Umfrage Adrian Mirica, Zeitungsverkäufer
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08. Januar 2019, 16:30 Uhr
Adrian Mirica betreibt inmitten der Innenstadt von Bukarest einen Zeitungskiosk. Die EU ist das Beste, was Rumänien passieren konnte, meint der 43-Jährige.
Ich habe Jura studiert. Nach dem Studium bin ich lieber Kleinunternehmer statt Anwalt geworden. Ich verlasse werktags um drei Uhr das Haus, um frische Ware zu holen, ab vier Uhr bekommen sie bei mir eine Zeitung. Vormittags löst mich meine Frau ab, ich komme am Nachmittag wieder. In den 1990er-Jahren haben wir noch die Zeitungen bei Wind und Wetter im Freien verkauft. Unser kleiner Aufstieg ist dieser Kiosk hier, den wir im Winter auch beheizen können. Mit der Zeit sind leider aber auch viele Zeitungen eingegangen. Natürlich lesen die Leute noch. Ich jedenfalls hole mir meine Infos aus gut recherchierten Zeitungsartikeln, im Internet kursieren so viele Fakenews.
Was ich von der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft halte? Das ist doch nur eine Art Formalität, die wir sicher gut erfüllen werden. Rumänien ohne die EU ist einfach nicht vorstellbar. Das war das Beste, was Rumänien passieren konnte. Millionen unserer Landsleute sind in andere EU-Länder ausgewandert. Warum sie gegangen sind? Weil sie erleben, wie sich die rumänischen Politiker seit Jahrzehnten bereichern, und weil man auf vielen Behörden im Land immer noch Schmiergeld zahlen muss. Das haben viele satt. Alles gute Gründe zu gehen, doch ich kann nicht auswandern - auch wenn ein Leben im Ausland vermutlich leichter wäre als hier in Bukarest. Ich bleibe, da an diesen Ort mein Herz hängt.
Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: Radio | 31.12.2018 | 17:00 Uhr