Beginn des Zweiten Weltkrieges Angriff auf Polen: "Von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!"
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30. August 2021, 14:45 Uhr
Mit dem Angriff auf das Nachbarland Polen am 1. September 1939 gelang Hitlers erster, aber lang geplanter Schachzug im Eroberungsfeldzug um Europa. Der Überfall auf Polen wurde als Blitzkrieg bewundert. Doch tatsächlich führten die deutschen Truppen einen Vernichtungsfeldzug, der Tausende Ziviltote forderte. Mit dem Einmarsch in Polen begann Hitler den Zweiten Weltkrieg.
Hitler plante den Überfall auf Polen monatelang. Die streng geheimen Vorkehrungen trugen den Decknamen "Fall Weiß". Am 01. September 1939 setzte Hitler den Plan schließlich in die Tat um und befahl seinen Truppen den Einmarsch in Polen. Durch einen angeblichen Überfall Polens auf den Rundfunksender Gleiwitz in Schlesien rechtfertigte er seinen Feldzug. Doch der fingierte Überfall war schlicht Propaganda.
Seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen.
Ein Satz, der noch Jahrzehnte nach seinem Ausspruch ein Symbol für Zerstörung und Leid ist. Adolf Hitler sagte ihn in seiner Rede vor dem deutschen Reichstag am 1. September 1939. Die "Wochenschau" und Rundfunksender übertrugen die wütende Ansprache des Führers, in der er über die "unerträglichen Zustände" referierte, in denen das deutsche Volk durch den "Versailler Vertrag" leben müsse. Er selbst habe die Polen gebeten, diese Zustände aufzuheben, doch diese hätten sich geweigert. Stattdessen erzählte Hitler von einem Überfall auf den deutschen Rundfunk Gleiwitz.
Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind.
Der Anfang war der Hitler-Stalin-Pakt
Hitlers Rede war eine Lüge. Der Angriff auf Polen wurde von langer Hand geplant. Bereits im August 1939 machte sich der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop auf den Weg nach Moskau. Im Gepäck hatte er alle Vollmachten Hitlers, um einen Nicht-Angriffspakt mit der Sowjetunion zu schließen. Zehn Jahre sollte der Pakt gelten. Er versicherte, dass sich die Erzfeinde im Kriegsfall unterstützen werden. Und dass sie sich nicht gegenseitig angreifen werden.
In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1939 unterschrieben Molotow und Ribbentrop die Dokumente. Keine zwei Wochen nach der Unterzeichnung griff Deutschland Polen an. Ohne formale Kriegserklärung. Ein Blitzkrieg. Aus dem Nichts griff am 1. September um 4.45 Uhr im Hafen von Danzig ein deutsches Kriegsschiff die Westerplatte an - das polnische Munitionslager in der Freien Stadt Danzig. Fünf Minuten vorher hatten deutsche Kampfflugzeuge damit die Kleinstadt Wielun bombardiert. 1.200 Menschen starben. Parallel dazu marschierten mehr als 1,5 Millionen deutsche Soldaten auf dem Landweg ein.
Polen vorerst allein im Kugelhagel
Die polnischen Bündnispartner Frankreich und England reagierten nicht. Sie hatten erst im Frühjahr einen Beistandspakt mit Polen geschlossen. Doch statt Truppen zur Unterstützung zu schicken, blieb die dringend benötigte Hilfe aus. Die polnischen Armeen waren in maßloser Selbstüberschätzung viel zu weit vorn aufgestellt. Eine ausreichende Tiefe fehlte ihnen und so wurden sie eingekesselt und aufgerieben. Hinzu kommt, dass die Sowjetunion ihren Teil des Hitler-Stalin-Pakts einhielt und Ende September ebenfalls in Polen einmarschierte. Bei Brest trafen sie auf die deutschen Truppen. Hitlers Plan bei der "Gewinnung des Lebensraum Ost" schien aufgegangen zu sein.
Hilfe, die zu spät kommt
Erst am 3. September verkündeten England und Frankreich, die Bündnispartner Polens, dass sie sich mit Deutschland im Krieg befinden. Als die Menschen das hörten, feierten sie in Warschau auf den Straßen. An einen Zwei-Fronten-Krieg dachte dabei keiner. An der französischen Grenze wurden fünf Millionen Soldaten aufgestellt. Obwohl die Franzosen den Deutschen zahlenmäßig um mehr als die Hälfte überlegen waren, griffen sie nicht ein. Im Herbst 1939 besetzten die sowjetischen und deutschen Truppen Polen nahezu komplett.
Der Zweite Weltkrieg dauerte sechs Jahren und kostete mehr als 50 Millionen Menschen das Leben.
(jok)
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV:
04.02.2020 | TV | 22:05 Uhr