Empfehlungen Architektur in Thüringen: Diese Bauwerke sind einen Ausflug wert
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28. Juni 2024, 15:30 Uhr
Unter dem Motto "Einfach (um)bauen" öffnen zum Tag der Architektur am 29. und 30. Juni 2024 besondere Bauwerke und -projekte für Besucher. Doch zahlreiche Architektur-Highlights in Thüringen können das ganze Jahr über besichtigt werden – von der Krämerbrücke in Erfurt über das Bauhaus-Musterhaus "Haus am Horn" in Weimar, das KuK in Gera bis zum Eiermannbau in Apolda. Diese Übersicht stellt zehn einzigartige Bauwerke vor – inklusive Serviceinformationen wie Öffnungszeiten und Adressen.
Inhalt des Artikels:
- Mikro-Architektur mit Natur-Blick in Kaltennordheim
- Clever und beeindruckend: Schmales Haus in Eisenach
- Europa-Rekord: Krämerbrücke in Erfurt
- Modell für den Bauhaus-Stil: Haus am Horn in Weimar
- Ein Haus aus Stroh: Das Strohballenhaus in Weimar
- Die DDR überlebt: Kultur- und Kongresszentrum (KuK) in Gera
- Denkmal des Nationalsozialismus: Ehemaliges Gauforum in Weimar
- Schaudenkmal "Gradierwerk Louise" in Bad Sulza
- Eiermannbau in Apolda
- Bemerkenswerte Aussichten: Leuchtenburg in Seitenroda
Mikro-Architektur mit Natur-Blick in Kaltennordheim
Mithilfe der Mikro-Architektur will das Thüringer Architekturbüro "TAKTAK" mit minimalen Interventionen einen Beitrag zur nachhaltigen Aufwertung ländlicher Regionen leisten. An abgeschiedenen Orten finden Naturliebhaber "Butzen", in denen sie übernachten können.
Die ersten beiden Wandererherbergen stehen mitten im Biosphärenreservat Rhön. Die abstrakte Gebäudeform ist ein Kontrast zum natürlichen Umfeld und gleichzeitig angelehnt an die Forst- und Jagdarchitektur. Für seine "Butze" ist das Architekturbüro mit dem "Sonderpreis Nachwuchs" des Thüringer Staatspreises für Baukultur 2021 ausgezeichnet worden.
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Adresse:
BUTZE
Im Spring 1
36452 Kaltennordheim OT Fischbach/Rhön
Öffnungszeiten:
Jederzeit auf einer Wanderung von außen zu besichtigen.
Clever und beeindruckend: Schmales Haus in Eisenach
Ein Haus, das von Einheimischen gerne als Handtuch bezeichnet wird, ist das schmale Haus in Eisenach. Es ist das schmalste bewohnte Haus Deutschlands, gerade einmal 2,05 Meter breit, umfasst 20 Quadratmeter und verläuft über zwei Stockwerke.
Gebaut wurde es schätzungsweise vor 250 Jahren. 1974 rettete eine Privatperson es vor dem Verfall und sanierte es in den folgenden Jahren.
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Adresse:
Schmales Haus
Johannisplatz 9
99817 Eisenach
Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen
Europa-Rekord: Krämerbrücke in Erfurt
Wer Erfurt besucht, kommt nicht am Wahrzeichen der Stadt vorbei: Die historische Krämerbrücke ist die längste mit Häusern bebaute sowie bewohnte Brücke Europas. Malerisch kuscheln sich die Fachwerkhäuser auf der Brücke aneinander, die 1325 aus Stein erbaut wurde und schon davor aus Holz bestand.
Auf der Brücke stehen statt ursprünglich 120 Häusern heute noch 32. Dort laden kleine Lädchen zum Schlemmen und Verweilen ein.
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Adresse:
Krämerbrücke
99084 Erfurt
Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen.
Modell für den Bauhaus-Stil: Haus am Horn in Weimar
Das Haus am Horn von 1923 ist das erste Bauhaus-Musterhaus überhaupt – es gilt als Inbegriff des modernen Wohnens. Entworfen wurde es von Georg Muche. Auf einer Grundfläche von zwölf mal zwölf Metern konstruierte er die Zimmer rund um einen zentralen Wohnbereich. Speise- oder Kinderzimmer fielen zugunsten des großen Gemeinschaftsraums kleiner aus. Besonders fortschrittlich zeigte sich das Haus auch in Bezug auf neue Technologien – ausgestattet mit Gasherd, Telefonanlage und Zentralheizung. Zur Geschichte des Gebäudes wurde 2019 eine neue Dauerausstellung eingerichtet.
