnitz ist das Elternhaus des bedeutenden Expressionisten. Das Gebäude wurde umfassend saniert und feiert am 6. April 2025 seine Eröffnung als Museum. Es präsentiert eine Auswahl von Schmidt-Rottluffs Werken sowie Biografien der "Brücke"-Mitglieder und beleuchtet die Geschichte des Hauses. Das Karl Schmidt-Rottluff Haus befindet sich in der Limbacher Straße 382 in Chemnitz und ist ein bedeutender Ort für Kunstinteressierte und Besucher der Stadt.
Redaktionelle Bearbeitung: Rebekka Adler
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Dezember 2024 | 10:15 Uhr