Benedek Jávor
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Interview "Paks II ist extrem teuer, unnötig und falsch"

06. März 2018, 18:08 Uhr

Benedek Jávor ist ungarischer Politiker der grünen Partei "Dialog für Ungarn" und seit 2014 Abgeordneter im Europäischen Parlament. Er hält den Atom-Deal mit Russland für gefährlich und stellt sich klar dagegen.

Verringert oder vergrößert Paks II Ungarns Energieabhängigkeit von Russland?

Aus energiepolitischer Sicht ist Ungarn bereits weitgehend von der Russischen Föderation abhängig: circa 60 Prozent der in Ungarn verbrauchten Energie ist russischer Herkunft. Nach der Europäischen Energiesicherheitspolitik ist zu viel Abhängigkeit von einem Versorger unerwünscht, darum ist es in der EU ein allgemeines Interesse Energieabhängigkeit zu vermindern. Das Atomkraftwerk Paks II würde diese Abhängigkeit aaber noch weiter ausbauen.

Inwiefern?

Ungarn plant, seine eingebildete Versorgungslücke mit einem neuen Atomkraftwerk ab Mitte der 2020er- Jahre zu schließen. Es wird mit russischer Technologie gebaut, mit russischen Brennstoffen betrieben und von Russland finanziert. Diese technologische Abhängigkeit bedeutet außerdem, dass Ungarn auch nach der Fertigstellung wahrscheinlich weiterhin russische Hilfe brauchen wird – vor allem hinsichtlich der Vermeidung von nuklearen Zwischen- und Unfällen.

Angesichts der alarmierenden Zunahme der Cyberaktivitäten des russischen Geheimdienstes und der Tatsache, dass das AKW mit russischer Software betrieben wird, ist es zudem gefährlich, wenn nationale Schlüsselinfrastruktur russischem Einfluss ausgesetzt wird.

Somit widersetzt sich Ungarn den Zielen der europäischen Energie-Strategie und behindert die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Energiepolitik: Es erhöht die Abhängigkeit von einem einzigen Drittland - sowohl aus technologischer als auch finanzieller Sicht. Und aus meiner Sicht ist Russland nur ein verlässlicher Partner, solange es seinen eigenen politischen Interessen dient.

Gemäß der ungarischen Regierung ist Paks II aber die einzige und beste Lösung für die zukünftige Stromversorgung Ungarns. Wie sehen Sie das?

Was die Frage der Alternativen angeht, so verheimlicht die Regierung die Wahrheit, wenn sie Paks II als einzige mögliche Lösung für Ungarns zukünftige Energiepolitik darstellt. Aus technologischer Sicht gibt es eine klare mögliche Alternative ohne Nuklearkraft, basierend auf erneuerbarer Energie und Maßnahmen für mehr Energieeffizienz. 

Ich habe Berechnungen für alternative Szenarien in Auftrag gegeben: Das sogenannte "Grüne Szenario" stellt ein stabiles, tragfähiges und nachhaltiges Energiesystem für das Land zur Verfügung, indem der Anteil der Erneuerbaren bis 2050 auf 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs und auf 80 Prozent des Stromverbrauchs gesteigert wird. Währenddessen würde aufgrund entsprechender Investitionen in die Energieeffizienz der allgemeine Verbrauch um 60 Prozent sinken.

Des Weiteren ist Atomkraft die gefährlichste Art und Weise, Energiezu produzieren. Nach Tschernobyl und Fukushima wissen wir, dass es sichere Kernenergie nicht gibt – Unfälle passieren immer wieder. Unsere einzige Hoffnung ist, dass Atomkraft stärker kontrolliert und begrenzt wird. Ich denke, dass nach Fukushima keine Regierung, die noch bei Sinnen ist, dieses Risiko in Kauf nehmen sollte. Nach dazu, wenn es nicht zwingend nötig ist.

Russische, Ungarische, Tschechische und Ukrainische Flagge 2 min
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2 min

Wie steht es um die Beziehungen Russlands zu seinen osteuropäischen Nachbarn? Dieser Frage sind wir in Teil I der Reportage in Ungarn, Tschechien und der Ukraine nachgegangen.

Mi 28.02.2018 17:53Uhr 01:31 min

https://www.mdr.de/heute-im-osten/projekte/wir-und-russland/video-179062.html

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Video

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: HEUTE IM OSTEN: Reportage | 10.03.2018 | 18:00 Uhr