In Weimar kann außerdem weitere Bauhaus-Architektur besucht werden, unter anderem der Van-de-Velde-Bau der Bauhaus-Universität. Die App "Wo ist Walter?" lädt zu einem selbstständigen Hörspaziergang auf den Spuren des Bauhauses durch Weimar ein – entwickelt wurde sie von der Bauhaus-Universität. Das Haus am Horn wurde 2021 mit dem Europäischen Kulturerbepreis ausgezeichnet.
Weitere Informationen (zum Ausklappen)
Adresse:
Haus am Horn
Am Horn 61
99425 Weimar
Öffnungszeiten:
Im Sommer: Mittwoch bis Montag, 10 bis 18 Uhr
Dienstags geschlossen, ansonsten jederzeit von außen zu besichtigen
Im Winter geschlossen
Rundgang zu Bauhaus-Orten in Weimar per App "Wo ist Walter?" selbstständig möglich, die App gibt es für Android und iOS
Eintritt:
Regulär 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Schülerinnen und Schüler (16 bis 20 Jahre) 2 Euro
Barrierefreiheit:
Im Haus werden geführte Touren für blinde und sehbehinderte Besuchergruppen angeboten, auch ein Rollstuhlzugang ist möglich.
Ein Haus aus Stroh: Das Strohballenhaus in Weimar
Das Strohballenhaus im Weimarer Ortsteil Ehringsdorf ist Teil eines ökologisch orientierten Wohnprojektes im sogenannten Ziegelhof – einer Gemeinschaft bestehend aus fünf Familien mit Kindern. Als Bausubstanz des Gebäudes wurden ausschließlich lasttragend verbaute Strohballen genutzt.
Das Besondere an dieser Bauweise ist, dass keine zusätzliche Holzkonstruktion eingebaut ist. Um Heizenergie zu gewinnen, wurden die Fenster des Hauses weitestgehend nach Süden ausgerichtet. Ein zukunftsweisendes Bauprojekt, ausgezeichnet mit dem Architekturpreis der Architektenkammer Thüringen 2022, bei dem die Regionalität der Baumaterialien und das ökologische Bewusstsein im Fokus stehen.
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Adresse:
Ziegelgraben 1b
99425 Weimar OT Ehringsdorf
Die DDR überlebt: Kultur- und Kongresszentrum (KuK) in Gera
Das KuK in Gera ist ein herausragendes Beispiel der DDR-Moderne. 1981 wurde es als Haus der Kultur eröffnet. Eine Untertreibung, denn der großzügige Bau gleicht dem Ost-Berliner Palast der Republik. Was das KuK am meisten unterscheidet, ist bekanntlich der Fakt, dass es anders als "Erichs Lampenladen" (wie der Palast der Republik auch genannt wurde) noch steht.
Sogar als Gesamtkunstwerk haben die Thüringer Denkmalschützer das Haus inzwischen eingestuft. Beeindruckend ist unter anderem die Reliefwand im Foyer mit dem Titel "Lied des Lebens", die von mehreren Bildhauern gestaltet wurde. Von hier aus wurde zu DDR-Zeiten übrigens die Weihnachtssendung "Zwischen Frühstück und Gänsebraten" ausgestrahlt.
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Adresse:
Kultur- und Kongresszentrum (KuK)
Schloßstraße 1
07545 Gera
Barrierefreiheit:
Das KuK ist für mobilitätseingeschränkte Besucherinnen und Besucher geeignet.
Denkmal des Nationalsozialismus: Ehemaliges Gauforum in Weimar
Dieser Gebäudekomplex mit einer Gesamtfläche von ca. 40.000 Quadratmetern erinnert noch heute an die Größenordnungen, in denen zu Zeiten des Nationalsozialismus gedacht wurde. Es war das einzige Gauforum dieser Art, das tatsächlich gebaut wurde. Die heutige Grünfläche war für Aufmärsche vorgesehen. Dafür wurden der Vimaria-Brunnen von 1875 und der kleine Park vor dem Neuen Museum abgerissen. Umfasst werden sollte die Fläche von vier Gebäudekomplexen, von denen drei gebaut wurden.
Architekt war Hermann Giesler, für den sich Hitler 1936 entschied. Hitler ließ aber auch eigene Ideen einfließen. Heute befindet sich in den Gebäuden unter anderem das Thüringer Landesverwaltungsamt und das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus.
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Adresse:
Gauforum in Weimar
Jorge-Semprún-Platz
99423 Weimar
Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen.
Schaudenkmal "Gradierwerk Louise" in Bad Sulza
In Bad Sulza standen einst drei große Gradierwerke, das größte war mehr als 224 Meter lang. Heute ist noch das Gradierwerk Louise erhalten, das durch seine Architektur nicht nur an die beachtliche Baukunst erinnert, sondern auch an die Handwerkskunst, die zur Errichtung nötig war.
Das Gradierwerk diente der Salzgewinnung. Darin wurde salzhaltiges Wasser, die sogenannte Sole, angereichert (gradiert) und gereinigt. Heute wird es für Kur-Zwecke genutzt – Salzluft kann inhaliert werden. Dafür wurde das 140 Meter lange Gebäude saniert und Bauholz von etwa 6,5 Kilometern Länge verarbeitet. Viele Teile des Gradierwerks sind aber noch im Originalzustand.
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Adresse:
Gradierwerk Louise
Am Gradierwerk 3
99518 Bad Sulza
Öffnungszeiten:
Mittwoch, Samstag, Sonntag: 10 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene zahlen 4,50 Euro als Vollzahler oder 3,50 Euro mit Kurkarte
Für Kinder bis 6 Jahre ist der Eintritt frei.
Eiermannbau in Apolda
Der Architekt und Möbeldesigner Egon Eiermann gilt als einer der bedeutendsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine moderne Architektur bewegt sich in der minimalistischen, geradlinigen Tradition des Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ Egon Eiermann die ersten Serienmöbel anfertigen. Von ihm stammen einige bekannte Stuhl-Modelle, die noch heute hergestellt werden. Und er entwarf unter anderem ein umstrittenes Einkaufszentrum in Stuttgart, das später architektonisches Vorbild der Kaufhausarchitektur wurde.
In Apolda steht einer seiner Industriebauten, der sogenannte Eiermannbau – ursprünglich eine Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Textilfabrik, die Eiermann 1938/39 im Auftrag der Total AG Feuerlöschgerätewerke umbaute. 2018 zog die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen ein. Inzwischen befindet sich darin die "Open Factory", die Platz für Werkstattarbeit, soziale und kulturelle Projekte, für Ausstellungen und Ateliers, für Co-Working und Einzelbüros bieten soll.
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Adresse:
Eiermannbau
Auenstraße 11
99510 Apolda
Öffnungszeiten:
Jederzeit von außen zu besichtigen.
Bemerkenswerte Aussichten: Leuchtenburg in Seitenroda
Erbaut wurde die Leuchtenburg in Seitenroda Ende des 12. Jahrhunderts hoch über dem Saaletal. Wenn die Sonne über dem markanten Berg scheint, bringt sie den Muschelkalk zum Leuchten – diesem Naturschauspiel verdankt die Burganlage ihren Namen: Leuchtenburg. Sie gilt als eine der schönsten Burgen Thüringens, die idyllischen Weinberge zählen zu den höchstgelegenen nördlich der Alpen.
Nachdem die Leuchtenburg 2007 vor dem Verkauf stand, wird sie heute von einer Stiftung getragen. Dank der Initiative lässt sich heute das restaurierte Bauwerk mit seiner wechselvollen Geschichte in reizvoller Landschaft erkunden. Ein frei schwebender Stahlsteg ragt 20 Meter ins Saaletal und ermöglicht eine spektakuläre Rundumsicht. Viele Besucherinnen und Besucher kommen auch wegen der imposant inszenierten Porzellanausstellung.
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Adresse:
Leuchtenburg
Dorfstraße 100
07768 Seitenroda
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: täglich 9 bis 18 Uhr
November bis März: täglich 10 bis 17 Uhr
Barrierefreiheit:
Alle neuen Ausstellungsbereiche der "Porzellanwelten" wurden rollstuhlgerecht eingerichtet. Das Besucherzentrum mit Bistro und Terrasse ist barrierefrei nutzbar, ebenso wie der Tagungssaal im Torhausgebäude. Auch zur Burggastronomie gibt es einen stufenlosen Weg. Drei barrierefreie Toiletten befinden sich auf dem Burggelände.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | 28. Juni 2024 | 14:00 Uhr